Madam Baeurin
Hochzeiterin vo deim' Buam!«
Der Schiermoser muß lachen.
»Wia hast jetz gsagt? D' Hochzeiterin von mein' Buam hast gsagt? Mei liaber Xaverl, jetz glaab i's, daß dei Verstand a Loch hat. I woaß nix von ara Hochzeiterin.«
Dies ist dem Schreiner aber denn doch zu viel.
»Also, Schiermoser«, sagt er, »i will dir was sagn: Bal sie d' Sach von der Stadt außa bringt – oder bal eppa der Franzl gar hinei heirat in d' Stadt -, nachher woaß ma ja selm, daß's nix is mit meiner Einrichtung. – Aber verstanden, zwegn dem brauchst oan du no lang net a so für an Narrn z' halten und so saudumm daherz'redn! Dees is ja scho epps Alts, daß dene Stadtmadamen 's Bauernsach hint und vorn net guat gnua is! Und daß enk d' Bauernweibsbilder net fein gnua san! Aber leugna brauchst es net, bals a so is!«
Der Schiermoser hat mit wachsendem Erstaunen zugehört. Plötzlich aber geht ihm die Wahrheit auf.
»Von wem redest denn du?« fragt er heiser, obwohl er sich die Antwort bereits denken kann.
Doch diese letzte Frage erzürnt den guten Schreiner so sehr, daß er keine andere Antwort mehr darauf findet, als: »Jetz, da hört si aber do scho all's auf! A so a scheinheiliger Hansdampf!« Worauf er giftig ausspeit und den Bauern einfach stehen läßt.
Der Schiermoser aber vergißt frei, daß er ja Rösser gekauft hat und daß der Knecht dasteht und wartet.
Er starrt stumpfsinnig für sich hin und fragt sich selber zum soundsovielten Male: »Was hat jetzt der gmoant? Daß insa Bua und d' Stadterin – d' Rosl ... Ja, ist denn der Tropf narrisch!« Der Knecht reißt ihn aus seinem Grübeln und Sinnieren. »Is sinst no epps z'toa, Bauer?«
»Naa«, sagt der Schiermoser und besinnt sich, daß ja die Rösser heim sollen.
»Naa. D' Ross' weis'st hoam und tuast es glei fuattern. Gib eahna aber den hintern Stand, daß s' net zum Fuchsen zuawekemman. Net daß sie si verbeißen.«
Eine Weile schaut er noch gedankenlos dem Gang der Rösser nach, dann wendet er sich langsam dem Postwirtsgarten zu.
»A Maß mag i!«
Das Bier ist nicht schlecht. Aber auch hier hat er bald allerhand Blicke auszuhalten, allerhand Fragen und verdruckte Reden anzuhören, die ihm rasch das Blut gallig machen.
Und so sagt er, da ihn die Kellnerin fragt: »Magst no a Maß, Schiermoser?«, barsch: »Naa. I geh.«
Und macht sich verärgert auf den Weg zum Wagen.
Da findet er schon die Bäuerin samt der Großmutter, blaurot im Gesicht wie zwei Biberhennen und auf ihn losfahrend wie die Hornissen.
»Mach, daß d' einspannst! Daß mir furtkemman von da!« sagt die Junge wild. »I glang jetz. I hab mir gnua ghört!«
Und die Alte fügt bissig bei: »Jetz habts es wenigstens mit enkane Sommerfrischler! Jetzt wißts, was daß dee wolln.«
Der Schiermoser starrt gegen die Dultstände hin.
»Dees is a sauberne Gschicht. Wer hats enk denn verratn?« Aber er hört nicht mehr auf die Antwort hin.
Denn sein Blick hat eben etwas aufgefangen.
Dort vorne, vor dem Stand des Goldschmiedes, da steht sein Sohn, der Franz, hat die Stadtjungfer bei der Hand und zeigt ihr mit dem zuckersüßesten Gesicht einen Ring! Wahrhaftig einen Ring! Der Lottersbub, der miserable!
Die Schiermoserin folgt unwillkürlich den Blicken ihres Eheherrn.
Da sieht auch sie die beiden. Und sie will augenblicklich hin und sie auseinandertreiben! Gleich auf der Stell!
Mit Müh und Not kann sie der besonnenere Bauer davon abbringen, durch einen Streit auf dem Markt die Schande auch noch öffentlich zu machen.
Aber nun drängt sie erst recht aufs Einspannen, die Bäuerin.
»I spann glei ei«, sagt er drauf. »Jetzt muaß i alleweil erst warten, bis s' da sand.«
»Zu was?«
»Noo, zum Hoamfahrn halt.«
Die Schiermoserin schnappt nach Luft.
»Was? Dees Weibsbild willst wieder aufsitzen lassen? Dee Stadtflugga? Dees waar ja glei recht! Ha! Und i als Bäuerin dürft laaffa! Naa, mei Liaber! Jetzt tanz' ma amal anderscht uma! Jetzt fahrn mir zwee! Da, Muatta, hock di nur auf! Und i hock mi aa auf. Und bals dir derbarmt, dees Weibsbild, nachher kannst eahm ja a Roß zum Hoamreiten kaaffa!«
Und damit schiebt sie erst die Alte auf den Wagen und setzt sich breit und vollgewichtig mit einem haßerfüllten Blick gegen die beiden nichtsahnenden Menschen auf den Sitz zur Rechten der Großmutter, noch ehe der Bauer das Roß aus dem Stall geholt und eingespannt hat.
Ja, sie läßt nicht einmal mehr ihn aufsitzen! Gebieterisch greift sie nach den Zügeln, nimmt die Peitsche und fährt so scharf an,
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