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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf und fuhren mit zu dem Kahlen nach Hause. Unterwegs nahm der noch andere Leute mit, und die Passagiere bezahlten mit Alkohol.
    Im Lift drückte der Bursche auf den Knopf für die oberste Etage, und als alle ausgestiegen waren, schloss er mit seinem Schlüssel eine Eisentür in der Wand auf. Sie stiegen mehrere Eisentreppen hoch. Das Mädchen sagte: »Wow!« Sie standen auf einem schwarz übergossenen Dach. Der Himmel wurde schon hell, rechts konnte man den Finnischen Meerbusen sehen. Hier und da brannten Lichter, über den Häusern schrien hungrige Möwen. Ihr kahlköpfiger Freund wohnte in einem echten Penthouse. Drinnen gab es Möbel, einen Fernseher mit einer Satellitenschüssel und ein gestohlenes Telefon.
    Sie hatten keinen Gruppensex, sie hatten ganz gewöhnlichen Sex. Falls Sie denken, dass der junge Mann enttäuscht war, sind Sie auf dem Holzweg. Als er einschlief, hörte er die Möwen schimpfen. Endlich lebte er so, wie er es immer gewollt hatte.
    Viertes Rezept – Dicke weiße Kümmelsauce
    M an sagt, dass jüdische Mädchen besonders gern Sex haben. Ich weiß nicht, habe ich schon gesagt, dass sie ein jüdisches Mädchen war? Sie probierten alles aus, sogar S&M. Sie liebten es, Sex an ungewöhnlichen, ganz und gar nicht dafür geeigneten Orten zu haben. Auf dem Tisch in der Bar »Iguana«, auf den Stufen einer fahrenden Rolltreppe, unter der hochgezogenen Litejny-Brücke und auf dem Sofa im Schlafgemach des Pawlowsker Schlosses ...
    Ihm schien, niemand habe solchen Sex wie sie. Einmal erzählte er einem Fotografen, einem schüchternen Burschen aus der Provinz, dass er bei einem Konzert von Depeche Mode Sex gehabt habe, direkt beim Lied Construction Time Again. Der Bursche erwiderte, Depeche Mode , ja, das sei gut – und »Konstrakschn« – wie hieß das weiter? – das sei auch nicht übel ... Aber hast du schon mal Sex in einer Vorortbahn ausprobiert, die an einem Samstagsommermorgen an den Strand von Selenogorsk fährt?
    Im Oktober gingen sie in das mexikanische Restaurant »Senor Lopez«. An den rauen Wänden blühten Aquarellkakteen. In der Mitte des Raums schlug ein hinkender Mariachi in die Saiten. Sie aßen Hähnchenflügel in dicker weißer Kümmelsauce und tranken Wodka, den sie mit Bier hinunterspülten. Das Mädchen sagte, so sei das nicht richtig, aber sie saßen mit dem Redakteur einer kleinen Zeitung zusammen, der (wahrscheinlich aus purer Bosheit) darauf bestand, dass alle Wodka mit Bier tranken. Dann ging der Redakteur. Sie blieben zu zweit. Auf der Straße begegnete ihnen ein Bekannter, ein Alkoholiker, der im Nachbarhaus wohnte, und der junge Mann kaufte ihm eine Flasche Bier. Sofort kamen alle Alkis, die den Nachbarn kannten, angelaufen. Sie hatten große Adamsäpfel, waren schwarz vom Suff und extravagant gekleidet. Vor zwanzig Jahren wären sie mit ihren Klamotten hochmodern gewesen. Die Alkis lächelten unaufrichtig und wollten, dass der junge Mann ihnen ebenfalls Alkohol kaufte.
    Sie flüchteten und beschlossen, ins »Kontinent« zu gehen. Statt im »Kontinent« landeten sie im dunklen Gärtchen des Mariinsky-Krankenhauses. Wahrscheinlich machte sich der Wodka mit dem Bier langsam bemerkbar. Er drückte sie in die Hocke und rauchte gleichzeitig eine Zigarette. Auf seinen schwarzen Jeans lag ihre weiße Hand mit den lackierten Fingernägeln. Durch die kahle Hecke konnte er die über den Litejny schlendernden Fußgänger sehen. Das Mädchen sagte nichts und unterbrach ihre Tätigkeit kein einziges Mal, aber nachdem sie aufgestanden und mit dem Handrücken den Lippenstift abgewischt hatte, sprach sie eine volle Stunde lang nicht mehr mit ihm. Sie gingen ins »Kontinent«, tanzten eine Weile und hatten eine prima Zeit, aber er musste sich sehr bemühen, damit der Abend nicht mit einem Skandal endete.
    Das war das einzige Problem: Sie hasste oralen Sex. Schon das Wort »oral« brachte sie zur Weißglut. Wenn von Zeit zu Zeit doch mal was für ihn abfiel, dann sozusagen unter der Hand. Schon nach einem Monat kaufte er dem Mädchen ein Zippo-Feuerzeug, um das sie lange gebettelt hatte, und ging mit ihr ins »Castle-Rock«, um ihr Lederjeans zu kaufen. Die Verkäufer in diesem Geschäft redeten die Kunden grundsätzlich mit »du« an. Gebückte junge Männer mit Marihuana-Lidern baten, »noch ein Fünferchen draufzulegen«. Ihre Stimmen klangen, als hätte jemand versucht, sie zu erwürgen, und sie täten sich jetzt unendlich Leid.
    Nach dem »Castle-Rock« gingen sie in den Squat in

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