Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
einzuschmuggeln. Darüber würde der Vorgesetzte nur den Kopf schütteln und Ihre Leistung entsprechend negativ beurteilen. Und wenn ihm der eine oder andere Fehler entgeht, fallt das auch auf Sie zurück und kann sehr unangenehme Folgen haben, da Ihr Chef sich natürlich "auf Sie verlassen" hat. Es geht also keinesfalls darum, mangelhafte Arbeit abzuliefern, sondern hier und da Korrekturfutter anzubieten. Sie ahnen, dass Sie mit der einen oder anderen Formulierung nicht durchkommen werden, auch wenn Sie sie für gelungen halten? Packen Sie die ruhig in den Text. Sie sind sicher, dass ein bestimmter Vorschlag abgelehnt wird, weil er zu kühn, zu teuer oder zu kopfgesteuert ist? Machen Sie ihn trotzdem. Anstatt sich selbst vorauseilend zu korrigieren, überlassen Sie die Korrektur Ihrem Vorgesetzten. Und wenn die eine oder andere Sache dennoch durchgeht, dann haben Sie vielleicht noch Ihren Spaß daran.
Das Gesetz vom abnehmenden Korrekturbedarf
In einzelnen Fällen kann sich das Verhältnis zwischen dem Nüsse versteckenden Mitarbeiter und seinem Nüsse suchenden Chef so einspielen, dass beide Seiten etwas davon haben: Der Vorgesetzte weiß gleich, wo er den Korrekturstift ansetzen muss, und der Mitarbeiter ist bestens darauf vorbereitet, wo er nachfeilen muss. Das nennt man wohl eine Win-win-Konstellation. Allerdings sollte der Mitarbeiter das "Gesetz vom abnehmenden Korrekturbedarf" im Auge behalten. Erfahrungsgemäßgreift der Vorgesetzte bei den erfahrenen und verdienten Mitarbeitern immer seltener zum Korrekturstift, um seine Macht zu demonstrieren. Denn das Machtverhältnis ist im Allgemeinen geklärt. Anders gesagt, der Mitarbeiter braucht immer weniger Nüsse zu verstecken. Und schließlich wird er ganz auf dieses Spielchen verzichten können.
Nüsse verstecken vor Kunden
Es gibt auch Kunden und Geschäftspartner, die noch viel rigoroser ihre Macht ausspielen, wenn ein Arbeitsergebnis oder "erster Vorschlag" auf den Tisch gelegt wird. Wer in der Werbung oder in einem anderen kreativen Beruf tätig ist, kennt solche Rituale. Es ist völlig egal, welcher Vorschlag präsentiert wird, sicher ist nur, dass er erst einmal abgelehnt wird. Manchmal sollen einzelne Teile übernommen und neu kombiniert werden, manchmal werden eigene Ideen hervorgezaubert, die dann "eingearbeitet" werden sollen. Im Prinzip ließen sich also auch hier Nüsse verstecken, um sie von den Kunden aufspüren zu lassen und die eigene Arbeit vor Verschlimmbesserungen zu schützen. Doch bei Kunden ist das meist viel schwieriger zu leisten als beim eigenen Chef, dessen Vorlieben man kennt. Ihre Änderungswünsche lassen sich kaum kalkulieren, schon gar nicht, wenn ein ganzes Gremium den Korrekturstift ansetzt. Und so bleibt einem häufig keine andere Wahl, als eine möglichst stimmige und durchdachte Arbeit vorzulegen, um sie dann vom Kunden hinrichten zu lassen.
Gefahren
Das größte Ärgernis beim Nüsse verstecken ist, wenn sie nicht gefunden werden, sondern andere Ideen und Vorschläge, nämlich die eigentlich wichtigen und tragenden, unter die Räder kommen. Damit ist vor allem dann zu rechnen, wenn viele Stellen mitreden und wenn die Kompetenz der Urteilenden nicht sehr hoch ist. Unglücklicherweise scheint beides miteinander zusammenzuhängen.
Gegenstrategien
Wer Nüsse versteckt, der reagiert damit ja nur auf die Machtspielchen, die sein Vorgesetzter (oder Kunde) bei der Bewertung seiner Arbeit treibt. Insoweit wäre die wirksamste Gegenstrategie, auf solche Spielchen gleich zu verzichten. Auf deranderen Seite muss man sagen, dass das Nüsse-Verstecken gar keinen Schaden anrichtet, sodass eine Gegenstrategie im Grunde überflüssig ist. Wer sein Gegenüber aber seine Abhängigkeit spüren lassen will, der tut das, was noch jeden in dieser Situation zur Verzweiflung bringt: Er urteilt völlig willkürlich. Allerdings kann er das nur tun, wenn vom Ergebnis dieser Arbeit gar nichts abhängt. Sonst fällt sein Urteil auf ihn zurück.
Die Marionette führt
Wird dieses Machtspiel richtig betrieben, dann fühlen sich alle als Gewinner. Es ist ja keineswegs so, dass die Mitarbeiter in Fragen der Macht immer gegen ihren Vorgesetzten spielen. Vielmehr sind sie auch daran interessiert, zu seinem Erfolg beizutragen. Es ist nämlich kein Vergnügen, unter einem Chef zu arbeiten, der weithin als schwach und unfähig gilt. Viel lieber wünscht man sich einen kompetenten Lenker an der Spitze, der die Fäden in der Hand hält und souverän die
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