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Madame de Maintenon

Madame de Maintenon

Titel: Madame de Maintenon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Buckley
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wäre sonst
    Ihr Los: Denn lang ließ ich sie ungewollt darben,
    Sie wird es mir, hoff' ich, nicht verargen.
    Reichlich Käse bekommt Saint-Amant, dieser Schuft,
    Der Geck Benserade hundert Pfund kostbaren Duft.
    Wein in Strömen bekommt mein lieber Loret,
    Und mein Arzt, dieser Tropf, meinen Pisspott, hehe!

    Wenn der Doktor verbannt war, so waren Scarrons Freunde noch immer wie eh und je mehr als willkommen in seinem gelben Haus. Sie ließen ihn jetzt nicht im Stich, so daß seine letzten Tage so verbracht wurden, wie er seine Tage von jeher gern verbracht hatte – in freundlicher und angenehmer Gesellschaft. Als er den Tod nahen fühlte, gestand er, daß er, ein
zögernder Gläubiger, sich nicht entscheiden könne, ob er die Sterbesakramente empfangen sollte oder nicht. Der Marschall d'Albret und der reiche Alexandre d'Elbène, beide gefestigte Atheisten, verwarfen die Idee, aber Françoise bestand darauf, und so ließ Scarron, vielleicht um ihretwillen, nach einem Priester schicken. D'Albret und d'Elbène protestierten; Scarron änderte seine Meinung: zu einer letzten Versöhnung in den Armen der heiligen Mutter Kirche sollte es nicht kommen. Am Ende war es Ninon, »Notre-Dame des Amours«, die mit einem Priester im Schlepptau an allen vorbeieilte. »Kommen Sie, Monsieur
238 , machen Sie schon«, ermahnte sie ihn, »walten Sie Ihres Amtes, und beachten Sie nicht, was meine Freunde sagen. Er weiß davon ebensowenig wie Sie.«
    Scarron empfing die Sakramente, umgeben von seiner Frau und seinen weinenden Freunden. »Ich werde euch nie
239 so zum Weinen bringen, wie ich euch zum Lachen gebracht habe«, sagte er traurig, aber wahrheitsgemäß. Draußen gingen Kolporteure unter den Fenstern auf und ab und riefen die Nachricht von dem bevorstehenden Tod aus, aber wenn Scarron sie gehört haben sollte, so interessierte es ihn nicht mehr. Er hatte noch die Kraft, eine Inschrift für das Grab zu diktieren, das auf ihn wartete, dann bekam er, wie es sich für einen Spötter gehörte, einen längeren Schluckaufanfall, bevor er seinen Geist aushauchte
240 . Sein Leichnam wurde am nächsten Abend zur nahe gelegenen Kirche Saint-Gervais getragen und ohne große Zeremonie beigesetzt. Obwohl es nicht üblich war, daß eine Frau an der Bestattung ihres Ehemannes teilnimmt, war Françoise zugegen, ja, es scheint sogar, als sei sie der einzige Trauergast gewesen. Wo der Leichnam zur Ruhe kam, weiß man nicht: vielleicht in einem Massengrab für die Armen, vielleicht auch unter einer großen Platte im Schiff der Kirche. Wo immer sein Grab sich befindet, es sollte nie den respektlosen Grabspruch tragen, den er für sich selbst verfaßt hat:

    Der hier jetzt
241 ausruht von der Zeit,
    fand allzeit mehr Bedauern als Neid,
    und tausend Tode erlitt er hienied,
    bevor er aus dem Leben schied.
    Passant, mach keinen Krach, gib acht,
    damit er dir nicht noch erwacht,
    der arme Scarron, jetzt frei von Kummer,
    hier fand er seinen letzten Schlummer.

    Und sieht man von seinem scherzhaften Letzten Willen ab, war Scarron tatsächlich gestorben, ohne ein Testament zu hinterlassen. Er hinterließ nur Schulden. Noch über hundert Jahre später verlangte die Gemeinde Saint-Gervais von seinen fernen Erben die Begleichung der Kosten für die Bestattung des Dichters.
    * *
    Jean de Segrais hatte, obwohl er ein guter Freund Scarrons gewesen war, nicht an dessen Sterbebett gewacht. Er hatte den König auf seiner Hochzeitsreise begleitet und daher nichts davon erfahren, daß Scarron es am Ende nicht geschafft hatte. Er kam nur wenige Tage später nach Paris zurück, und »das erste, was ich tat
242 , war, ihn aufzusuchen, aber als ich zu dem Haus kam, trug man den Sessel, in dem er immer gesessen hatte, hinaus. Er war gerade als Teil seines Vermögens verkauft worden.«
    Scarrons »Vermögen« bestand praktisch aus dem Inhalt des Hauses in der Rue Neuve-Saint-Louis. Schon an seinem Todestag – sein Leichnam lag noch in dem gelben Schlafzimmer – hatten Gläubiger verlangt, das Haus zu versiegeln, um zu verhindern, daß etwas entfernt würde, und an den folgenden Tagen wurde alles verkauft, um mit dem Erlös seine Schulden abzutragen. Diejenigen unter seinen Freunden, die das Haus mit ihren eigenen Leihgaben oder Geschenken
ausgestattet hatten, waren zu generös, um Ansprüche auf die Vorhänge, die Bücher und Tische zu erheben, die jetzt zur Versteigerung weggekarrt wurden, aber es tauchten diverse Scarrons vom Lande auf, die sich weniger

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