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Madam Baeurin

Madam Baeurin

Titel: Madam Baeurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Christ
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daß der Braune sich bäumt und die Großmutter laut aufkreischt: »Mariand Josix!«
    Und mit fest aufeinandergepreßten Lippen fährt sie davon.
    »Narrischer Teife!« murmelt der Schiermoser und schaut ihr nach, bis sie hinter den Häusern verschwunden ist.
    Mißmutig wendet er sich darnach zum Gehen, mit den Blicken die beiden suchend, die ihm heute den Tag also verdorben haben.
    Aber weder Franz noch Rosalie sind mehr zu sehen.
    Und so macht er sich verärgert auf den Heimweg, scheltend über die Leut, über seine eheliche Hausfrau, über die Alte und über die beiden. Was er nur getrieben hat, der Malefizbub, daß die Leut so reden können?
    Langsam setzt er einen Rohrstiefel vor den andern, stößt mit dem weichselbaumernen Gehstecken die Steine weg, die ihm in der Bahn liegen, und schaut sinnierend grad vor sich hin auf den Boden.
    So kommt er auf die Höhe des Berges.
    Da sieht er, wie die Nanndl vom Straßlerbauern mit seinem Sohn, dem Franz, eifrig auf ihn einredend, langsam hinter einem sauberen Fuhrwerk hergeht.
    Das frisch lackierte Lederdach der Chaise ist aufgespannt, und so sieht er nicht, wessen Fuhrwerk es ist und wer es lenkt.
    Aber daß die Nanndl etwas sehr Gewichtiges mit seinem Sohn verhandelt, das sieht er.
    Denn sie redet schier mit dem ganzen Körper!
    Und zu guter Letzt schlingt sie gar ihre beiden Arme auf offener Straße um seinen Hals und hängt sich an ihn!
    Der Schiermoser pfeift durch die Zähne und wendet sich ab.
    Er muß lachen.
    »Also a so steht dee Sach mit dem Tropf!« sagt er zu sich selber. »O die Rindviecher da drunt am Markt! Wenns jetzt dees wieder sehng kunnten, nachher hoaßets do morgen ganz gwiß: Der Schiermoserfranzl und d' Straßlernanndl ham si mitnand versprocha! Und dabei is sicherli an dera Gschicht so weng epps Wahrs wia an der andern!«
    Er lacht belustigt vor sich hin.
    O, er kennt doch seinen Sohn! Der ist doch nicht aus der Art geschlagen!
    »Der werds jetzt nachher anderscht macha, als wia's i gmacht hab als a Junga!« murmelt er. »Bal oana a guater Schmied is, nachher legt er si alleweil z'erscht a drei, – a vier Probiereisen ins Feuer, bis er dees fünfte oder sechste amal wirkli schwoaßt! Und nachher is's oft no z'fruah! Recht hat er, der Franzl!«
    Langsam dreht er sich wieder den beiden zu und sieht nun, wie das Fuhrwerk vor dem Hof des Straßlerbauern hält, wie die Rosel absteigt und sich bei der Nanndl bedankt, und wie sie darnach lachend und schwatzend mit dem Franzl zu Fuß weitergeht, indes die Nanndl noch eine Weile wie angenagelt am Fleck stehen bleibt, die Fäuste ballt und schließlich dem Gaul etliche derbe Schläge in die Weichen versetzt, so daß er erschreckt auffährt und scheut.
    Und wenn nicht der Schiermoser grad rechtzeitig hinkäme zum Anhalten, könnte es wohl leicht geschehen, daß ihr das Roß noch vor der Stalltür durchginge!
    So aber verläuft die Geschichte noch gut, und der Schiermoser weist ihr das zitternde Pferd in den Hof, indem er sagt: »Daß d' gar so grob bist, Nanndl! Was hat er dir denn to, mei Franzl, daß d' an solchen Gift hast auf eahm?«
    Die Nanndl lacht ein verlegenes, geziertes Lachen.
    »Ja freili! Grob wer i nachher sei! Wenn oan der Häuter aufn Hax auffe tritt!«
    »Was für a Häuter?« fragt der Alte verschmitzt. »Hoaßt er eppa Franzl?«
    »Ah geh, hör auf mit dein Gredats!« erwidert ihm die Nanndl zwischen Lachen und Zorn. »I woaß's gar net, was d' willst mit dein' Franzl!«
    »I scho«, meint der Bauer und schickt sich zum Gehen an.
    »I woaß's guat, was i will mit eahm. Und jetzt pfüati Good.«
    »Du woaßt es freili, du alter Lapp!« murmelt die Nanndl verbissen. »Nix woaßt! Wennst aber wissen tatst, was i will mit dein' Franzl ...«
    In tiefes Sinnieren versunken, spannt sie das Roß aus und weist es in den Stall.
    Der Schiermoser aber trabt jetzt wieder ganz munter seine Straße dahin.
    Also die Nanndl hätt ein Äug auf den Buben!
    »Mei, dees ko ma si ja amal a Zeitl überdenka!« meint er für sich. »Und wenn si koa Besserne net findt, nachher is dee aa recht. I schatz s' alleweil auf a dreiß'gtausend Mark, d' Nanndl.«
    Er schaut den Weg geradeaus. Dort, ganz vorn an der Martersäule geht er, der Bub.
    Und hat die Rosel wahrhaftig um den Leib gefaßt.
    So ein Hallodri!
    Sogar der Stadtjungfer verdreht er den Kopf!
    Ist übrigens schad, daß sie eine Städtische ist, die Rosl.
    So ein riegelsames und tüchtiges Weibsbild muß es nimmer gebn landauf und landab!
    Weiß der

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