Macht Musik schlau?
Schulleistungen günstig beeinflusst. Mit anderen Worten könnte man vereinfacht feststellen, dass zusätzlicher Musikunterricht zum normalen Schulunterricht sich günstig auf verschiedene intellektuelle Leistungen auswirkt. Es wurde allerdings bis dato nie ernsthaft verglichen, ob zusätzlicher Musikunterricht besser als zusätzlicher Schach-, Schauspiel-, Sport- oder Sprachunterricht ist.
Im Folgenden sollen die letzten beiden internationalen Längsschnittstudien dargestellt werden, die zugleich auch die bislang methodisch besten Studien zu diesem Thema sind. Eine Studie konzentriert sich auf den möglichen Einfluss der Musikausbildung auf das verbale Gedächtnis (Ho, Cheung und Chan, 2003), während die andere Studie sich mit dem Zusammenhang von Musikunterricht und allgemeiner Intelligenz auseinandergesetzt hat (Schellenberg, 2004).
3.2.1
Die chinesische Längsschnittstudie
Die Arbeit der chinesischen Arbeitsgruppe von Ho und Kollegen (Ho et al., 2003) ist eine Folgeuntersuchung einer bereits von der gleichen Arbeitsgruppe publizierten Querschnittuntersuchung (s Kap. 4 ), in der insbesondere ein günstiger Effekt des allgemeinen Musiktrainings auf das verbale Gedächtnis beschrieben wurde. An der Längsschnittuntersuchung nahmen 50 Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren teil. Diese Kinder wurden in drei Versuchsgruppen eingeteilt, je nachdem, welche Musiktrainingserfahrung sie bislang genossen hatten. Siebzehn Kinder begannen als Novizen ein einjähriges Musiktraining im Rahmen eines schulischen Orchestertrainings, ohne dass sie bislang Erfahrung mit Musik hatten (Anfänger). Vierundzwanzig weitere Kinder hatten bereits ein Jahr lang Musikunterricht genossen, und nahmen dann für ein weiteres Jahr an dem Orchestertraining teil (Fortsetzer). Die dritte Gruppe bestand aus Kindern, welche Musiktraining absolviert hatten, dieses aber nach etwa drei Monaten unterbrachen (Abbrecher). Diese Kinder hatten etwa zwei bis drei Jahre an dem Orchestertraining teilgenommen. Das Orchestertraining war für alle Kinder gleich und fand an derselben Schule statt. Insofern unterschieden sich die Kinder nicht hinsichtlich der sonstigen schulischen Anforderungen und das allgemeine Schulklima war für alle Kinder identisch. Die Autoren haben sich groÃe Mühe gemacht, um die drei Versuchsgruppen miteinander vergleichbar zu machen. So wurden verschiedene Kennwerte erhoben, um zu vergleichen, ob sich die Kinder neben der unterschiedlichen Musikausbildungsgeschichte nicht auch in anderen Aspekten unterschieden. Gemessen wurde das finanzielle Einkommen der Familie, der Bildungsgrad von Mutter und Vater, das Alter der teilnehmenden Kinder sowie der Ausbildungsstand der Kinder. Die Kinder der drei Versuchsgruppenunterschieden sich hinsichtlich des Alters (mittleres Alter der Fortsetzer 10,7 Jahre, der Abbrecher 11 Jahre und der Anfänger 8,9 Jahre). Auch im Hinblick auf die Anzahl der bislang geleisteten Schuljahre unterschieden sich die drei Versuchsgruppen, wobei die Anfänger etwa zwei Jahre weniger Schulunterricht genossen hatten. Diese Unterschiede ergeben sich teilweise aus dem Versuchsdesign, denn die Fortsetzer und die Abbrecher hatten bereits mindestens ein Jahr Musikunterricht. Tendenziell ergab sich noch ein Unterschied zwischen den Versuchsgruppen im Hinblick auf das Familieneinkommen, denn die Eltern der Anfänger verfügten tendenziell über ein höheres Familieneinkommen. Hinsichtlich der Anzahl der Ausbildungsjahre der Eltern und der Intelligenztestergebnisse der teilnehmenden Kinder konnten keine Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen festgestellt werden. Insofern waren die drei Versuchsgruppen zumindest im Hinblick auf die grundlegenden intellektuellen Fertigkeiten und den Bildungshintergrund der Eltern sehr ähnlich. Das verbale Gedächtnis wurde mittels eines speziellen Tests gemessen, der in Hongkong sehr gebräuchlich ist und dort auch im Rahmen von Schuleignungsuntersuchungen etc. zum Einsatz kommt. Im Rahmen dieses Tests mussten die Versuchspersonen Wörter auswendig lernen. Im Anschluss daran wurde die Lern- und Behaltensleistung überprüft. Als Kontrolltest kam ein visueller Gedächtnistest zum Einsatz. Der Ablauf der Gedächtnistestung sah wie folgt aus: Zunächst mussten die Kinder für jeden Test eine Lernphase absolvieren. Danach folgte eine Phase, in der die Behaltensleistung nach einer Verzögerung von 10 und 30 Minuten
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