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Macht Musik schlau?

Macht Musik schlau?

Titel: Macht Musik schlau? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Jäncke
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mehr Unterricht. Trotz dieser Mängel verfügt diese Studie für mich im Vergleich mit den folgenden sechs Studien noch über die stärkste Aussagekraft.
    Die Studien, welche im Folgenden dargestellt werden, weisen dagegen erheblichere Mängel hinsichtlich der verwendeten Studiendesigns auf. So wurden in der Arbeit von Standley und Hughes (Standley und Hughes, 1997) Kindergartenkinder im Alter von vier bis fünf Jahren über einen Zeitraum von zwei Monaten untersucht. Eine Gruppe von Kindern erhielt 15 Unterrichtsstunden in Musik, während die Kontrollgruppe keinen zusätzlichen «Unterricht» erhielt. Dies bedeutet, dass die Experimentalgruppe (jene, die Musikunterricht erhalten hatte) zusätzlichen Unterricht erhalten hatte, also auch mehr pädagogische Zuwendung erhielt. Diese Kinder wiesen bessere Lese- und Schreibleistungen auf, als jene, welche keinen Musikunterricht erhalten hatten. Da die Kontrollgruppe ohne Musikunterricht keinen zusätzlichen Unterricht, bzw. keine zusätzliche Stimulation erhalten hatte, kann die Leistungssteigerung auch bei der Gruppe mit Musikunterricht unspezifisch auf die zusätzliche Beanspruchung oder Stimulation zurückzuführen sein. Interessant ist auch, dass die Autoren darauf hinweisen, dass die Kinder, welche Musikunterricht erhalten hatten, dies als emotional angenehm empfanden und diese angenehme emotionale Stimmung auch auf das gesamte Kindergartenlernprogramm übertragen hatten. Insofern ist es durchaus möglich, dass schlichtweg die bessere Stimulation zu einer intellektuellen Leistungssteigerung geführt hat. Ein ähnliches methodisches Problem weist die Studie von Gromko und Poorman (Gromko und Poorman, 1998) auf. Auch in dieser Untersuchung wurde eine Experimentalgruppe, welche Musikunterweisung erhielt, (wöchentlicher Musikunterricht zusätzlich zum normalen Lernprogramm) mit einer Kontrollgruppe verglichen, die lediglich das normale Schulprogramm absolvierte (also ohne zusätzliche Stimulation). Die Kinder, welche Musikunterricht erhalten hatten, zeigten leichte Verbesserungen ihres Intelligenzquotienten (gemessen mit einem Standard-Intelligenztest)im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die untersuchten Kinder waren etwas jünger als jene, welche in der Studie von Standley und Hughes untersucht wurden (drei bis vier Jahre). Gleiche Probleme wie bei den letzten beiden Studien (keine adäquate Kontrollgruppe) weisen drei weitere Studien auf. In einer Studie (Bilhartz, Bruhn und Olson, 2000) erhielt die Experimentalgruppe (jene Gruppe von Kindern, die Musikunterricht erhielt) drei Jahre lang zusätzlich zum normalen Schulunterricht kostenlos Klavierunterricht, während die Kontrollgruppe keinen zusätzlichen Unterricht erhielt. In den ersten beiden Jahren nach dem Klavierunterricht schnitten die Kinder der Experimentalgruppe in verschiedenen kognitiven Tests etwas besser ab als die Kinder der Kontrollgruppe. Dieser Leistungsvorteil der Kinder mit Klavierunterricht verschwand allerdings nach dem dritten Unterrichtsjahr. Hier könnte auch das Wissen, kostenlosen Klavierunterricht erhalten zu haben, einen günstigen Effekt auf das Lernen und die allgemeine Einstellung zur Schule gehabt haben. Im Rahmen einer weiteren Studie ähnlichen Typs erhielten Kindergartenkinder acht Monate Klavierunterricht, während die Kontrollgruppe keinen zusätzlichen Unterricht erhielt. Die Kinder mit Klavierunterricht schnitten in Tests zur Messung räumlicher Funktionen besser ab, als jene, die keinen Musikunterricht erhalten hatten (Rauscher und Zupan, 2000). Einen kürzeren Musikunterricht hat Costa-Giomi verwendet (Costa-Giomi, 1999). Die Experimentalgruppe wurde im Rahmen eines 30 Wochen dauernden Trainingsprogramms in Musiktheorie und -praxis unterwiesen und im Hinblick auf die Intelligenz (gemessen mit einem Stanford-Binet-Test) mit einer Kontrollgruppe verglichen. Die Kontrollgruppe erhielt kein zusätzliches Training. Die Experimentalgruppe zeigte nach den 30 Wochen Musikunterricht nur für das Kurzzeitgedächtnis erheblich bessere Leistungen als die Kontrollgruppe. Insgesamt sind die bislang beschriebenen Arbeiten eher schwierig zu interpretieren. Sie legen zwar nahe, dass Musikunterricht einen unmittelbar günstigen Einfluss auf schulische Leistungen habe. Eigentlich belegen sie aber, dass ein zusätzlicher Musikunterricht unmittelbar verschiedene kognitive Leistungen und damit indirekt die

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