Madam Baeurin
Reisertalertochter und sagt: »Ja, was is dees? D' Marai! – Hock di nur zuawa, Marai. Is scho no a Platz auf der Bank.«
Auf die Bank zu dem Dienstvolk läßt er sie sitzen!
Die Schiermoserin droht der Schlag zu treffen.
Und sie kann nicht anders, sie muß sich dreinmischen »Freili! Auf d' Bank! Nix da! D' Marai sitzt si neben 'n Franzl, daß d' es woaßt! D' Sommerfrischlerin g'hört a so net an Tisch her!«
Leider hat ihre Rede gar keinen Erfolg, außer diesem, daß Franz erwidert: »Wer kocht hat, ißt aa mit. Und wen i neben meiner sitzen lass', der sitzt neben meiner. – Gell, Marai, du hast scho Platz da, neb'n der Liesi!«
Freilich hat sie dort auch Platz!
Mit süßsaurem Lächeln beteuert sie es.
Aber gutmachen kann er diesen Fehler nie mehr!
Und wenn sie zehnmal Schiermoserin werden sollte!
Nachtragen wird sie es ihm, solange er lebt, daß er sie einer Städtischen zulieb auf den Gesindeplatz genötigt hat – grad an dem Tag, an dem sie gekommen war, sich und ihre Geldsäcke ihm anzutragen!
Dasselbe denkt auch die Bäuerin.
Und es ist ihr unmöglich, auch nur einen Bissen zu genießen, schon weil es die da gekocht hat!
Daß der Alte auch noch mittut bei der Lumperei!
Aber gnade Gott!
Dem wird sie es heut abend schon hinsagen!
Der erhält seinen Landler!
Der Rüpel! Der Tropf, der alte!
»Geh weiter, Marai!« sagt sie sehr freundlich zu ihr. »Geh mit mir auße, nachher koch' ma ins selber epps. Werd z'erscht recht epps G'scheits sei, was die z'sammkocht ham.«
Doch leider geht es ihr auch mit dieser Rede nicht sonderlich gut.
Denn einstimmig wird ihr von allen, ja sogar von den Töchtern, versichert, daß man noch nie einen so guten Schmarren gegessen hätte – und dann will Marai plötzlich »gern« da sitzen bleiben, nimmt den Löffel zur Hand und versucht die Kunst dieser Person, die alle miteinander rein verhext hat!
Ja, Marai betrachtet es plötzlich als eine heilige Mission, Franz wieder aus dem Bann dieses Weibsbildes zu erlösen!
Und sie beginnt damit sofort, indem sie sagt: »No – hoaklig seids ös net! Bei ins dahoam essat ma an solchen Schmarrn net! Bei ins werd er scho besser g'macht! – Wer hat 'n denn kocht?«
Jetzt wird es wohl kommen, das, was ihr und der Schiermoserin Musik in den Ohren ist!
Aber nein, es kommt nicht!
Denn Franz sagt ganz kurz und sachlich: »Dees is gleich, wer 'n kocht hat. Ins schmeckt er. Wie daß 'n ös kochts, dees is uns gleich.«
Und der Schiermoser ißt gerade jetzt, als hätte er schon seit drei Tagen nichts mehr gehabt, und sagt dabei: »I woaß 's net, mir schmeckt er recht guat. Recht guat. Wahr is's!«
Freilich, Rosalie fühlt sich nicht wohl in dieser Stunde.
Aber ringsum sieht sie Mienen, die ihr wohlgewogen zulächeln – sie spürt den Druck der Finger des Jungen und hört den Lobspruch des Alten – da weicht ihr unbehagliches Gefühl doch wieder einem angenehmeren.
Immerhin ist sie froh, als der Bauer seinen Löffel ans Tischtuch wischt, das Zeichen zum Aufstehen gibt und das Tischgebet hersagt.
Das Geschirr trägt sie nicht mehr hinaus.
Sie bittet Barbara, die eine Tochter, darum und begibt sich sogleich hinauf in ihre Stube.
Nun erst wird dem Mädchen schwer ums Herz. Dazu macht sich doch eine große Müdigkeit und Abspannung bemerkbar, so daß sie sich kurzerhand entschließt, zu Bett zu gehen.
Und also sucht sie ihr Lager auf und gibt keine Antwort mehr, als Franz nach einer Weile unter ihrem Fenster steht und ruft: »Roserl! Roserl! Geh no a weng außa! – I muaß dir was sag'n!«
Aber sie weint ihre ersten heißen Tränen in die Kissen des Schiermoserbetts.
Nachdem an diesem Abend das Gesinde Feierabend gemacht und auch der Schiermoser sich auf die Hausbank gesetzt hat, tritt die Reisertalertochter hinter der Schiermoserin aus der Kuchel und vors Haus.
Und die Hausfrau nötigt sie, doch neben dem Bauern auf der Bank Platz zu nehmen, bis der Franzl mit seinem Tagwerk fertig wär' und auch käme.
Aber Marai äußert plötzlich sehr bestimmt den Wunsch, sie möchte doch lieber heute noch nach Haus.
»I woaß, d' Muatta braucht mi«, sagt sie, »und da is mir do net extra guat woanderst. Und dees, was d' mir zoag'n hast woll'n, dees hast mir zoagt. Sinst ham mir ja nix mehr z' red'n mitanand, denk i. Zweg'n dee Fakei kannst ja mit'n Vatan selber aushandeln.«
»Aber um Gott's willen!« ruft da die Schiermoserin erschrocken aus. »Heut no hoamfahr'n! Kimmst ja in de stockfinster Nacht eini! Naa, naa! Bleib
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