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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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Stadt ist mir zu fremd und ich kenne auch keinen guten Schneider hier...“
    Sie dachte kurz nach, dann hellte sich ihr Gesicht auf. „Ich hab’s! Wir fragen Albert. Er hat einen treffsicheren Geschmack und wird dich ganz bestimmt gut beraten.“ Dann maß sie ihn mit den Augen und fuhr fort: „Außerdem kann er dir gleich etwas von seinen Sachen leihen, denn so kannst du nicht auf die Straße.“
    Hoggi sah erwartungsvoll zur Tür. „Ich glaube, wir sind dann auch fertig für heute, oder? Schließlich habe ich noch was zu tun… Kann ja nicht in den letzten Sachen hier rumlaufen – nein, das geht nicht. Albert wird das sicher richten… Kleidung einkaufen, das wird aufregend – ich war seit Jahrhunderten nicht mehr beim Schneider… Aber der letzte war auch ein Sadist… hat mich immer mit seinen Nadeln gestochen…“
    Ohne Victorias Antwort abzuwarten, ging Hoggi murmelnd aus dem Raum. Sie sah ihm lächelnd nach und war schon gespannt, wie er aussehen würde, nachdem er mit Albert unterwegs gewesen war.
     

4. Grünes Schimmern
    Fahimja stand in der Bruthöhle und versetzte den Sand unter den Eiern mit einem neuen Wärmezauber. Sie wusste, dass das streng verboten war. Die Gesetze der Goldenen waren in dieser Beziehung eindeutig: Jegliche Anwendung von Magie in der Bruthöhle war untersagt – nicht nur für sie als Grüne, sondern für jeden Drachen.
    Direkt unter dieser Höhle gab es ein komplexes System von Kanälen, Leitungen und Schotten, die die heißen Quellen tief aus dem Inneren des Berges so leiteten, dass der Sand in der Bruthöhle für die Eier optimal erwärmt werden konnte. Dieses Heizungssystem war uralt, aber noch voll funktionstüchtig. Doch Fahimja und ihre Schwester Sharrah hatten vor knapp dreihundert Jahren durch einen Zufall festgestellt, dass die Schlüpflinge, ganz im Gegensatz zur Behauptung der Goldenen, Magie mochten.
    Damals hatte ein Erdbeben dazu geführt, dass weite Bereiche des Leitungssystems zerstört wurden. Die Reparaturarbeiten wurden von ihren grünen Schwestern unter Aufbietung aller Kräfte durchgeführt, doch sie waren einfach zu langsam. Der Sand kühlte Stunde um Stunde unbarmherzig aus. Die ersten Schlüpflinge hatten ihr zartes Leben bereits ausgehaucht.
    Irgendwann standen die Grünen vor der Entscheidung, das Gelege aufzugeben oder eben doch Magie zu wirken. Auf ihre drängende Anfrage hatten die Goldenen schlicht auf die Gesetze verwiesen. Sie hatten betont, dass man den Schlüpflingen keinen Gefallen tun würde, wenn man die Verkrüppelung durch Magie in Kauf nahm.
    Fahimja und Sharrah waren in diesen schweren Stunden zur Kontrolle der Sandtemperatur in der Bruthöhle eingeteilt. Als grüne Drachen hatten auch sie besondere Fähigkeiten im Bereich der Heilzauber und überwachten ungefragt die Lebenszeichen der ungeschlüpften Drachen. Als sie die Antwort der Goldenen hörten, konnten sie es einfach nicht glauben. Sie hatten kurz nach dem Unglück Kontakt mit den winzigen Geschöpfen aufgenommen und mit jeder verstreichenden Stunde stärker ihre Verzweiflung gespürt. Sie hatten das erste Sterben miterlebt und nun sollten sie alle einfach aufgeben? Das konnten sie nicht!
    Gegen den Befehl der Goldenen beschlossen Sharrah und sie, die Drachen nicht einfach sterben zu lassen. Sie erwärmten den Sand behutsam und überwachten hochkonzentriert, was dabei mit den Kleinen passierte. Sie konnten nichts Negatives wahrnehmen – nur eine tiefe Dankbarkeit über die wiederkehrende Wärme.
    Durch die geballte Magie bei den Reparaturarbeiten direkt unter der Bruthöhle war ihr dezenter Zauber glücklicherweise unentdeckt geblieben und sie hatten niemandem ein Wort verraten. Dennoch vergingen für Sharrah und Fahimja viele, endlos bange Monate, bis die jungen Drachen endlich schlüpften. Die beiden Grünen waren mehr als erleichtert, als sie sahen, dass alle unversehrt waren.
    In den folgenden Jahren überwachten sie und ihre Schwester heimlich jedes Gelege in der Bruthöhle und experimentierten mit hauchzarten Zaubern. Sie achteten peinlich darauf, dass die astrale Kraft nicht im Nachhinein aufgespürt werden konnte, denn die Goldenen hätten sie für das Wirken von Magie an diesem Ort hart bestraft.
    In geduldiger Arbeit über etliche Jahrzehnte hinweg hatten die beiden Grünen festgestellt, dass auch die winzigen Drachen in ihren Eiern schon von Krankheiten heimgesucht werden konnten. Es war Fahimja und ihrer Schwester gelungen, die Kleinen schon im Ei mit

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