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Macht Musik schlau?

Macht Musik schlau?

Titel: Macht Musik schlau? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Jäncke
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favorisierten Modell der zeitlich-räumlichen Verarbeitung entgegenkommen. Bekanntlich argumentieren diese Autoren ja, dass insbesondere zeitlich-räumliche Funktionen beim passivenHören von Mozart-Musik profitieren würden. Um diese Studien zu finden, hat die Autorin dieser Metaanalyse neben der Recherche in verschiedenen wissenschaftlichen Datenbanken über 200 Kollegen angeschrieben, von denen sie wusste, dass sie an solchen Fragestellungen interessiert sind. Von den vielen Untersuchungen, die sie auf diese Art und Weise identifizieren konnte, nahm Lois Hetland die oben genannte Anzahl von Arbeiten in ihre Metaanalyse auf, wobei folgende Kriterien erfüllt sein mussten:
    1.   Es sollten nur Untersuchungen mit Menschen sein (also keine Ratten- oder andere Tieruntersuchungen).
    2.   Die aufgenommenen Studien sollten mindestens eine Versuchsbedingung enthalten, in der die Versuchspersonen für acht bis zehn Minuten unter Laborbedingungen Musik passiv zuhörten, von der man annahm, dass sie die Leistungen in räumlichen Funktionstests verbessern würden.
    3.   Die Untersuchungen sollten mindestens eine Kontrollbedingung beinhalten, bei der davon auszugehen war, dass sie nicht zu Leistungsverbesserungen in räumlichen Leistungen führen würde.
    4.   Mindestens ein Test zur Erfassung räumlicher Funktionen sollte den Versuchspersonen zur Bearbeitung vorgelegt worden sein.
    5.   Die Verfasser der Studien sollten statistische Kennwerte berichtet haben, die es ermöglichten, mit diesen Daten metaanalytische Untersuchungen durchzuführen. Insbesondere sollten Mittelwerte bzgl. der Leistungen in den räumlichen Leistungstests nach den unterschiedlichen Versuchsbedingungen (z.B. für die Mozart- und Kontrollbedingung) angegeben sein.
    6.   Als letztes wichtiges Kriterium wurde definiert, dass die aufzunehmenden Studien Übungs- und Lerneffekte kontrolliert haben.
    Die so identifizierten Studien wurden einer sehr gründlichen statistischen Analyse unterzogen, in der Folgendes überprüft wurde:
    1.   Ist ein Mozart-Effekt im Vergleich zu einer Ruhebedingung (also keine Musikstimulation) vorhanden? Das heißt: Sind die Leistungen in den räumlichen Tests nach dem passiven Hören der Mozart-Sonate besser als nach einer Ruhebedingung?
    2. Ist ein Mozart-Effekt im Vergleich zur Ruhebedingung nur für Tests vorhanden, die explizit zeitlich-räumliche Leistungen nach Rauscher und Kollegen messen?
    3.   Unterscheiden sich die Leistungen in den räumlichen Tests nach einer Ruhebedingung von denen nach einer aktiven Entspannungsbedingung? In einigen Untersuchungen kamen nämlich neben den passiven Ruhebedingungen (wo die Versuchspersonen instruiert waren, nichts zu machen) auch aktive Entspannungsinstruktionen zum Einsatz (z.B. geleitet durch Entspannungskassetten oder mittels verbalen Instruktionen zur Entspannung).
    4.   Ist der gefundene Mozart-Effekt in einigen Labors größer als in anderen?
    5.   Existiert ein Unterschied im Hinblick auf den Mozart-Effekt für die publizierten Studien im Vergleich zu den unpublizierten Studien?
    Insgesamt belegt diese sehr sorgfältige und ambitiöse Studie, dass im Vergleich zu Ruhe- und Entspannungsbedingungen in der Tat ein schwacher aber statistisch bedeutsamer Effekt vorliegt (siehe hierzu Abb. 5 und 6 ). Diese Metaanalyse belegt demzufolge, dass passives Hören von Mozart-Musik zu einer Leistungssteigerung in verschiedenen räumlichen Tests führt. Der Effekt beträgt etwas mehr als ein Drittel der Standardabweichung. Des Weiteren sind die Befunde auch optimistischer als jene, welche in der Untersuchung von Chabris berichtet wurden. Allerdings konnte auch gezeigt werden, dass der Mozart-Effekt nicht nur auf das Hören von Mozart-Musik beschränkt ist, sondern auch nach dem Hören anderer Musikstücke auftrat. 4 Es konnten auch keine Geschlechtsunterschiede oder experimentaltechnische Einflüsse (zum Beispiel Übungseffekte während des Experimentes) identifiziert werden. Auffallend war allerdings, dass der Mozart-Effekt in einigen Labors deutlich größer ausfiel als in anderen Labors. So war der Mozart-Effekt in den Studien von Rauscher und Kollegen und in einem weiteren Labor deutlich größer und wich statistisch signifikant vom Durchschnitt der in den anderen Labors gefundenen Ergebnisse ab. Ein

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