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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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ihren Schwingen und die heiße Freude darüber, dass Luft ihr Element war.
    Sie dachte nicht nach – sie atmete, sie flog und sie genoss ihre Existenz zutiefst.
    Nach einer halben Stunde spürte Victoria wieder sich selbst. Sie war noch immer fasziniert von dem Flug und konnte kaum fassen, was sie erlebt hatte. Sie fühlte Jaromirs Gedanken. „Ja Kleines, das war wirklich unglaublich! Es war, als hätte ich nochmal meinen allerersten Flug gemacht. Genau so habe ich mich damals auch gefühlt!“ Er lachte. „Vor lauter Übermut hätten wir fast einen Looping gemacht…“
    Victoria lachte ebenfalls. „Ja, ich hab´s gemerkt und hatte noch nicht mal Angst davor… aber irgendwie fand ich die Idee dann doch nicht so gut... Warte! Jetzt begreife ich – du warst das: du hast das verhindert!“
    Er landete auf ihrer Lichtung und nickte. „Ja, das habe ich – ich bin nicht sicher, ob du dich bei einem solchen Manöver oben halten könntest – auch wenn es heute unglaublich gut geklappt hat.“
    Sie lachte noch immer vor Begeisterung. „Weise Entscheidung, mein Großer! Aber wir waren… wir waren…“
    Er vollendete voller Liebe den Satz: „…eins. Wir waren eins, Victoria!“
    Sie stieg ab und Jaromir verwandelte sich in seine Menschengestalt zurück. Er ging mit leuchtenden Augen auf sie zu, hob sie hoch und wirbelte sie ausgelassen durch die Luft um sich herum. Als er sie wieder behutsam auf den Boden stellte, trafen sich ihre Blicke.
    Seine Augen waren so unglaublich warm und tiefgründig. Sie konnte sich nicht sattsehen. „Ich liebe deine Augen!“
    Wie von allein fanden sich ihre Lippen – erst vorsichtig suchend, dann immer drängender. Als sie wieder in seine Augen blickte, brannte die Bronze darin. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch schlugen wilde Kapriolen und sie erinnerte sich an die Fantasien, die sie auf der Hinfahrt gehabt hatte.
    Er warf leise lachend den Kopf in den Nacken. „Na dann, Kleines: Deine Wünsche sind mir Befehl!“
    Die nächsten Tage vergingen ohne besondere Vorkommnisse. Victoria erzählte Hoggi bei der nächsten Unterrichtsstunde von ihrem besonderen Flug mit Jaromir. Sie strahlte dabei vor Glück und ihr Mentor lächelte sie an, als er sagte: „Genau so soll es bei Gefährten sein. Ja, ja… Mit der Zeit werdet ihr immer enger miteinander verschmelzen.“
    Erstaunt zog Victoria eine Augenbraue hoch. „Noch enger? Das geht? Ich dachte, unsere Entwicklung wäre mit der Vollendung unserer Verbindung abgeschlossen.“
    Der alte, weiße Drache saß in Menschengestalt mit ihr in Jaromirs Arbeitszimmer. Er sah aus, wie man sich einen mittelalterlichen Zauberer vorstellte: spitzer Hut, bodenlanges Gewand und ein langer, weißer Bart.
    Gerade schüttelte er vehement den Kopf. Sein Bart folgte seinem Gesicht wie eine wildgewordene Schlange. „Nein, nein… Nein, noch lange nicht. Mit der Vollendung der Verbindung habt ihr nur die Voraussetzung für den Beginn dieser Entwicklung geschaffen.“
    Als er ihre Besorgnis sah, fuhr er freundlich fort: „Aber keine Angst, Victoria, du wirst immer du bleiben – nur mit der einen oder anderen Facette mehr.“
    Dann schob er seinen spitzen grünen Hut etwas hoch und kratze sich gedankenverloren am Kopf. „Auch wenn Abrexar das nicht gefällt – die beiden brauchen dringend mehr Zeit für sich. Gefährten müssen zusammen sein. Und das heißt nicht, dass sie den ganzen Tag gemeinsam Audienzen geben… Mein ehemaliger Schüler ist ein glänzender Diplomat, aber von Gefährten hat er wenig Ahnung… nein, nein! Politik, Politik, Politik… die verstopft Abrexars ganzen Kopf!“
    Victoria lächelte. Hoggi war immer etwas zerstreut, aber auch ein unfassbar brillanter Meister. Er konnte ganz nebenbei die komplexeste Magie wirken, als wäre das ein Kinderspiel.
    Bei diesem Gedanken fiel Victoria wieder ein, dass sie Hoggi auf den Zauber ansprechen wollte, den sie bei ihren Eltern gewirkt hatte. „Ach, Hoggi. Da ist noch was…“
    Sie zeigte ihm ihre Erinnerungen an den Besuch bei ihren Eltern und schilderte auch Jaromirs Vermutungen.
    Hoggi legte seine Stirn grübelnd in tausend Falten und kratze sich nochmal unter seinem Hut. Dann murmelte er in seinen Bart: „Hhmmmm, das ist ja merkwürdig… Sie kann doch nicht… Oder doch? … Naja, vielleicht kann sie doch… immerhin ist sie schon von Natur aus begabt und dann… jetzt ist sie ja auch noch Gefährtin…“
    Victoria sah Hoggi abwartend an und versuchte gar nicht erst zu verstehen, was er

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