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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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gemütlich ans Nähen machen, während Trevor in der Landesklinik ist... Aber Sally, wozu hast du denn all das Zeug da mitgebracht? Wenn du glaubst, du kannst nicht ohne Schinken und Salat und Was-beißt-mich-da zu uns kommen, mußt du Trevors Klage über die Metzgerrechnung wirklich zu ernst genommen haben. Na schön, ich bin nicht beleidigt, und ich schwärme für frisches Gemüse, aber bitte, tu’s nicht wieder.«
    Sally versprach ohne Zögern, es nicht wieder zu tun, und wartete, bis Alice zum Umziehen in ihr Schlafzimmer ging. Dann schlüpfte sie lautlos ans Gartentor, befestigte ihr Plakat sorgfältig mit Klebestreifen über dem Arztschild und sah betrübt zu dem roten Lämpchen auf. »Ich wünschte, ich könnte das auch zukleben«, sagte sie zu Alister, der sie begleitet hatte. Aber der Gedanke, daß die wenigsten Leute nach oben sehen und, falls sie es tun, sich nichts dabei denken, tröstete sie. Man würde die rote Lampe schlimmstenfalls für ein vergessenes Überbleibsel von früher halten. Die Ideenverbindung zwischen Arztpraxis und Imbißstube lag denn doch zu fern.
    Hoffentlich sahen die Ortsansässigen das Plakat nicht! Einen Moment kämpfte Sally mit diesbezüglichen Skrupeln. Aber das Haus lag eine Meile vor der Stadt, und die Gefahr, daß ein Patient oder ein Kollege Trevors ausgerechnet am Samstag herkam, war gering. Und da Sally ihr Gewissen nur selten überstrapazierte, ließ sie es darauf ankommen und kehrte mit unvermindertem Stolz auf ihren originellen Einfall ins Haus zurück.
    Trotz der Aufregungen des Zuschneidens und Anprobierens, wobei Alice ruhig und umsichtig zu Werke ging, zog sich der Morgen für Sally qualvoll in die Länge. Sie horchte fortwährend nach draußen — kam denn nicht bald mal ein Wagen? Zwischendurch putzte sie eilig die Fenster und hielt dabei ein Auge auf die stille Hügelstraße, deren Glanzpunkt dieses Haus mit der herrlichen Aussicht und der einladenden Terrasse war.
    Wenn der ganze schöne Plan nun fehlschlug? Nun ja, dann brauchte nie jemand davon zu erfahren. In gewisser Weise war das auch wieder eine Beruhigung, denn Sally, die immer zu spät an die möglichen Folgen ihrer Handlungen dachte, wurde mittlerweile ein bißchen nervös bei dem Gedanken, was wohl Dr. Moore dazu sagen würde. Am besten malte sie sich das vorläufig nicht allzu lebhaft aus. Wahrscheinlich verlief ja alles im Sande.
    Kurz nach zwölf sah sie jedoch zwei Autos vor dem Gartentor halten; offenbar handelte es sich um einen Familienausflug. Sieben erwachsene Personen — Kinder waren nicht dabei — lasen mit Interesse das Plakat. Wenn sie wirklich hereinkamen und Sally jedem einen Lunch zu fünf Shilling servierte, war die Wette mit Glanz gewonnen. Die Aufregung fuhr ihr so in die Knochen, daß sie Mühe hatte, ihre Gefühle vor Alice zu verbergen.
    Alice blickte von dem Saum auf, den sie gerade sorgsam umheftete, und sah ebenfalls durchs Fenster. »Wie lästig, da kommen Leute! Und ich bin gerade so schön mittendrin, ich möchte jetzt nicht unterbrechen. Wer ist das überhaupt? Was wollen sie? Doch hoffentlich kein Unfall? Kannst du sehen, ob einer verletzt ist?«
    Sally erklärte mit heroischer Selbstbeherrschung, sie würde hinausgehen und sich erkundigen. Zu ihrer stillen Verzweiflung erwiderte Alice jedoch seufzend: »Nein, nein, ich muß wohl selber gehen. Wenn ich doch nur ein besseres Personengedächtnis hätte! Von einer Arztfrau erwartet man das. Na, so was«, unterbrach sie sich erstaunt, »die tun ja, als ob sie hier zu Hause wären! Und ich bin jetzt ganz sicher, daß ich keinen davon je gesehen habe. Was sagst du dazu, Sally? Sie setzen sich einfach auf unsere Terrasse!«
    Sally unterdrückte ihre plötzliche unbändige Lachlust und wiederholte nur: »Ich gehe mal hin und erkundige mich, was sie wollen.«
    Aber Alices Pflichtgefühl war unglücklicherweise stark ausgeprägt. »Nein, das ist meine Sache. Vielleicht sind es Geistesgestörte...«, und sie ging mit furchtsamem Gesicht hinaus. Bei ihrer sehr schnellen Rückkehr sagte sie benommen: »Sally, entweder sind die verrückt oder ich. Könnte ich sie wirklich zum Lunch eingeladen und alles wieder vergessen haben? Ich bin doch so sicher, daß ich’s nicht getan habe! Es müssen die Geisteskranken aus der Landesklinik sein.«
    »Mir kommen sie auch ein bißchen seltsam vor«, bestätigte Sally rasch gefaßt. »Und gleich sieben Stück! Da bleibt uns gar nichts anderes übrig, als ihnen den Willen zu lassen und sie nicht

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