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Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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bürgerlich-moralische Gesichtspunkte gegen einen Kampf ins Feld zu führen, der versucht, die gröbste Unmoral abzuschaffen. Doch hört, was ich euch sage: Heute sind wir nicht auf õGesprächeã aus!
     
    Wir werden der kollektiven Lähmung mit Suggestion begegnen! Wir werden das Gleichgültige, das Stereotype, das Einförmige, das Charakterlose und die konsumgeile korporative Öffentlichkeit zu Boden treten in unseren PRÄGNANTEN, HERVORRAGENDEN, UNVERKENNBAREN UNIFORMEN! Seht auf das, was ihr anhabt! Seht auf das, was ich anhabe! Nicht zufällig war ich, der ich euch heute anführe, in meiner frühen Jugend Zeuge einer marxistischen Demonstration in Nicaragua. Sie hat einen unauslöschlichen Eindruck bei mir hinterlassen. Ein Heer roter Fahnen, roter Armbänder und roter Blumen warfen einen gewaltigen Widerschein auf diese Demonstration von rund 120000 Menschen. Mir wurde nur zu klar, wie leicht ein Mann aus dem Volk sich dem suggestiven Zauber eines so grandios wirkungsvollen Schauspiels unterwirft. In Hinblick auf die Wirkung ist die Farbkombination schwarz-weiß-rot ganz sicher allen anderen überlegen. Sie ist der strahlendste Akkord, den es gibt.
     
    Und heute sind wir es, die diesen Akkord zum Klingen bringen. Das Schauspiel heißt Technical-Strategic Infiltration-Vessel Against Gonzopolitics – die Bühne heißt payplug. Und payplug ist auch der Name der Krankheit. Des Krebsgeschwulstes. Das dürfen die Anhänger unserer Bewegung nie vergessen, wenn die Größe der verlangten Opfer sie je zu einem ängstlichen Vergleich mit dem zu erwartenden Sieg verleiten sollte.
     
    CURTAINS UP!«
     
    In der Sekunde, in der Fatty »CURTAINS UP!« schreit, ist die Rede official, und der für Propaganda zuständige Sören Martinsen schickt sie mit seinem communicator an sämtliche 12363 Adressen auf seiner Liste. Das sind die Adressen der 12363 schärfsten Gehirne der internationalen Aktivistenszene, die sicher scharf genug sind, um zu spüren, dass there 's something smelly about this speech. »CURTAINS UP!« – der Ruf ertönt um genau 11:47 Uhr, worauf Remmy in sein Walkie Talkie »LET'S ROLL!« ruft; das zweite Gerät hält sein Bruder Sami Bleckner in der Hand, und Fatty hört in seinem Headset, dass die beiden Busse starten, was bedeutet, dass Remmy und Sami in ungefähr siebenunddreißig bis vierzig Sekunden jeder an einem Ende der Michel Mochs Gate auftauchen werden, der eine am nordwestlichen, der andere am südöstlichen, und dadurch den PAYPLUG-Block hermetisch abriegeln.
    Fatty reckt eine Hand in die Luft, während er auf die Uhr schaut, und nach dreiunddreißig Sekunden hört er und hört der ganze Clan das Gerumpel und Getöse eines Busses, der die Hospitalgate hochkommt, und eines zweiten, der die Sven Henningsens Gate runterkommt und über den so genannten »Schickimickiplatz« einschwenkt (wo sich Anzugleute vor dem Mittag- oder Abendessen zu versammeln pflegen). Fatty dreht sich um 18o° auf seinem Bierkasten, dann steht er mit dem Rücken zu den anderen und blickt zum schmalen Ende der Michel Mochs Gate. Er breitet seine fetten Arme aus, sein Jesus-Markenzeichen, und entblößt so das Logo der Demonstration – Technical-Strategic Infiltration-Vessel Against Gonzopolitics –, das Macht designt hat, und der/ die für die Uniformen zuständige/n Sheeba Ali hat sie auf die Rücken aller siebzig Guantanamo-inspirierten Overalls drucken lassen:

    Und als Fatty auf beiden Seiten des Häuserblocks die Bremsen der Busse kreischen hört, flüstert er:
    »Let's roll …« und joggt so flink, wie es mit einhundertzwanzig Kilo geht, vor dem ganzen Clan her die Michel Mochs Gate hinauf. Auf der Hauptstraße angekommen, teilt sich die Gruppe in zwei Teile, deren einer zu Remmys Bus hochrennt, der andere zu Sami runter. Fatty selber läuft von Nasdaq und Pubes eskortiert nach rechts zu Samis Bus, bleibt aber vor dem Haupteingang von PAYPLUG stehen. Fatty sieht auf die Uhr. Es ist 11:49 Uhr.
    »It's conference-time«, sagt er heiser mit schauriger Aussprache, trabt so leichtfüßig, wie es ihm vergönnt ist, die Treppe hinauf und läutet an der Sprechanlage.
    Es meldet sich eine Frauenstimme: »Ja bitte?«
    »Hier Meinschaffen und Putz mit Sekretär, wir haben um 11:50 Uhr einen Termin bei Generalsekretär Schultz«, sagt Fatty.
    »Er wartet schon in seinem Büro, kommen Sie«, sagt die Stimme.
    »Danke«, sagt Fatty und stellt fest, dass Pubes' zwei Kumpel als »Elektriker« und »Klempner« schon im Gebäude

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