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Macht der Toten

Macht der Toten

Titel: Macht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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blickten argwöhnisch zu ihnen herüber. Die junge Frau hielt inne.
    Chris war aufgesprungen, stand jetzt neben der Frau. »Was machen Sie da?«
    »Das ist ein Geschenk…«
    »Von wem?«
    »Von seinem Vater.« Die Frau zögerte. »Von meinem Bruder. Philip.«
    Chris erstarrte. Einer der Soldaten näherte sich. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, ja«, sagte Chris irritiert.
    »Sind Sie sich sicher?«
    »Danke, ja.«
    Der Soldat trabte davon. Chris betrachtete die Frau. Tatsächlich war sie Philip ähnlich. Mehr als das, sie war ihm – unglaublich – wie aus dem Gesicht geschnitten. »Ich wusste nicht, dass er eine Schwester hatte.«
    »Er hat es selbst nicht gewusst.«
    Chris schüttelte den Kopf. Fünf Jahre nach jenem Tag, an dem man ihr mitgeteilt hatte, Philip sei am Flughafen Schönefeld erstochen worden, wollte sie sich nur noch auf David und dessen Zukunft konzentrieren. Jetzt holte sie die Vergangenheit so plötzlich wieder ein. Ein weiterer Jeep ratterte über den verschneiten Beton. Eigentlich war die Vergangenheit allgegenwärtig.
    »Ich heiße Beatrice«, sagte die Frau.
    »Also, Beatrice, was wollen Sie meinem Sohn geben?«
    Beatrice zeigte ihr ein Schmuckstück. Es sah wie eine riesige Brosche aus. Eine Rose. »Das ist sehr schön«, sagte Chris. »Aber was ist das?«
    »Ein Andenken an seinen Vater.«
    »Und was soll David damit?«
    Beatrice gab dem Jungen die Rose. David griff danach. »Cool!«, sagte er und fuchtelte wie mit einem Schwert damit herum.
    Beatrice sagte: »Sie sollten gut darauf aufpassen. Eines Tages wird er es brauchen.«
    Chris ging vor ihrem Sohn in die Hocke. »David, gib es der Mama.«
    Er händigte ihr das Schmuckstück aus. Chris betrachtete es. Es war mehr als eine kunstvoll gearbeitete Rose, das spürte sie. Aber was war es dann?
    Sie schaute zu Philips Schwester auf, doch Beatrice war verschwunden. Sie stand bereits auf der anderen Straßenseite. Sie winkte noch einmal. Dann fuhr ein Militärtransporter an ihr vorbei, und sie war verschwunden.

Interview
    mit dem Autor MARCEL FEIGE
     
     
     
    Tattoos and Scars are everything that’s left – so der Titel eines Songs. Tattoos haben Sie viele, Scars – auf dem Körper und der Seele – auch?
    Marcel Feige: Nein, nicht wirklich. Nur viel Spaß gehabt und Erfahrung gesammelt in den diversen Subkulturen.
    Verarbeiten Sie in Ihren Romanen eigene Erlebnisse, Gefühle und Erinnerungen – sind Ihre Romane für Sie quasi auch eine Psychotherapie?
    Marcel Feige: (lacht) Ich bin Schriftsteller, und als solcher habe ich grundsätzlich erst einmal nur sehr viel Spaß am Geschichtenerzählen. Dass diese Geschichten mitunter eigene Erlebnisse, Gefühle und Erinnerungen enthalten, bleibt nicht aus, vor allem, wenn ich diese Geschichten in ein Umfeld platziere, dass meinen eigenen Interessenfeldern entspricht.
    Drogen spielen in Ihrem Roman eine wichtige Rolle. Wie stehen Sie selbst zu dem Thema Drogenkonsum?
    Marcel Feige: Ist Alkohol auch eine Droge? Okay, dann passiert es schon mal, dass ich wie Philip, die Hauptfigur meiner Trilogie, in einem Techno-Club in Berlin abstürze. Eine gute Party bringt das manchmal so mit sich, wer kennt das nicht? Andere Drogen habe ich allerdings noch nicht probiert.
    Wie viel von Ihnen selbst steckt in Philip, der Hauptfigur Ihrer Trilogie?
    Marcel Feige: Bis auf die Tatsache, dass Philip wie ich die Berliner Techno-Szene sehr gut kennt, nicht sehr viel. Okay, er ist Fotograf bei einem Boulevardblatt, und auch ich habe meine ersten Sporen als Journalist verdient. Aber das war’s im Prinzip schon.
    In Band 1 schreiben Sie: »In Berlin gibt es nur Durchgeknallte und Verrückte… Ich sage euch, 90 Prozent der Berliner sind schwul oder lesbisch, und die restlichen zehn Prozent kommen mit ihrem Leben nicht klar.« Ist das eine Tatbestandsbeschreibung der Bevölkerung unserer Hauptstadt und seiner Politiker, oder …
    Marcel Feige:… nur eine überspitzte Behauptung einer fiktiven Figur im Roman? Das darf jeder Leser selbst entscheiden, zumindest was die Bevölkerung betrifft. Die Politiker? Nun ja, das ist ein Thema für sich…
    Ein weiteres Zitat aus dem Buch: »Du denkst nicht gerne an den Tod.« Haben Sie sich, vielleicht auch gerade zur Recherche für diesen Roman, mit dem Thema Tod intensiv beschäftigt, oder ist das eines der großen, vielleicht das größte Tabuthema unserer Zeit, auch für Sie ein unangenehmes Thema, mit dem man sich besser nicht abgibt?
    Marcel Feige: Dass die Menschen sich

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