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Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Titel: Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Nöllke
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Harte und Rücksichtslosigkeit zeigen, sonst werden Sie nicht ernst genommen. In anderen Organisationen würden Sie sofort Abwehrreflexe auslösen. Hier müssen sich die Karrierewölfe in dicke Schafspelze hüllen und das Hohelied der Teamarbeit anstimmen. Auch die aktuelle Situation ist manchmal entscheidend: Hat ein stahlharter Machtmensch eine breite Blutspur hinterlassen, ist nun plötzlich jemand mit weicheren Zügen gefragt. Ist der kreative Begeisterer mit seinen Visionen in den Graben gefahren, gibt man nun einem nüchternen Pragmatiker den Vorzug, der zuvor noch als graue Maus gegolten hat.
    Wer in einer Organisation arbeitet, weiß in der Regel sehr genau, welche Eigenschaften aktuell hoch im Kurs stehen. Vorgesetzte neigen dazu, Kandidaten stark zu bevorzugen, die ihnen ähnlich sind. Das ist auch der Grund dafür, warum nach einem Wechsel an der obersten Spitze viele leitende Angestellte einen bemerkenswerten Persönlichkeitswandel durchmachen.
Konkurrenten ausstechen
    Auch wenn darüber meist der Mantel des Schweigens gebreitet wird: Aufsteigen kann man nur, wenn man sich gegenüber seinen Konkurrenten durchsetzt. Und das geschieht selten mit Mitteln, die einen Fairness-Preis verdient hätten. Man sorgt dafür, dass der Konkurrent schlecht aussieht. Man zwingt ihn, Fehler zu machen. Man verhindert, dass er einen Erfolg landen kann. Die Pointe dabei ist natürlich, dass man sich bei diesen miesen Spielchen nicht erwischen lassen darf – zumindest nicht von den falschen Leuten, die einen sofort als prinzipienlosen Karrieristen brandmarken, um selbst voranzukommen.
Die Macht der Gruppe
    Der Soziologe Heinrich Popitz, dessen Buch "Phänomene der Macht" Sie als nächstes lesen sollten, hat beschrieben, wie eine Gruppe von Verbündeten gleichsam aus dem Nichts die Macht an sich reißt. Als Beispiel dient ihm die bunt durcheinander gewürfelte Gesellschaft der Reisenden auf einem Kreuzfahrtschiff. Auf dem Schiff gibt es ein knappes Gut, nämlich die Liegestühle auf dem Sonnendeck. Zunächst stehen sie allen Reisenden nach Bedarf zur Verfügung. Sobald jemand aufsteht, darf sich der nächste setzen. Eine gute und gerechte Regelung, von der unter dem Strich alle etwas haben. Doch dann bricht diese Ordnung zusammen, weil plötzlich eine Gruppe von Reisenden die Nutzung der Liegestühle ausschließlich für sich beansprucht. Sie hindern die anderen Reisenden daran, einen Liegestuhl zu besetzen. Sie vertreiben sie mit "Posen, Gesten und Geschrei". Liegestühle, die gerade nicht besetzt sind, werden zusammengeklappt und dienen als eine Art Ringmauer.
    Wer nicht zur Gruppe gehört, hat keine Chance mehr, einen Liegestuhl zu ergattern. Wenn er es versucht, hat er immer den geballten Widerstand der gesamten Gruppe gegen sich. Und dagegen kommt er nicht an. Er hat eben keine Gruppe im Rücken, die ihm hilft. Er gehört einfach nur zur Mehrheit. Und die ist im Gegensatz zur Gruppe der Privilegierten nicht organisiert. Unser erfolgloser Liegestuhlbesetzer müsste schnellstens darangehen, eine Gegengruppe zu bilden. Sonst gelingt es der Gruppe, sich die Verfügungsgewalt über die Liegestühle zu sichern. Aufbegehren lohnt nicht mehr, die Reisenden wissen: Aha, diese Leute bestimmen also, wer auf den Liegestühlen Platz nehmen darf. Hat sich diese Ordnung erst einmal etabliert, dann kann die Gruppe beginnen, die Liegestühle zeitweilig an einzelne Nicht-Besitzer zu vermieten. Zum Ausgleich sollen sie Wächterdienste versehen, also aufpassen, dass keiner einen Liegestuhl besetzt, der nicht dazu berechtigt ist – nach der Logik der Gruppe, versteht sich.
    Auf diese Weise entsteht eine Dreiklassengesellschaft von "Liegestuhlbesitzern", "Wächtern" und "Nur-Besitzlosen". Und die bittere Ironie dabei ist, dass sich dieser Prozess "eindeutig gegen den Willen der Mehrheit" vollzieht und sein Ergebnis "für die Mehrheit ungünstig" ist, wie Popitz schreibt. Dabei hat die Klasse der Besitzer immer weniger damit zu tun, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Dafür sind ja die Wächter zuständig, die den ganzen Hass der Besitzlosen auf sich ziehen. Dabei haben die Besitzlosen ganz schlechte Aussichten, die Ordnung, die sie als ungerecht empfinden, abzuschaffen und zur alten Ordnung zurückzukehren,auch wenn sie jetzt kooperieren. Denn einmal haben sie zwei Klassen gegen sich, und dann sehen sie sich zunächst in die Rolle des Angreifers und Ruhestörers hineingedrängt. Sie sind nur destruktiv, während die Besitzer handfeste

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