Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
Damit ziehen Sie ihn in die Sache hinein und setzen ihn unter Druck, Stellung zu beziehen. Hält er sich weiter heraus, verstärkt er nur den Verdacht, dass er die Angriffe zumindest billigt. Diese können ganz auf ihn zurückfallen, wenn deutlich wird, dass er es ist, der von den Angriffen profitiert.
Darüber hinaus sollten Sie darauf Acht geben, nicht selbst als geborgtes Messer in ein Machtspiel hineingezogen zu werden. Wenn Ihnen jemand anvertraut, wie Kollegen über Sie geredet haben, sollten Sie überlegen: Hat derjenige nicht ein Interesse daran, dass Sie sich verfeinden? Fragen Sie ruhig nach: "Warum erzählen Sie mir das?" Und machen Sie sich klar: Jemand, der solche Spielchen treibt, hat Ihr Vertrauen nicht verdient.
Wir sind alle gute Freunde
Ein unverzichtbares Imagespiel für Karrierespieler, die nicht als eiskalte Karrieristen abgestempelt werden wollen. Und wer will das schon? Denn Karrieristen haben ein Imageproblem. Sie gelten als rücksichtslos, ja, unmoralisch, sie gehen über Leichen, wie man so sagt. Und Leichen haben sie auch in nennenswerter Anzahl im Keller. Kein Wunder, dass sie bei ihren Kollegen äußerst unbeliebt sind – ob die nun selbst Karrieristen sind oder eher nicht. Es erfüllt sie mit Genugtuung, wenn solch ein stahlharter Karrieremensch ins Stolpern gerät und in voller Rüstung am Boden liegen bleibt. So etwas kann die Stimmung in der ganzen Abteilung stärker heben als jedes Motivationsseminar mit seinen "Win-win-Lösungen".
Und auch der Vorgesetzte mag es gar nicht, wenn sich da einer auf Kosten der andern profilieren will. Vielmehr sollen seine Leute ein Team bilden, sich gegenseitig unterstützen und sich gefälligst vertragen. Wenn sie das nicht tun und sich ein wüstes Hauen und Stechen liefern, fällt das auf den Chef zurück. Dann heißt es, er könne seinen Laden nicht zusammenhalten. Und das ist fast das Schlimmste, was man einem Chef nachsagen kann.
Auf diesem Nährboden gedeiht das Spiel "Wir sind alle gute Freunde". Es ist ein heiteres Spiel für die Vorderbühne, bei dem Leichtigkeit und Humor gefragt sind. Sein Ziel: Alle sollen merken, wie gut man miteinander auskommt und wie sehr man den anderen schätzt – auch wenn man in Konkurrenz zu ihm steht. Das wirkt entlastend und es lässt die Beteiligten sympathisch und menschlich erscheinen. Darüber hinaus bekommen sie manchmal Material in die Hände gespielt, das sie nutzen können, wenn sie ihr Verhaltensprogramm wieder in den Konkurrenzmodus umgeschaltet haben.
Der Spielverlauf
Einer muss den Anfang machen. Er passt eine günstige Gelegenheit ab, um seinem Konkurrenten etwas Nettes, Lustiges oder allgemein Wertschätzendes zu sagen. Das kann bei einem Meeting sein, im Rahmen einer Diskussion, manche bevorzugen einen informellen Rahmen wie ein Betriebsfest oder eine Abendveranstaltung. Üblicherweise fallen die Worte in Anwesenheit von Dritten, die eine solche Äußerung nicht erwartet hätten. Die beiden sind doch verfeindet und kämpfen mit Haken und Ösen, meinen sie. Und jetzt solche Töne? Das ist doch eine Überraschung. Und Überraschungen sprechen sich bekanntlich schnell herum.
Nun liegt der Ball im Feld des Mitspielers. Lässt er sich auf das Spielchen ein? Dann erwidert er das Kompliment oder den harmlosen Scherz. Es folgt ein Geplänkel, das den Eindruck erweckt: Ach, was sind das für zwei nette Menschen und wie freundlich humorvoll gehen sie doch miteinander um. Beide Seiten lassen es kräftig menscheln, erzählen etwa aus ihrem Privatleben oder berichten von ihren (selbstverständlich völlig harmlosen) Schwächen: Der eine sammelt Spielzeugautos, der andere schwärmt für die vietnamesische Küche.
Der Mitspieler kann die Charme-Offensive natürlich auch zurückweisen. Nur wirkt das meist arg hölzern. Und es kostet Sympathien. Spieler Nummer eins ist der nette, sympathische, entspannte Kollege, Spieler Nummer zwei erscheint hingegen als verbissener, verbiesterter Karrierebolzen. Selbstverständlich kann er sich auf das Geplänkel einlassen, ohne auch nur die Spur von echter Sympathie für Spieler Nummer eins zu empfinden. Ja, im freundlich gelassenen Umgang mit seinem Rivalen zeigt sich eine Souveränität und Professionalität, die den versierten Machtspieler von dem vom Ehrgeiz zerfressenen Karrieristen unterscheiden.
Karrierefaktor Menschlichkeit
Es ist ja gar nicht so, dass jemand, der Menschlichkeit und Wärme ausstrahlt, ein Karrierehindernis hätte. Im Gegenteil, man mag ihn und
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