Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madam Baeurin

Madam Baeurin

Titel: Madam Baeurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Christ
Vom Netzwerk:
recht zu hören.
    »Ja ... dees kaam ja grad außa ... als wia wennst du selber dabei waarst bei dem Handel ...«
    »I bin net dawider, bal i's aufrichti sag'...«
    »Alter!«
    »Ja no ... es muaß net alleweil nach dem alten Schlag geh'. – Es derf aa amal epps Neumodisch's aufkemma. Heirat'n d' Bauernweibsbilder Stadtherrn – warum soll a Bauernbursch net aa amal a Stadtfrailein heirat'n. – Gar a so a richtigs, ordentlichs und saubers Leut'!«
    Allmählich ist es der Schiermoserin möglich, das, was in ihr tobt und rast, in Worte zu kleiden.
    »A so is's dir!« ruft sie aus. »A solchana bist du word'n! Du hilfst zu dere Stadtbruat! – Und du willst es hab'n, daß insa Sach' in dene eahnane Klauen kimmt! – Mei Liaba!
Dei
Sach' kannst geb'n, wemst magst. Aber dees
mei ...
dees bleibt mir in
meiner
Hand. Daß d' es woaßt. Und mei Geld kriagts mir aa net, dees Weibsbild. Heunt no will i 's z'ruckhab'n! Heunt no!«
    Sie kocht vor Zorn.
    Aber der Schiermoser ist, als wär' er von Holz, so ruhig.
    »Dees kannst macha, wiast willst«, sagt er gelassen, »dee paar tausad Markl machen eahm's Kraut aa nimmer fetter. Der langt mit dem, was i eahm derhaust hab'...«
    »Er! – Er hat 's derhaust! – Und i nachher? – Und mei Arbat? – Und dees, was i verdeant hab' von dee Sommerfrischler?...«
    Aber damit hat sie sich eine Schlinge gedreht.
    »Aha«, erwidert ihr der Bauer, »d' Sommerfrischler! Da zählen's auf amal mit! – Eahna Geld hast eing'schob'n. Wenn's aa a Stadtgeld g'wen is. Aber i sag' dir was: Dees mit dein Geld kannst macha, wiast magst. – Und der Franzl kann toa, was er mag – und i geh jetz in mei Bett. – Und bal er mir an Hof bald abnimmt, der Bua, is's mir ganz recht. – I bin a so gutding alt und müad. – Guate Nacht.«
    Damit verschwindet er im Haus und läßt die Schiermoserin in ihrer Wut und ihrem Schmerz allein.
    Diese kommt sich vor wie eine, die einen schweren Traum träumt. Sie versucht immer wieder, das Ganze von sich abzuweisen.
    Aber es geht nicht. Es ist schon so, wie es ist.
    Sie ist verraten und verkauft von ihren eigenen Leuten.
    Ihre Töchter kommen ihr in den Sinn.
    Wenn sie wenigstens die auf ihrer Seite hat! Wenn die diesem Weibsbild die Hölle heißmachen!
    Jawohl. Ihre Töchter werden keine Städtische dulden auf ihrem Heimatl!
    Sie springt auf und läuft eilends hinauf in die Dirndlkammer. Die beiden Maidln schlafen schon. Aber die Schiermoserin hat keine Ruhe, sie muß es ihnen noch heute beibringen, daß sie tun, was sie ihnen rät.
    Darum weckt sie beide noch mal auf, indem sie jede fest rüttelt.
    »Mariedl!... Bawettei! -... Geh, lust's a weng auf! – He da! – Ös zwoa!... I hab' epps zu red'n mit enk! Merkt's a weng auf, alle zwoa!«
    Mit vieler Müh' bringt sie die beiden aus dem ersten Schlaf.
    Die Barbara ist am ehesten munter und fragt erschreckt:
    »Muatta! – Was gibt's? – Was is passiert?«
    Die Schiermoserin bricht in Tränen aus.
    »Was werd passiert sein! – Insa Hoamatl g'hört nimmer ins!... Insa scheens Sach' geht dahin!...«
    Die Barbara reibt sich schlaftrunken die Augen. »Ha sagst? Was is dees?«
    Und die Mariedl sagt aus dem Traum heraus: »Wo geht er hin?«
    Aber die Schiermoserin ist nun mitten drin in ihrem Unglück und Verdruß und jammert und klagt so laut, daß ihre beiden Töchter aus dem Bett springen und endlich etwas Bestimmtes wissen wollen.
    Denn ihre Mutter redet vom Judas in der Familie, der seine angestammte Heimat verschachert, von der Niedertracht dieser Stadtjungfer, die den Franzl schlau eingefädelt hat, und daß sie, die Schiermoserin, auf und davon gehe, denn die Schand könne sie nicht verwinden ihr Lebtag!
    »Was für a Schand?« fragen ihre Töchter gleichzeitig.
    Diese Frage steigert den Zorn und Schmerz ihrer Mutter noch um vieles.
    »Was für a Schand?! – Fragen tät i aa no! – Is dees koa Schand, bal oan der Bua so a Weibsbild ins Haus einabringt?«
    Aber ihre Töchter finden gar nicht, daß die Schande so groß sei, ja, die Barbara meint sogar, sie würde ganz gern einen Stadtherrn heiraten, wenn einer käm'. Dies dreckige Bauernleben mit seiner ewigen schweren Arbeit wär' ihr schon lange zuwider!
    Und die Mariedl gähnt und schlüpft wieder ins Bett, indem sie brummt: »Z'weg'n dem hätt'st ins net extra aus'n Schlaf reiß'n braucha! Laß s' halt heirat'n, dee zwoa, bals anand gern hab'n. I heirat aa amal grad den, wo i mag.«
    Und damit dreht sie sich gegen die Wand, gähnt noch einmal und schläft

Weitere Kostenlose Bücher