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Macht Musik schlau?

Macht Musik schlau?

Titel: Macht Musik schlau? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Jäncke
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Standard-Intelligenztest und einen Test zur Messung von sozialen Kompetenzen bearbeitet. Diese Kennwerte wurden in die statistische Analyse einbezogen.
    Alle vier Versuchsgruppen wiesen nach einem Jahr eine statistisch signifikante Verbesserung des Intelligenzquotienten auf. Grundsätzlich ist dies nicht verwunderlich, denn in diesem Alter ist mit einer durchschnittlichen Zunahme der Intelligenz um 4–5 Punkte zu rechnen. Interessanter ist, dass jene Kinder, welche den Musikunterricht (Klavier-oder Gesangsunterricht) erhalten hatten, einen stärken Anstieg des Intelligenzquotienten zeigten, als jene Kinder, die lediglich Schauspielunterricht erhalten oder keinen zusätzlichen Unterricht genossen hatten. Es konnte kein Unterschied in der Intelligenzentwicklung zwischen den Kindern festgestellt werden, welche Klavier- oder Gesangsunterricht genossen hatten. Insgesamt erzielten die Kinder mit einer theoretischen und praktischen Musikausbildung (Klavier oder Gesang) einen Zuwachs ihres Intelligenzquotienten von rund 7 Punkten. Jene Kinder ohne Musikausbildung erzielten einen IQ-Zuwachs von rund 4 Punkten. Der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen ist zwar numerisch klein (durchschnittliche Effektgröße d = 0,4), aber statistisch signifikant. Die Analyse der Kennwerte zur Erfassung sozialer Kompetenzen zeichnet ein anderes Bild. Die Kinder, welche Schauspielunterricht erhalten hatten, zeichneten sich durch eine Reduktion von ungünstigen sozialen Verhaltensweisen aus (z.B. Reduktion von Hyperaktivität, Aggression, Angst, Depression etc.) und verbesserten sich darüber hinaus auch im Hinblick auf andere soziale Variablen (z.B. Führungsverhalten, Anpassungsfähigkeit und soziale Fertigkeiten).
    Insgesamt bleibt festzuhalten, dass es sich hierbei um eine recht überzeugende Studie handelt, die einen moderaten aber dafür klar interpretierbaren Einfluss von Musikausbildung auf die intellektuelle Entwicklung der Kinder belegt. Interessant ist allerdings, dass die sozialen Fertigkeiten offenbar stärker durch das Schauspieltraining als durch das Musiktraining gefördert werden.
    Dabei weist Schellenberg ausdrücklich darauf hin, dass ähnliche positive Effekte möglicherweise auch durch Unterricht in anderen Inhaltsgebieten – wie zum Beispiel Schach- oder Erdkundeunterricht – erzielt werden könnten. Voraussetzung wäre, dass eine ähnlich intensive Betreuung wie bei jenen Versuchspersonen, die Musikunterricht erhalten hatten, realisiert würde. Das heißt, die Kinder müssten intensiven Einzel- oder Gruppenunterricht in dem zusätzlichen «Gebiet» erhalten.
    Die Ergebnisse der Studie von Schellenberg sind in Abbildung 14 zusammengefasst.

    Abbildung 14: Zusammenfassung der Befunde der Schellenberg-Studie. Dargestellt sind die Zuwächse der Intelligenztest-Kennwerte getrennt für die vier Versuchsgruppen (Schüler mit Klavier-, Gesangs- und Schauspielunterricht sowie Kinder, die keinen zusätzlichen Unterricht genossen hatten).
    3.3
    Deutschsprachige Längsschnittstudien
    Neben den oben besprochenen Längsschnittstudien zum Einfluss von Musiktraining auf nichtmusikalische intellektuelle Leistungen existieren noch zwei weitere Arbeiten, die in Deutschland und der Schweiz angefertigt worden sind. Beide Studien basieren auf länger dauernden Schulprojekten, in denen entweder ein zusätzlicher Musikunterricht eines speziellen Typus’ oder Musikunterricht anstelle konventioneller Inhalte unterrichtet wurde. Aufgrund ihrer bildungspolitischen Bedeutung sollen diese Arbeiten an dieser Stelle gesondert besprochen und kritisch beleuchtet werden. Bemerkenswert ist, dass beide Studien nicht in internationalen oder nationalen von Fachleuten begutachteten (
peer-reviewed
) Zeitschriften in englischer Sprache, sondern in Buchform in deutscher Sprache publiziert wurden. Dies bedeutet, dass diese Arbeiten vor Publikation keiner intensiven wissenschaftlichen Diskussion unterworfen waren und von ausländischen Wissenschaftlern praktisch nicht rezipiertund besprochen worden sind. Dies hat auch zur Folge, dass später erschienene Längsschnittstudien (etwa die von Schellenberg 2004 und Ho et al., 2003) auf diese Arbeiten weder in der Planung noch bei der Ergebnisdiskussion Bezug genommen haben. Im Folgenden sollen deshalb diese deutschsprachigen Arbeiten detaillierter dargestellt werden. Begonnen wird mit dem großen
Schweizer Schulprojekt
, das

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