MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
Gesichtsausdruck so unergründlich wie zuvor.
Er räusperte sich. »Wie der erste Frühlingsregen, der zunächst ganz sanft beginnt und sich dann nach und nach zu prasselnden Regenschauern auswächst, haben wir hier deine zunehmend schlechtere Laune ertragen.« Er hielt kurz inne, um Atem zu holen. »Und nun wirst du dich der Wut des Sturms, den du entfesselt hast, wohl oder übel stellen müssen.«
Iain wappnete sich innerlich und hoffte nur, dass niemand außer ihm das Dröhnen seines Blutes und das wilde Pochen seines Herzens hörte.
»Du, Iain, jüngerer Sohn des großen Hauses der MacLeans, wirst nie wieder einen Fuß auf diese Insel setzen, wenn du nicht lernst, dein unbeherrschtes Naturell zu bändigen«, erklärte Donall, mit einer Stimme, in der absolute Entschiedenheit lag. »So haben ich und der Rat der Ältesten beschlossen, und so soll es nun geschehen.«
So soll es nun geschehen.
Stunden später, als der Mond schon hoch am Himmel stand, hallten die Worte immer noch durch Iains schmerzenden Kopf, und zu seiner Verärgerung erwies sich jeglicher Versuch, ihnen zu entkommen, als vollkommen vergeblich.
Der Teufel selbst hätte nichts Sinnloseres anstreben können.
Oder Ärgerlicheres.
Der nach Salz riechende Wind peitschte sein Haar und brannte in seinen Augen, als er sein struppiges Pferd Doons schmalen Streifen Strand hinuntertrieb. Schneller und schneller ritt er, jagte an strohgedeckten Fischerhäuschen vorbei und setzte über jedes Hindernis, das sich ihm in den Weg stellte.
Und noch immer verfolgte ihn die Scham über seine Verbannung, und ihre beängstigende Bedeutung hämmerte in ihm in einer makabren Übereinstimmung mit dem Trommeln der Hufe seines Pferdes auf dem kiesbedeckten Strand.
Wi rst du nie wieder einen Fuß auf diese Insel setzen...
Iain runzelte die Stirn, von einer Welle neuen Zorns erfasst, aber selbst sein grimmigstes Gesicht war machtlos gegen diese Worte. Sie verfolgten ihn mit der Beharrlichkeit von Spürhunden, die eine Fährte aufgenommen hatten.
Nicht minder beharrlich und sogar noch beunruhigender war das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden.
Beobachtet von unsichtbaren Augen, die sein Vorankommen an dem mondbeschienenen Strand mehr als nur zur Kenntnis nahmen, und diese Augen gehörten keineswegs dem rothaarigen Flegel, der so enervierend dicht an seiner Seite ritt.
Mit zusammengekniffenen Augen, um sie vor dem peitschenden Wind zu schützen, riskierte Iain einen Blick auf den Freund seines Bruders - und jetzt seinen ihn begleitenden Bewacher - und rechnete schon halb damit, nein, hoffte , die braunen Augen des Kerls in seine Richtung schauen zu sehen.
Aber Gavin MacFie schien voll und ganz darauf konzentriert, mit Iains rücksichtslosem Tempo mitzuhalten, während er den vielen umgedrehten Skiffs und Ruderbooten auswich, die den schmalen, sichelförmigen Strand bedeckten, oder im Sprung mit seinem Pferd darüber setzte.
Wenn überhaupt, schien dieser liebenswürdige Schafskopf eher darauf bedacht, es zu vermeiden, ihn anzusehen.
Irgendjemand - oder irgendetwas - tat es aber. Iain konnte es in dem Frösteln spüren, das ihn immer wieder überkam, und in dem unguten Gefühl, das ihn erfasste.
Und wer oder was auch immer dieses Etwas war, es beobachtete ihn unerbittlich.
Das Gefühl sandte einen wahren Strom eisiger Schauder über seine Nervenenden und noch tiefer: Ein unheimliches Prickeln durchlief ihn auf der Suche nach einer schwachen Stelle in seiner Rüstung, einem Weg vorbei an seinen Barrieren, um einen Blick in seine Seele tun zu können.
In sein Herz.
Ein Organ, das so verkrüppelt und verlassen war, dass nicht einmal er selbst es hätte genauer untersuchen wollen.
Iain, der von Minute zu Minute misstrauischer wurde, warf einen raschen Blick auf die windgepeitschte Kurve der sanft geschwungenen Bucht, in der zwei volle Dutzend der MacLean' sehen Galeeren vertäut lagen.
Mit ihren sauber eingerollten Segeln zeichneten sich die einzelnen Masten und hoch aufragenden Hecks und Buge der Galeeren wie schwarze Silhouetten vor dem perlgrauen Himmel ab. Jedes Kriegsschiff war mit sechsundzwanzig Rudern ausgestattet, obgleich auch einige wenige sogar vierzig und das eine oder andere nur sechzehn hatten.
Auf offener See schnell und gefürchtet, lagen die Galeeren in dieser windigen Nacht nun aber still und machtlos da, und die umliegenden Landspitzen bewachten ihren Schlummer. Nichts rührte sich auf ihnen ... mit einer Ausnahme.
Das
Weitere Kostenlose Bücher