Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
zu reizen. Es scheint sich um einen Massenausbruch zu handeln Bloß keine Aufregung zeigen! Wie gut, daß ich zufällig gerade soviel Salat gemacht habe!« Alice beobachtete währenddessen nervös die Leute auf der Terrasse, die die Aussicht bewunderten und sich in leisem, freundlichem Ton unterhielten. »Offenbar sind sie harmlos; sie benehmen sich ganz manierlich. Aber ich weiß von Trevor, daß man ihnen oft gar nichts anmerkt, solange ihnen nicht irgendwas in die Quere kommt — sie sind ganz unberechenbar. Ach, Sally, ist es nicht scheußlich, daß wir in dieser Situation ganz allein sind? Soll ich nicht lieber die Polizei anrufen?«
    »Das unter keiner Bedingung! Wir entfesseln womöglich im Handumdrehen einen Aufruhr, und der käme dann in die Zeitungen und würde Trevors Praxis ungeheuer schaden. Sie wollen einen Lunch — also gut, servieren wir ihnen, was wir haben. Und dabei tun wir, als fänden wir alles ganz normal.«
    Alice fügte sich eingeschüchtert, und während sie mit dem Servieren beschäftigt war, lief Sally eilends ans Tor, riß das verräterische Schild ab, verbarg es zu Alisters Enttäuschung unter der Schürze und brachte es in Sicherheit. Dann half sie Alice beim Zutragen der appetitlichen und originellen Platten und kochte sehr guten Kaffee. Ihre Besucher (»Kunden!« dachte Sally) entpuppten sich als ganz reizende Leute.
    Selbst Alice, die sich erst nur bebend genähert und die Teller mit möglichst weit ausgestrecktem Arm auf die Tischchen gesetzt hatte, sagte in der Küche zu Sally: »Es ist wirklich nichts dabei. Die Ärmsten genießen ihren Ausflug so sehr! Hoffentlich erwischen die Wärter sie erst später, nicht schon hier bei uns. Ein herzerwärmender Anblick, wie glücklich sie sind. Komisch, man sollte wirklich glauben, sie wären so normal wie du und ich...«
    Glücklicherweise entging es ihr, wie Sally nach einer halben Stunde auf die Frage ihrer Kunden erwiderte: »Fünf Shilling pro Person... Vielen Dank. O nein, Kaffee und Obst waren inbegriffen. Freut mich sehr, daß es Ihnen geschmeckt hat.«
    Der älteste Herr, der angenehm unaufdringlich für alle zahlte, sagte zum Abschied: »Bitte danken Sie auch der anderen Dame noch einmal in unserem Namen. Ihr Lokal war eine reizende Entdeckung, etwas ganz Eigenartiges auf unserer Neuseeland-Tour — so eine schöne Aussicht und so eine anheimelnde Atmosphäre. Zu schade, daß wir nur auf der Durchreise sind und nicht so bald wiederkommen können.«
    »Gott sei Dank!« dachte Sally. Das einzige, was sie noch störte, war Alice, die just im letzten Moment erschien und die aufbrechende Gesellschaft wie gebannt anstarrte. Ihr Gesicht sagte klar und deutlich: »Sieben Geisteskranke — und einer immer netter als der andere!« Dann erblickte sie jedoch das Geld auf dem Tisch und begann Einwendungen zu machen, aber die Besucher überhörten ihr konfuses Gemurmel mit mustergültigem Takt und beeilten sich, hinauszukommen. »Es war reizend«, wiederholte der älteste Herr abschließend. »Kann man allen Leuten nur wärmstens empfehlen. Alles Gute!« Und damit folgte er strahlend den andern.
    Alice sah wie betäubt auf die hinterlassenen fünfunddreißig Shilling. »Es müssen doch gefährliche Irre gewesen sein«, sagte sie langsam. »Jetzt haben sie den Lunch auch noch bezahlt! Was sie sich wohl dabei gedacht haben mögen?«
    Sally war inzwischen auf einen Stuhl gesunken, nahm sich aber genügend zusammen, um die sachliche Gegenfrage zu stellen: »Na und, warum nicht? Der Lunch war vorzüglich, und daß sie dafür bezahlt haben, war eine normale Regung. Alles ist ihnen ja sicher nicht klar geworden, aber die Sache ist gut abgelaufen, und das ist schließlich die Hauptsache. Nimm das Geld, Alice, du hast es redlich verdient«, fügte sie hastig hinzu, da das Mienenspiel ihrer Freundin die gräßliche Neigung verriet, den Leuten nachzulaufen und das Geld zurückzugeben.
    »Ich kann’s doch nicht behalten!« protestierte Alice. »Wie sieht denn das aus, wenn ich mich für meine Bewirtung bezahlen lasse, besonders von ein paar armen Irren, die ihr bißchen Freiheit genießen — « Hier hörte Sally zu ihrer unaussprechlichen Erleichterung die beiden Autos abfahren.
    Alice stand mit rotem Kopf da. »Wie schrecklich, nun sind sie weg. Als ob wir eine Kneipe wären. Ich schäme mich so.«
    »Sei nicht albern. Kein Mensch braucht sich zu schämen, wenn er auf ehrliche Weise Geld verdient«, sagte Sally energisch, und der letzte Teil des Satzes

Weitere Kostenlose Bücher