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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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erteilte, die goldenen Steppen wieder zu verlassen. Zweihundertfünfzig Jahre Zwischenreich wurden mir wohlwollend angerechnet. Und sogar den alten Pelz hatte man geflickt und aufgebürstet, sodass ich in neuer Pracht das Licht der irdischen Welt erblickte. Ich wuchs in der Obhut meiner Mutter, einer netten Stallkatze, gesund und munter auf, und als ich selbstständig mausen konnte, machte ich mich daran, mir mein altes Revier zurückzuerobern.
    Ich fand zunächst Unterschlupf bei Arthur und Silver. Ahh, Silver …
    Pardon, ich schweife ab.
    Im Schlosshotel herrschte Chaos, von dort hielt ich mich fern. Hämmern, Bohren, kreischende Sägen, nein, das behagte mir nicht. Aber dann kehrte Ruhe ein, und ich erkundete auf leisen Pfoten die leeren, scheußlich neu riechenden Räume. Aber der schwarzhaarige Mann hatte etliche Kribbelkisten unterschiedlichster Art aufgestellt, an denen ich meine Fähigkeiten erproben wollte. Doch was für eine Enttäuschung! Weder Pfotenstipp noch Schwanzwischer erzeugten auch nur die kleinste Irritation bei Computer, Kasse oder Telefon.
    Aber dafür schmeckten die Leckerbissen von Peggy aus der Küche wieder, und Silver …
    Pardon, ich schweife ab.
    Jedenfalls dauerte es nicht lange, da kehrte auch meine Margita heim. Ich sah sie von dem hübschen weißen Stein, auf dem ich mich so gerne sonne, eintreffen und machte mich sofort auf die Pfoten, um sie zu begrüßen. Gerade als sie alle gebannt auf diese grauenvolle Rabenuhr starrten, wickelte ich mich um ihre Beine.
    Sie war erstaunt, aber nicht lange.
    Ich sprang auf die Kommode, drückte meinen Kopf in ihre Hand und schnurrte, was die Kehle hergab.
    »MacTiger?«, flüsterte sie, kaum fähig, zu atmen.
    Mit einem heftigen Ohrenkratzen bestätigte ich das.
    In diesem Augenblick schnarrte das Uhrwerk, sprang der Zeiger auf die Zwölf, öffnete sich knarrend das Törchen, der Rabe streckte seinen Kopf hervor …
    Und meine Kralle zuckt hervor - quoth the raven: »Evermore!« 26
    Das nenne ich Genugtuung!

Der Anfang der Geschichte
    Valentine und Carl haben ihr Zimmer bezogen, Frau Liebmann ist beleidigt abgezogen. Arthur und Henrietta gehen ihrer Leidenschaft nach und wühlen nach Herzenslust im Garten herum. Der Schlossgarten gehört inzwischen zu einer unserer größten Attraktionen. Und alle Besucher bleiben vor dem schlichten weißen Stein stehen, neben dem sich das Prachtexemplar einer Silberdistel ausbreitet.
    Für einen kleinen Moment bin ich allein. MacTiger liegt wieder bei Klein-Alasdair in der Wiege - übrigens die alte Wiege, die uns die Bewohner von Tainwickzur Geburt unseres Sohnes geschenkt haben. Im Gegenzug hat das Museum von uns das schreckliche Schwert erhalten. Wir haben auch wieder eingeführt, dass bei den örtlichen Highland Games im Schlosshof Stände aufgebaut werden und in der Halle abends getanzt wird.
    Oft kommen sogar die Dorfbewohner bei uns vorbei. Sie sitzen in der Bar, trinken den einen oder anderen Malt, und wenn sie die entsprechende Stimmung überkommt, und das ist nicht selten, dann singen sie die alten Lieder und tanzen mit stampfenden Schritten dazu. Unsere Gäste sind jedes Mal vollkommen fasziniert und fragen immer wieder nach, wen wir da engagiert haben.
    Mein Sohn scheint ausgeschlafen zu haben, die Wiege schaukelt beängstigend, denn MacTiger und er führen einen kleinen Ringkampf auf. Ich schaue nach dem Rechten, und Jung-Alasdair lacht mich an. MacTiger hingegen begibt sich würdevoll, ganz der Schlossherr, auf die Theke der Rezeption und beginnt, an der Rolle zu kratzen, die Valentine mir übergeben hat.
    Derzeit verlangt niemand meine Aufmerksamkeit, also kann ich sie endlich anschauen. MacTiger knurrt unwillig, als ich sie seinen Pfoten entziehe und aufrolle.
    Zwei Bäume, verästelt, verschlungen, verwurzelt, wachsen darauf empor.
    Stammbäume.
    Sie beginnen bei Margaret MacIain auf der einen und bei Alasdair MacLeod auf der anderen Seite. Ein sauber getipptes Blatt liegt dabei.
    »Bei dem Überfall auf Drumnadruid Castle und dem Mord an den MacIains waren wie durch ein Wunder die kleine Mary und ihr Kindermädchen Morri verschont geblieben. Sie verließen noch in der Nacht die zerstörte Burg. Sie flohen vor den MacLeods Richtung Süden, und auf dem tagelangen Marsch durch Moore, über windige Hochebenen und durch dunkle Wälder war Mary still geworden. Sie aß fast nichts und wurde immer schwächer. Doch schließlich kam ihnen das Glück zu Hilfe. Sie trafen auf eine fahrende Gauklertruppe.

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