Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod
ständiger Gefahr, dich umzubringen. Also haben sie alles blockiert, was dich belastete, und dir einen Babilim eingesetzt, der die geistige Genesung fördern sollte.“
Jenny schluckte schwer. „Ihr habt mich dazu gebracht, meine Tochter zu vergessen!“, sagte sie vorwurfsvoll.
„Und ihren Tod“, ergänzte E’fah. „Wenn du jetzt daran zurückdenkst, was fühlst du: Trauer oder Verzweiflung?“
Jenny horchte in sich. Aber der alles verschlingende Moloch Schuld, der sie gequält hatte, schien verschwunden zu sein. Natürlich trauerte sie um Ann und bedauerte zutiefst, was passiert war, doch gleichzeitig erkannte sie, dass nicht sie selbst für ihren Tod verantwortlich war, sondern das, was Mutter aus ihr gemacht hatte.
So wie auch Pieroo nicht selbst die Morde verübt, sondern von dem Geistwanderer gezwungen worden war.
„Es ist gut“, sagte sie leise. „Ich habe keine Sehnsucht nach dem Tod mehr.“ Sie sah Pieroo an. „Sollen wir heimkehren, Liebster?“
Er nickte stumm.
„E’fah …“, wandte sie sich an die Hydritin. „Dürfen wir dich um einen Gefallen bitten? Bring uns nach Hause. An die Küste der Grünen Insel.“
E’fahs Blick blieb lange auf Jenny haften, dann nickte sie. „Wenn es euer Wunsch ist, bringen wir euch dorthin.“
Jennys Blick verschwamm. Sie drückte, ja klammerte sich an Pieroo und ließ ihren Tränen freien Lauf, die alle Anspannung und alle Angst der letzten Wochen hinweg spülten.
Zum ersten Mal seit langer Zeit wagte Jenny Jensen wieder optimistisch in die Zukunft zu blicken.
Indischer Ozean, zwei Wochen nach Ei’dons Krönung
Gilam’esh verließ die Transportqualle durch ihren Einstiegswulst. Quart’ol folgte ihm. Sie schwammen los und ließen das bionetische Gefährt hinter sich. Sollten sie das Zeitportal finden und aus dieser Zeit und Welt verschwinden, würde es früher oder später von selbst zu seinem Ausgangspunkt zurückkehren.
„Ich bin sicher, dass es diese Stelle war.“ Quart’ol wies auf eine auffällige Steinformation am Boden, die er selbst aufgeschichtet hatte, um den Punkt zu markieren.
Gilam’esh schwamm dicht neben ihn. „Dann probieren wir es aus.“
Sie kraulten nebeneinander durch die leichte Dünung der Wellen, dorthin, wo Quart’ol das Zeitportal ausgemacht zu haben glaubte. Gilam’esh spürte, wie sein Körper vor Anspannung und Aufregung zitterte. Doch als sie die Stelle passierten … geschah nichts.
Sie hielten an. Quart’ol schüttelte ungläubig den Kopf.
„Kann es sein, dass die Zeitblase gewandert ist?“, fragte Gilam’esh. „Im Flächenräumer waren sie ständig in Bewegung.“
Sein Freund schien ratlos zu sein. „Möglich …“, sagte er wenig überzeugt. „Aber eigentlich hatten meine Beobachtungen ergeben, dass sie stabil war. Ich verstehe das nicht …“
Sie machten weiter, schwammen ein Raster ab, versuchten es in verschiedenen Höhen, bis Gilam’esh am Ende seiner Kraft war. „Lass uns ausruhen“, bat er.
Schweigend trieben sie eine Weile im Wasser. Über ihnen nahm das Licht der Sonne ab. Bald würde die Nacht kommen – und mit ihr auch die Jäger der Finsternis. Es wäre sicherer, mit der Transportqualle zurück zur nächsten Enklave zu fahren, nach Ei’don’lot. Sie konnten am nächsten Tag wiederkommen und ihre Suche fortsetzen. Aber hatte das überhaupt noch Sinn?
„Machen wir uns nichts vor“, klackte Quart’ol resigniert. „Wir hätten längst auf die Zeitblase treffen müssen. Sie ist nicht hier. Vielleicht hat sich das Portal aufgelöst. Was wissen wir schon über die Gesetzmäßigkeiten der Zeit?“ Niedergeschlagen ließ er sich im Wasser treiben, sank langsam zum Grund.
Gilam’esh starrte vor sich hin. Er wusste nicht, ob er enttäuscht oder erleichtert sein sollte. Einerseits hätte er Quart’ols Wunsch gern erfüllt, andererseits wollte er Chal’fir nicht allein lassen. Dass er Quart’ol seit Jahren nicht die Wahrheit gesagt hatte – dass sie nur zu zweit durch ein Portal gehen konnten – nagte zusätzlich an ihm. Jetzt war es zu spät. Er fühlte sich schlecht.
„Vielleicht liegt es auch an unseren neuen Körpern“, sinnierte Quart’ol weiter. „Die Zeitblase erkennt uns nicht mehr.“
Wieder versanken sie in Schweigen. Es wurde dunkel. Schließlich raffte Quart’ol sich auf und schwamm auf die Qualle zu. „Was wirst du tun?“, fragte er Gilam’esh.
„Nach Hykton zurückkehren. Dort setze ich dich ab. Dein Platz ist jetzt an Ei’dons
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