Mad about you - erotische Novelle (German Edition)
schnieft. Ihr Tonfall ist anklagend. »Er hat gesagt, dass er es von dir weiß.«
» Das ist Unsinn. Wir haben nichts Verbotenes getan, Lilly«, erinnere ich sie. »Wir haben nur ...«
» Das meine ich nicht. Ich meine, er weiß von damals. Vor fünf Jahren.«
Was zum Teufel ...? Ich schlucke trocken, spüle mit Whisky nach. Das Zeug brennt in der Kehle, aber ich huste nicht. Stelle das leere Glas auf dem Boden ab und reiße die Balkontür auf. Ich brauche Luft. Kalte Luft mit viel Sauerstoff.
»Braden?«
» Ich bin noch da.«
» Glaubst du nicht, dass du mir etwas erklären musst?« Sie schnieft wieder, und es bricht mir fast das Herz.
» Lilly, glaub mir, es war damals ... es ist kompliziert.«
» Du hast dreißig Minuten, Braden. Danach werde ich all deine Adressdaten löschen und mir einen neuen Anwalt suchen.«
» Alles klar«, sage ich und lege auf. Dann stürze ich ins Schlafzimmer, schlüpfe in ein weißes Hemd und eine dunkle Jeans. Mein Herz rast. Dreißig Minuten. Das schaffe ich, wenn ich sämtliche Verkehrsregeln ignoriere. Und das werde ich.
Meine Hände zittern. Er hat aufgelegt, und ich habe keine Ahnung, was er vorhat. Mir ist immer noch übel von dem Gespräch mit Jonathan. Er hat mich ausgelacht und verhöhnt. Hat sich erkundigt, ob ich es witzig finde, ausgerechnet Braden mit unserer Scheidung zu betreuen. Ob ich ihn während unserer Ehe regelmäßig gefickt hätte, hat er eisig gefragt. Unsere Ehe war eine Farce. Ganz offensichtlich. Beinahe schlimmer trifft mich der Schock, dass Jonathan von Braden weiß. Von jener Nacht vor fünf Jahren. Von dem schlimmen Fehler, der mich jahrelang gequält hat.
Ich starre durchs Fenster in die Dunkelheit. Es ist windig, dünne Äste der Bäume vor dem Haus kratzen an der Scheibe. Die Geräusche lösen Gänsehaut auf meinen Armen aus. Wie Bradens Stimme. Ich möchte mich betäuben. Betrinken. Aber ich muss bei klarem Verstand bleiben, falls Braden sich doch noch meldet und eine Erklärung für mich hat. Die einzige Erklärung, die mir einfällt, ist zu schmerzhaft, als dass ich sie zulassen möchte.
Als es klingelt, sehe ich nicht auf die Uhr. Ich betätige den Türsummer und reiße die Wohnungstür auf. Von oben dröhnt immer noch entsetzliche Rapmusik, aber jetzt ist es mir egal. Immerhin kann ich so mein heftig klopfendes Herz überhören und mich beruhigen.
Ich höre ihn auf der Treppe. Er rennt nach oben, mehrere Stufen auf einmal nehmend. Und dann steht er vor mir. Im halb aufgeknöpften Hemd, mit feuchten, strubbeligen Haaren. Unrasiert. Ohne Socken und ohne Jacke. Mein Mund klappt auf, als er mir einen herzzerreißenden Blick zuwirft.
»Lilly! Es ... es tut mir ... leid ...« Gott, er keucht wie ein Sprinter nach einem Hürdenlauf.
» Komm rein«, sage ich und spüre, wie meine Wut langsam schwindet. Obwohl ich mich dazu zwingen will, wütend auf ihn zu sein. Ich trete ein Stück zur Seite, damit er an mir vorbei kann, ohne mich versehentlich zu berühren.
» Möchtest du was ...?«
» Nein.« Braden bleibt vor mir stehen, schiebt die Tür hinter sich zu und sieht mich an. Mein Herz schlägt heftig gegen meinen Kehlkopf. »Ich möchte nichts. Gar nichts. Außer ...«
Ach du ... »Nicht, Braden«, sage ich heftig und lege beide Hände auf seine Brust. Ein elektrisierendes Kribbeln geht durch mich hindurch, als ich seinen Körper berühre. Seine Muskeln unter meinen Fingern zucken spüre. »Was hast du damals getan? Woher weiß Jonathan davon? Kanntet ihr euch?«
» Es ist nicht so, wie du denkst. Bitte.« Er legt den Kopf schief und hält mich an den Schultern fest. Ich winde mich aus seinem Griff und werfe ihm einen Blick zu. So kühl, wie es mir möglich ist. Mir ist schwindelig vor Angst. Angst vor dem, was er mir sagen könnte. Ich könnte mich fünf Jahre lang getäuscht haben. Ich könnte fünf Jahre lang ein schlechtes Gewissen gehabt haben, für gar nichts. Vielleicht wäre meine Ehe nicht gescheitert, wenn das nicht passiert wäre. Ich habe nur Fehler gemacht. Fehler, Fehler, Fehler. Tränen schießen mir in die Augen, aber ich schlucke tapfer und halte seinem Blick stand.
» Ich muss es wissen, Braden«, flüstere ich. Er nickt, beißt sich auf die Lippe, ohne mich loszulassen.
» Ich kenne Jonathan schon lange. Länger als du, um genau zu sein. Er hat mir vor sieben Jahren bei meiner ersten Verhandlung sehr geholfen, und es war nicht risikolos für ihn. Ich hatte in meiner Dummheit einen Fehler
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