Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madame de Maintenon

Madame de Maintenon

Titel: Madame de Maintenon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Buckley
Vom Netzwerk:
konstantere gesellschaftliche Achtung, und Hand in Hand mit diesen verlieh es ihr auch Selbstachtung.

Kapitel 8
    Die Lichterstadt
    Françoise hatte derweil, wie sie selbst sagte, die glücklichste Zeit ihres Lebens genossen. Abgesehen von Tagesausflügen in die Wälder der Umgebung und sommerlichen Aufenthalten auf dem Lande hatte sie diese Jahre in Paris verbracht, in einem gemieteten Haus in der Rue des Trois-Pavillons
299 in dem ihr vertrauten Viertel Marais. Das hatte es ihr erleichtert, ihr geselliges Leben fortzusetzen, denn Ninon, die d'Albrets, Madeleine de Scudéry, die Herzogin von Richelieu und Madame de Sévigné wohnten alle in der Nachbarschaft. Ihr Haus war zwar klein, aber sie lebte dort komfortabel mit einer Handvoll Bediensteter, darunter ihre Zofe Nanon de Balbien, ein tüchtiges und vertrauenswürdiges Mädchen, das ihr Leben lang bei ihr bleiben sollte.
    Françoise war jetzt dreiunddreißig Jahre alt, noch immer dunkelhaarig und schön, eine eingeführte und beliebte Persönlichkeit in den glänzendsten Kreisen von Paris. Nach den modischen Ausgefallenheiten ihrer frühen Witwenschaft hatte sie sich auf Kleider von unauffälliger Eleganz verlegt, bevorzugt in einem diskreten Grün oder Blau, und wenn sie sich den einen oder anderen Luxusartikel gönnte, mußte er geschmackvoll sein. Sie trug ausgesprochen schöne Wäsche, immer perfekt abgestimmt und schneeweiß, ein deutliches Zeichen des gesellschaftlichen Ranges in einer Zeit schmutziger Straßen und einer unterentwickelten Waschkultur. Ihre Schuhe waren von bester Qualität und ihre Kleider aus feinem Musselin, »ein Stoff, der für Personen
300 von mittlerem Vermögen damals große Mode war«. Daheim brannte sie Wachskerzen statt der billigeren und weniger wohlriechenden Talglichter, »und das war in jenen Tagen nicht sehr
verbreitet«. Diese Schwelgereien, ihr gewohntes »schönes großes Feuer« sowie Spielsachen für die Montchevreuil-Kinder und maßvolle Almosen einberechnet, blieb ihr von ihrer königlichen Pension von 2000 Livres am Ende des Jahres immer noch etwas übrig.
    Um das Jahr 1666 herum – sie war ungefähr einunddreißig – hatte sie sich einen persönlichen »Beichtvater« genommen, wie es bei der katholischen Aristokratie und beim Kleinadel üblich war. Sie wählte den Abbé François Gobelin, einen ehemaligen Soldaten und Doktor der Theologie von der Sorbonne, der offenbar »sehr geschätzt
301 « wurde, aber dennoch ein begrenzter Mann war, der mehr auf die peinlich genaue Einhaltung frommer Vorschriften achtete, statt ein geistiger oder geistlicher Seelenführer zu sein. Daß Françoise Père Gobelin engagierte, könnte man vielleicht einer frommen Anwandlung zuschreiben, aber vor allem scheint er für sie eine gesellschaftliche Verpflichtung erfüllt zu haben, ohne daß sie ihn in religiöser Hinsicht allzu ernst nehmen mußte. Die konstanten Ermahnungen, die er ihr schriftlich oder mündlich erteilte, haben jedenfalls nicht dazu beigetragen, daß sie ihr Verhalten änderte, wenn sie es nicht schon selbst für sich beschlossen hatte. Während ihrer Beziehung, die sich über ein Vierteljahrhundert erstrecken sollte, war es Françoise, die die Oberhand behielt, und nicht der ehrwürdige père .
    In diesen ersten Tagen in der Rue des Trois-Pavillons hatte er versucht, seine »appetitliche kleine Christin« zu bewegen, eine weniger verlockende Kleidung zu wählen. Françoise pflegte sich nicht aufwendig oder kokett zu kleiden, wie es die meisten Frauen in ihrem Kreis taten, aber ihre Schönheit und ein natürliches Stilgefühl ließen sie attraktiv erscheinen, gleichgültig, was sie trug. Selten ging sie décolletée , außer an ungewöhnlich heißen Tagen: »Sie haben aber einen wirklich schönen Busen
302 «, rief die Herzogin von Richelieu an einem solchen Sommertag überrascht aus. »Sie
haben ihn immer so sorgfältig bedeckt gehalten, daß ich immer dachte, etwas müsse daran nicht stimmen.« Père Gobelin klagte über die Üppigkeit ihrer Kleider: »Aber Monsieur«, protestierte sie, »ich trage immer ganz gewöhnliche Stoffe.« »Mag sein, meine liebe Dame«, erwiderte er, »aber wenn Sie niederknien, breitet sich die Fülle des Stoffes so anmutig zu meinen Füßen aus, daß ich wirklich sagen muß, es ist übertrieben.« Aber die modischen Musselinkleider wurden dadurch nicht weniger luxuriös.
    Nach dem Mißerfolg bezüglich ihrer Kleidung hatte Père Gobelin versucht, ihr soziales Verhalten zu verändern. Sie

Weitere Kostenlose Bücher