Macht und Rebel

geschmücktes Kreuz bückt sich über Nasdaq, der mit gebrochener Nase und drei ausgeschlagenen Zähnen zu Boden geht. Eine halbe Sekunde später sind die drei anderen Jungs auch da und treten frenetisch auf Nasdaqs Kopf, Rippen und Genitalien ein; ihr Opfer schreit wie ein Tier. Im Blutnebel sieht es überall um sich herum die mit T.S.I.V.A.G. betätowierten Latino-Schultern und begreift überhaupt nicht, wie es kommt, dass die braunen Naziraubtiere das Demo-Logo von PUSH benutzen.
    »Wenn es einen Schlachthaus-Chic gäbe, dann wäre Nasdaq jetzt das reinste Model«, sagt Rebel lächelnd zu Macht auf ihrem Aussichtspunkt im WODDY-Büro. Das ist das erste Mal, dass Macht Rebel lächeln sieht.
     
    »DIE PAKIS SIND NAZIIIS!!!«, schreit Remmy Bleckner unten auf der Straße und schafft seine eins neunundneunzig in wildem Tempo zu der Gewaltorgie hinüber. Er verpasst Jorge einen Tritt ins Kreuz und Apollo einen Hieb mit dem Ellbogen an die Schläfe. Der restliche Aktivistenclan erwacht beim Reizwort »Nazis« und greift die Latino-Gang mit allen verfügbaren Waffen an; rund um das Antiglobalisierungsbuchfeuer entspinnt sich ein wildes Handgemenge.
    »Seine Existenzberechtigung daraus beziehen zu müssen, dass man eine freihandelsfreundliche Koalitionsregierung nach der anderen wählt oder abschafft, das ist VERDAMMT NOCH MAL NICHT GENUG!!!«, schreit Jones Dow durch die Löcher seiner Skimütze einer Horde zu Tode erschreckter Büromenschen zu, während er in der offenen Bürolandschaft von PAYPLUG einen Schreibtisch nach dem anderen umstürzt und Thong, Thong Jr. und Silvia mitten in dem Chaos aus Qualm und Aktivisten und fliegenden Papieren und Teenies und zerschellendem Glas und zerkrachenden Designermöbeln auf Fatty stoßen. Fatty erkennt Thong Jr. von deren Besuch bei ihm mit Macht wieder und bremst jäh.
    »Du … hier?«
     
    »Ich hab an dich gedacht …«, sagt Jr. »Hä?«
    »Ich hab an dich gedacht …«, wiederholt Jr.
    »Hä… ich muss raus und …«
    »Schnauze! Komm mit auf die Hintertreppe!« befiehlt Thong.
     
    »Schnauze halten, mitkommen!«, sagt Thong.
    »Hä?… Hintertreppe?«, stöhnt Fatty. »Warum …?«
    »Wir wollen dir das Hirn rausficken«, flüstert Thong.
    Fatty wird es schwarz vor Augen. Er weiß nicht mehr, wo er ist.
    »Hä…?« Mehr kann er nicht sagen, so, wie man »hä« sagt, wenn man etwas entweder unbedingt oder auf gar keinen Fall hören will.
    »Kleine Mädchen vögeln, ja oder nein?«, fragt Thong und lässt einen Tangastring schnellern. »Hä…?«
    »Draußen ist Chaos«, sagt sie. »Keiner merkt was. Komm jetzt. Wir brauchen das.« Dann nimmt sie ihn bei der Hand und zieht ihn nach hinten; Jr. nimmt ihn bei der anderen Hand, Silvia folgt dicht hinter ihnen. Fatty schaut sich hektisch um. Stimmt, es herrscht Chaos, alle sind vollauf mit ihrer Panik oder dem Adrenalin oder dem Kampfdope in ihren Adern beschäftigt. Rechts sieht Fatty, wie Pubes angerannt kommt und nebenbei einem executive eine wischt; links in der Kaffeepausenecke steht der Este Jan Mayhem und macht sich mit einem Trennschleifer an der Wasserleitung zu schaffen.
    Die Tür zur Hintertreppe fliegt ins Schloss, Thong stellt sich mit dem Gesicht zur Wand und reckt Fatty ihren Hintern mit den Kraft durch Freude- Strings entgegen. Dann zieht sie sich die Hotpants runter und zerrt den Tangastring beiseite.
    »Fick mich. Komm schon«, sagt sie und haut sich auf den Po, als würde sie einen Hund anlocken. »Hä…?«
    Fatty weiß nichts von den beiden Überwachungskameras auf dem Treppenabsatz über ihm. Er weiß auch nicht, ob er in der Hölle ist oder im Paradies. Mit flackernden Crystal-Meth-Augen sieht er Jr. und Silvia an, die ihm zustimmend zunicken, dann wieder Thong, die den Rücken fast im rechten Winkel von der Wand abstreckt und ihm signalisiert, dass sie es wirklich ernst meint. Fatty hatte noch nie eine Gelegenheit, eine Vierzehnjährige anzufassen, weder, als er selbst vierzehn war, noch in den Jahrzehnten seither, und ihm geht auf, dass das hier vielleicht die einzige Chance seines Lebens ist. Er kocht über.
    »Wenn Macht das kann, dann kann ich das auch!«, zischt er sich selbst zu und zieht den Reißverschluss seines Overalls auf, vom Hals bis in den Schritt; sein Bauch sackt heraus, und kurz fürchtet Fatty voller Panik, dass sein Organ vielleicht nicht mitspielt, amphetaminbasierte Stimulanzien sind schließlich nicht eben als potenzfördernd bekannt, aber er spürt gleich: Die Situation ist