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Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Titel: Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Nöllke
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einfach drauflos und alle Anwesenden im Raum sind augenblicklich still? Wer fällt wem ins Wort und darf dann ungestraft solche Sätze sagen wie "Kommen Sie mal langsam zum Punkt!"? Auch der oft gehörte Satz "Darf ich bitte ausreden?" steht nicht jedem zu, nur weil er oder sie unterbrochen wurde. Und wenn derjenige ihn doch sagt, was passiert dann? Runzelt der Unterbrecher die Stirn, erklärt er ungeduldig: "Bitteschön!" Oder löst der Wunsch, ausreden zu dürfen, hämisches Gelächter aus?
    Der Punkt, um den es uns hier geht: In all diesen kleinen und großen Gesten zeigt sich, wer wen dominiert und wer sich unterwirft. Durch unser Verhalten bestätigen wir die Rangfolge – oder wir stellen sie in Frage. Und was das eigentlich Vertrackte ist: Direkt können wir kaum darüber sprechen. Ein Vorgesetzter würde sich lächerlich machen, wenn er seine Mitarbeiter aufforderte: "Machen Sie kleinere Schritte, wenn Sie auf mich zugehen!" Oder: "Wenn ich Sie anschaue, wenden Sie bitte spätestens nach zwei Sekunden den Blick ab."
Der Vorgesetzte und die Alphaposition
    Eigentlich würden wir erwarten, dass der Vorgesetzte automatisch die höchste Position einnimmt. Doch überraschenderweise ist das nicht immer der Fall. Gerade wenn verdiente Mitarbeiter oder ausgewiesene Spezialisten in eine Führungsposition aufrücken, stoßen sie häufig auf Schwierigkeiten. Außer anderen Gründen, die uns hier nicht beschäftigen sollen, spielt oft eine Rolle, dass sie nicht dominant genug auftreten, dass sie zu nett und zu wenig bissig erscheinen. Ambitionierte Machtspieler legen so etwas gleich als Schwäche aus. Sie stufen den neuen Chef, häufig auch die neue Chefin, als harmlos ein und versuchen, sie um ihre verdiente Alphaposition zu bringen. Als Einstieg dient ihnen die Niedrigstrom-Provokation.
Erste Runde: Subtile Signale setzen
    Üblicherweise beginnt eine Niedrigstrom-Provokation mit kleinen Gesten, die für sich genommen harmlos erscheinen. Manche Vorgesetzte registrieren sie kaumoder sie erscheinen ihnen zu läppisch, um sich ernsthaft damit zu beschäftigen. Doch im Spiel um die Hierarchie transportieren sie unmissverstandlich die Botschaft: Ich ordne mich nicht unter.
    Das kann die Art der Begrüßung sein, die Sitzhaltung, die Neigung des Kopfes, der Blick und vieles mehr. Wer Ihnen die Hand schüttelt und dabei die Handfläche nach unten dreht, der lässt schon sehr deutlich spüren, dass er Sie dominieren möchte. Die entscheidende Frage ist natürlich: Wie reagiert der Vorgesetze? Nimmt er das hin? Hält er körpersprachlich dagegen? Oder ordnet er sich bereits unter – vielleicht ohne dass er genau merkt, was hier eigentlich vor sich geht? Dann hat er die erste Runde des Spiels verloren.
Zweite Runde: Erniedrigen
    Allmählich werden die Gesten deutlicher und provozierender, doch ohne dass der Vorgesetzte irgendein persönliches Fehlverhalten bestrafen könnte. Zum Beispiel: Betritt der Chef den Raum, dann bemerkt ihn der Niedrigstrom-Provokateur zunächst gar nicht. "Herr Möbius, dürfte ich wohl mal stören?", fragt der Chef mit hilfloser Ironie. "Ach, Herr Huber!", sagt der Mitarbeiter trocken. "Wie sind Sie denn hier reingekommen? Ich habe Sie gar nicht gehört."
    Bei Besprechungen tritt der Spieler immer selbstbewusster auf. Er fallt dem Chef ins Wort, vertritt eine eigene Position und übt sogar Kritik. Jawohl, er nennt die Fehler beim Namen, die dem Vorgesetzten so unterlaufen sind. Er spitzt zu und beklagt die mangelnde Konsequenz bei den Entscheidungen. Seine Kollegen sitzen da und nicken stumm. Sie sind beeindruckt von seinem Mut. Der Chef beginnt sich zu rechtfertigen und bricht schließlich das Gespräch ab, weil er merkt, dass da jemand über ihn zu Gericht sitzt, der ihm untergeordnet ist. "Ich habe es nicht nötig, mich vor Ihnen zu rechtfertigen!", krächzt er in die Runde. Einige Kollegen grinsen.
Dritte Runde: Der Gegenschlag
    Jetzt tritt das Spiel in seine entscheidende Phase, denn der Chef wird sich irgendwann Respekt verschaffen müssen. Das heißt: Er schlägt zurück. Oder auch nicht, aber dann muss er es akzeptieren, dass er in seiner Abteilung höchstens noch die zweite Geige spielt. Höchstens. Und es ist fraglich, für wie lange. Doch auch derGegenschlag birgt ein erhebliches Risiko: Wer sich schon so hilflos hat vorführen lassen, der neigt dazu, in seiner Reaktion über das Ziel hinauszuschießen. Genau das ist ja das Ziel jeder Provokation (→ Der Materazzi, Seite 169), also auch der

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