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Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Titel: Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Nöllke
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Wochenendarbeit! "Also, bis zum Montag, den 18., meinen Sie?", fragt der Boss mit einem leicht metallischen Klang in der Stimme. Möbius nickt, der Boss erklärt: "Da wollte ich Ihnen mal ein freies Wochenende bescheren … Also, dann sagen wir mal: Bis zum 11. Oktober haben Sie Zeit, Herr Möbius." Um mit dezenter Schärfe nachzufragen: "Reicht Ihnen das?" Was Herr Möbius umgehend bejaht.
Der Lohn des Sklaven
    Vielleicht stellen Sie sich die Frage: Warum sollte sich der Sklave auf dieses entwürdigende Spiel einlassen? Weil er keine Wahl hat, lautet eine nahe liegende Antwort. Doch das ist meist nicht die ganze Wahrheit, denn auch der Sklave zieht aus diesem Spiel seinen Nutzen. Zunächst einmal bringt die Position des Sklaven durchaus Vorteile mit sich. So steht er unter dem Schutz seines Meisters. Er gehört zu ihm, wie jeder erkennen kann. Und für alle anderen wäre es höchst riskant, den persönlichen Sklaven vom Boss anzugreifen oder herabzuwürdigen. Der Meister ist auf seinen Sklaven dringend angewiesen. Er hilft ihm, seine Macht zu demonstrieren. Kreative Querköpfe, die ihm öffentlich widersprechen, kann er nicht brauchen.
    Außerdem dürfen wir nicht übersehen, dass die "Vorführung des Sklaven" im Wesentlichen eine Showveranstaltung für die Vorderbühne (vgl. Seite 26) ist. Was sich auf der Hinterbühne abspielt, das ist noch einmal eine ganz andere Frage. Um bei unserem letzten Beispiel zu bleiben: Ob Herr Möbius seinen Bericht tatsächlich am 11. Oktober abliefern muss, ist alles andere als sicher. Die Zuhörer kontrollieren das ja nicht nach und dem Boss ist es womöglich egal. Vielleicht muss auch gar nicht Herr Möbius als repräsentativer Sklave für die Vorderbühne den Bericht schreiben, sondern irgendein Hinterbühnensklave, der von dem ganzen Spiel gar nichts mitbekommen hat, sondern ganz schlicht einen Auftrag erledigt.
Der Wettstreit der Sklaven
    Das Spiel gewinnt erst richtig an Dynamik, wenn nicht nur ein Boss seinen Sklaven vorführt, sondern mehrere Bosse ihre jeweiligen Sklaven ins Rennen schicken, um sich gegenseitig zu beeindrucken. Dabei lässt sich eine interessante Doppelstrategie beobachten. Denn einerseits kann ein Boss alle Mitspieler ausstechen, wenn er seinen Sklaven möglichst schlecht behandelt, ihn herumscheucht und für alle möglichen Handlangerdienste einspannt. Auf der anderen Seite hat derjenige Boss die Nase vorn, der über einen möglichst hoch qualifizierten Sklaven verfügen kann. "Frau Goldbach, besorgen Sie doch mal anständiges Mineralwasser. Dieses Zeug kann ja niemand trinken", lässt sich mühelos überbieten mit: "Frau Doktor Goldbach, besorgen Sie doch mal ein anständiges Mineralwasser. Dieses Gesöff ist ja eine Zumutung."
    Das Spiel wird zusätzlich dadurch erschwert, dass die Anweisungen an die Sklaven beiläufig und aus der Situation erfolgen müssen. Wer zu dick aufträgt, macht sich lächerlich – gerade wenn mehrere Sklaven im Spiel sind. Letztlich geht es gar nicht darum, als Sieger aus dem Spiel zu gehen. Häufig lässt sich auch gar nicht sagen, wer das sein soll. Ziel des Spiels ist es schließlich, die anderen zu beeindrucken. Und wenn alle Beteiligten ihre Sache richtig gut machen, dann sind auch alle beeindruckt. So gesehen handelt es sich bei diesem Boss-Spiel um ein echtes "Win-win"-Spiel.
Gefahren
    Die Hauptgefahr besteht natürlich darin, dass der angestrebte Effekt einfach verpufft, was dann einer mehr oder weniger großen Blamage gleichkommt. Ursachekann ein ahnungsloser oder womöglich sogar aufsässiger Sklave sein. Nicht auszudenken, wenn beispielsweise Frau Doktor Goldbach entgegnet: "Ich habe momentan keine Zeit, mich um Ihr Mineralwasser zu kümmern, Herr Huber." Aber auch das Publikum kann Ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Ironische Kommentare können das Spiel völlig zunichte machen. Doch solche Bemerkungen wird sich nur jemand herausnehmen, der in der Hierarchie über Ihnen steht – oder jemand, der Sie gerne zum Feind haben möchte. Haben Sie es mit Ranghöheren zu tun, sollten Sie dieses Spiel, wenn überhaupt, nur mit größtem Fingerspitzengefühl betreiben. Ansonsten kann es Ihnen passieren, dass Ihr Vorgesetzter Sie zurechtweist, so nicht mit Ihren Mitarbeitern umzugehen. Und das wäre eine Niederlage, von oben und unten zugleich, an der Sie noch lange zu kauen hätten.
Gegenstrategien
    Sind Sie für die Rolle des Sklaven ausersehen, wäre es äußerst riskant, das Spiel Ihres Bosses zu durchkreuzen.

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