Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
Urteil können Sie behutsam gerade rücken ("Zwei Detailfragen mussten offen bleiben; aber die wesentliche Punkte habe ich geklärt."). So etwas kann Ihre Position erheblich stärken und Ihren Boss überhaupt erst merken lassen, was für ein Kaliber er da vor sich hat. Bleiben Sie betont sachlich, räumen Sie Ihre Fehler und Nachlässigkeiten sofort ein, aber lassen Sie sich nicht heruntermachen. Auch wenn Sie durch Ihr selbstbewusstes Auftreten Ihren Chef auf die Palme bringen können, erwerben Sie sich langfristig Respekt. Und Sie verhindern, dass Ihr Chef beim nächsten Mal wieder solch ein Spiel mit Ihnen spielt. Denn dazu haben Sie ihm zu gründlich den Spaß verdorben.
Durch Lob verbrennen
Hierbei handelt es sich um ein ziemlich durchtriebenes Macht- und Karrierespiel, dem Sie als Opfer nur schwer etwas entgegensetzen können. Es ist auch nicht ganz einfach, das Spiel zu durchschauen. Denn vordergründig läuft alles bestens: Sie werden gelobt, sogar vor den anderen. Ihr Vorgesetzter hebt Ihre Leistung hervor, die eigentlich gar nicht so spektakulär war, er lobt Ihre Einsatzbereitschaft, Ihre Zuverlässigkeit. Dabei haben Sie alles so gemacht wie sonst auch. Und seltsam, Sie haben durch das Lob keinerlei Vorteile, sondern handeln sich nur Ärger ein. Und wenn eine Beförderung ansteht, dann können Sie sicher sein, dass ein anderer Kandidat das Rennen macht.
Lob macht neidisch
Für Mitarbeiter ist doch nichts angenehmer, als vor Publikum von ihrem Vorgesetzten gelobt zu werden. Solch ein Lob kann einen regelrecht in Hochstimmung versetzen, gerade wenn es unerwartet kommt. Endlich wird die eigene Leistung gewürdigt, und jeder kann es hören. Allerdings gibt es auch eine Kehrseite: Diejenigen, die nicht gelobt werden, empfinden es häufig als gar nicht so erfreulich, wenn unvermittelt einer ihrer Kollegen herausgehoben wird. "Wieso die oder der und nicht ich?", lautet die nagende Frage. Und wenn häufiger ein und derselbe Kollege hervorgehoben wird, dann gräbt der Neid einen tiefen Graben zwischen denen, die sich übergangen fühlen, und dem gelobten Mitarbeiter. Er gilt als"Liebling des Chefs" und zieht die geballte Abneigung seiner Kollegen auf sich – vor allem, wenn die Mitarbeiter unter starker Anspannung stehen und Sorge haben, wie es bei ihnen beruflich weitergeht. Dann kann "so einer", der offensichtlich kein "Leidensgenosse" ist, regelrecht zur Hassfigur werden, auch wenn er nicht viel dafür getan hat.
Der Chef lässt Sie im Regen stehen
Nun gibt es in der Tat Mitarbeiter, die die besondere Wertschätzung ihres Chefs genießen und die er besonders fördert – auch wenn die Kollegen mit den Zähnen knirschen, weil sie ihn gar nicht für herausragend halten. Solch ein Mitarbeiter bekommt verantwortungsvolle Aufgaben übertragen und der Chef hält seine schützende Hand über ihn, sodass niemand ihn offen anzugreifen wagt. Denken wir etwa an den "Sklaven" (→ Seite 69). Doch bei dem "Durch Lob verbrennen"-Spiel geschieht nichts dergleichen. Ihr Vorgesetzter kümmert sich nicht im Geringsten um Ihr weiteres Fortkommen, er gibt Ihnen nicht mehr Macht, sodass sich die anderen mit Ihnen gut stellen wollen. Er lässt Sie vollkommen im Regen stehen.
Stattdessen müssen Sie sich mit Ihren neidischen Kollegen auseinander setzen, die Ihnen das Leben schwer machen, womöglich Intrigen gegen Sie spinnen und sich diebisch freuen, wenn Ihnen ein Fehler unterläuft oder Sie sich blamieren. Sie kehren erst wieder zu geordneten Verhältnissen zurück, wenn Sie die Stelle wechseln oder so weit abgesunken sind, dass Ihr Chef Sie jetzt nicht mehr lobt.
Der Gelobte als Spielfigur
Natürlich stellt sich die Frage: Welchen Sinn hat dieses seltsame Spiel? Hat Ihr Chef persönlich etwas gegen Sie oder will Sie auf ungewöhnliche Art und Weise loswerden? Nicht unbedingt. Wenn Ihr Vorgesetzter dieses Spiel mit Ihnen treibt, dann liegt ein anderer Verdacht nahe: Sie sind ihm völlig gleichgültig. Er verfolgt ganz andere Ziele und Sie sind seine Spielfigur, um diese zu erreichen. So kann er diejenigen, die nicht gelobt werden, unter Druck setzen. Womöglich hat er einen ganz bestimmten Mitarbeiter im Visier, dem er dadurch eins auswischen möchte, dass er den Falschen lobt, nämlich Sie. Eigentlich hätte dieser Mitarbeiter das Lob verdient, aber dadurch, dass ein anderer das Lob bekommt, lässt ihn der Boss seine Macht spüren. Zugleich ist es ihm gar nicht unlieb, wenn sich die Unzufriedenheit seiner Mitarbeiter gegen
Weitere Kostenlose Bücher