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Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Titel: Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Nöllke
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entsteht ein mächtiger Druck auf den Vorgesetzten. Gerade wenn er sich nicht so sicher ist, wird er seine Entscheidung noch überdenken.
Der Vorgesetzte muss sein Gesicht wahren
    Das Spiel wird nur gelingen, wenn der Vorgesetzte dabei sein Gesicht nicht verliert, also immer der Chef bleibt. Wird allzu offensichtlich ein Meinungsklima inszeniert, um ihn umzustimmen, so wird er an seinen Plänen festhalten, auch wenn sie ihm selbst mittlerweile etwas seltsam erscheinen. Als Vorgesetzter kann er es sich nicht leisten, vor seinen Mitarbeitern einzuknicken. Und wenn er es doch tut, dann wird er sich vornehmen, sich beim nächsten Mal nicht erweichen zu lassen. Wie steht er denn da, wenn sich herumspricht, dass er eigene Entscheidungen zurücknimmt und nach der Pfeife seiner Mitarbeiter tanzt?
    Mit anderen Worten: Der Schein muss gewahrt bleiben, um jeden Preis. Nimmt der Chef seine Entscheidung zurück und entscheidet nun im Sinne der Marionette, wäre es verheerend, wenn die Mitarbeiter viel sagende Blicke austauschen, oder noch schlimmer: Wenn der Chef mitbekäme, wie sich Mitarbeiter bei der Marionette bedanken! Eine solche Demütigung würde er kein zweites Mal erleben wollen.
    Ebenso wird die Marionette keinen Erfolg haben, wenn der Chef sie als Rivale wahrnimmt. "Frau Goldbach sägt ja schon die ganze Zeit an meinem Stuhl, spielt sich bei den Meetings auf und macht sich bei ihren Kollegen beliebt", sinniert der Vorgesetzte, Herr Huber, "und jetzt will sie mir noch vorschreiben, was ich zu machen habe? So weit kommt es noch!" Wenn er Frau Goldbach jedoch als loyale kompetente Mitarbeiterin einordnet, die ihn unterstützt, dann wird er für ihre Hinweise sogar dankbar sein.
Warum der Chef nachgibt
    Dennoch bleibt die Frage: Wieso sollte der Chef seine Pläne überhaupt umstürzen? Wenn man ihm seine Entscheidung schon nicht "offensiv ausreden" darf? Tatsächlich wäre es verheerend, den Chef argumentativ in die Enge zu treiben. Dann würde er nicht nur bei seinen ursprünglichen Plänen bleiben, er würde den neunmalklugen Mitarbeiter auch spüren lassen, wer hier der Chef im Ring ist (→ Der Knicktest, Seite 74, → Ein Huhn schlachten, Seite 85).
    Wenn sich der Chef hingegen ausrechnet, dass Entscheidung A für ihn (!) unangenehmere Folgen hat als Entscheidung B, dann werden sich seine Präferenzen in Richtung Entscheidung B verschieben – solange er sein Gesicht wahren kann. Der Zusatz "für ihn" ist aus zwei Gründen wichtig: Einmal steht nicht so sehr die Abteilung, die Firma, das große Ganze im Vordergrund, sondern der Chef als Person. Es geht um die Frage: Was schadet ihm, seinem Ruf, seiner Karriere? Erst in zweiter Linie geht es um die Abteilung, die er führt, und in dritter Linie um die Sache.
    Zweitens empfinden unterschiedliche Vorgesetzte unterschiedliche Dinge als bedrohlich. Der eine fürchtet, er könnte sich in der Firma zum Gespött machen, dem anderen ist das völlig egal, solange er nur nicht beim Geschäftsführer aneckt. Ein Dritter kann es nicht ertragen, als "Weichei" zu erscheinen, während ein Vierter auf das Etikett "eiskalter Karrierist" allergisch reagiert. Es liegt auf der Hand, dass die Marionette ihre Bemerkungen genau in diese Richtung lenken sollte, um die erwünschte Wirkung zu erzielen.
Die Macht der Marionette
    Die Marionette, die ihren Chef beeinflusst, muss keineswegs immer im Auftrag ihrer Kollegen handeln. Selbstverständlich kann sie auch ganz allein, sozusagen auf eigene Rechnung spielen und ihren Einfluss geltend machen. Manche Marionetten erlangen so eine sehr starke Stellung. Allerdings sind ihrem Wirken auch Grenzen gesetzt. Denn einmal muss sie mit ihren Warnungen und Empfehlungen "Recht behalten". Rät die Marionette von einer Entscheidung ab, die der Chef im Nachhinein als die richtige ansieht, dann kann ihr Stern sehr schnell sinken. Ebenso, wenn ihre Empfehlung für ihren Chef irgendwelche nachteiligen Folgen hat, gleichgültig, ob die absehbar waren oder nicht. Bei ihm setzt sich das Urteil fest: "Ich hätte nicht auf Sie hören sollen."
    Darüber hinaus setzt bei vielen Vorgesetzten auch eine natürliche Gegenreaktion ein. Kaum jemand will sich von einer Marionette abhängig machen, die eigentlich er führen sollte. Und so setzt sich der Chef immer wieder mal über die eine oder andere Empfehlung hinweg. Aus Prinzip.
Gefahren
    Ihr Chef kann sich durch Ihr Spiel gedemütigt fühlen. Er fasst es so auf, als wollten Sie ihn bevormunden und als zweifelten Sie an

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