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Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht

Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht

Titel: Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Rotkamm fuchtelte mit dem Schockstab herum. Matt stützte sich an der bionetischen Wand ab und quälte sich auf die Füße. Seine Knie drohten nachzugeben. Rotkamm deutete mit seinem Schockstab in einen Gang. Matt wankte hinein.
    Sie trieben ihn zu einer ovalen Tür. Wie ein Hund kam er sich vor, der es nicht wert ist, dass man mit ihm spricht.
    Einer der beiden Wächter öffnete die Tür, der andere bohrte Matt den Schockstab in den Rücken und stieß ihn in den grottenartigen Raum dahinter, der durch einen Vorhang in zwei Bereiche unterteilt war. Im vorderen, größeren gab es eine Art Sitzmöbel und etwas, das an einen Garderobenständer erinnerte; daran hingen ein großes Handtuch und ein Tauchanzug.
    „Ausziehen!“, schnarrte Rotkamm. „Hinter dem Vorhang kannst du dir den stinkenden Schmutz der Oberwelt vom Körper waschen!“ Mit dem Stab schlug er auf den Tauchanzug. „Und dann zieh den hier an!“ Damit zogen sie die Tür hinter sich zu und ließen den Mann aus der Vergangenheit allein.
    Schwer atmend lehnte sich Matt Drax gegen die Wand. Das Gefühl, von allen verlassen zu sein, drückte ihm die Luft ab. Die Hoffnungslosigkeit verwandelte seine Knochen in Blei. Seit Anns Tod hatte er sich nicht mehr so zerschlagen gefühlt. Was sollte nun geschehen? War das hier wirklich das Ende?
    Vor der Tür hörte er die klackenden Stimmen der beiden Wächter. Sie plauderten.
    Er stieß sich von der Wand ab, zog die Stiefel von den Füßen, schälte sich aus den Kleidern aus marsianischer Spinnenseide. Zu jeder Bewegung musste er sich zwingen. Nackt trat er schließlich zu dem Vorhang, zog ihn zur Seite – und hielt den Atem an: Eine Hydritin stand an der Rückwand der Duschkabine!
    Sie winkte ihn hinein, bedeutete ihm, leise zu sein, und drehte das Wasser an. Matt trat in die Duschkuhle unter das warme Wasser und zog den Vorhang hinter sich zu. Und jetzt erst erkannte er, wen er vor sich hatte: Bel’ar, die Geliebte Quart’ols!
    Sie trat neben ihn. „Ich wusste, dass sie dich zur Reinigung hierher bringen würden, Maddrax“, raunte sie ihm zu. „Ich musste unbedingt mit dir sprechen. Was ist mit Quart’ol geschehen und mit Gilam’esh? Seit sie euch am Südpol unterstützt haben, sind sie verschollen. Was ist mit ihnen passiert? Sind sie …“
    „Tot? Nein, das nicht, Bel’ar. Trotzdem habe ich keine guten Nachrichten für dich.“ Matt stellte das warme Wasser ab und drehte das kalte bis zum Anschlag auf. Dann setzte er sich in die Duschkuhle und ließ das eisige Nass auf seinen geschundenen Körper prasseln.
    Bel’ar kniete neben ihm nieder, packte seinen Oberarm. „So berichte doch! Was ist passiert?“
    „Als der Streiter kam, drohten sie beide wahnsinnig zu werden“, flüsterte Matt. „Ihr müsst es auch hier in Hykton erlebt haben: Die Ausstrahlung des Streiters war für alle Telepathen – und auch für Quan’rill – nicht zu ertragen. Für die beiden gab es keine andere Möglichkeit, als sich durch eine Zeitblase in eine andere Welt zu retten.“
    Bel’ar brauchte einige Sekunden, das Gehörte zu verdauen. „Was heißt das?“, fragte sie dann. „Sie können doch zurückkehren, oder?“
    Matt spürte ihren warmen Atem an seiner Ohrmuschel, und es schmerzte ihn, ihr so wenig Hoffnung geben zu können. „Es ist möglich, Bel’ar, aber sehr, sehr schwierig. Die Parallelwelten sind miteinander verknüpft, und es gibt vermutlich Hunderte davon, die zudem noch in andere Zeitepochen führen.“
    „Dann sind sie für immer verschollen?“ Ihre Stimme erstarb fast.
    „Nicht zwangsläufig. Aber es könnte lange dauern, bis sie in unsere Welt zurückfinden.“ Er ließ das Kinn auf die Brust sinken, spürte die belebende Kälte im Nacken. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie Bel’ar in sich zusammensackte. Sie schlug die Hände vor ihr schuppiges Gesicht, ihr Körper begann zu zucken. Vermutlich weinte sie, aber das Prasseln der Dusche übertönte alle anderen Geräusche.
    Irgendwann richtete sich die Hydritenfrau wieder auf. Ihr gelblicher Scheitelflossenkamm hing schlapp über ihre linke Schädelseite herab. „Also bleibt mir immer noch ein wenig Hoffnung“, sagte sie tapfer. Dann legte sie ihre schuppigen Arme um Matts Schultern, drückte ihre Stirn an seine Schläfe und flüsterte ihm wieder ins Ohr. „Ich muss dir noch etwas sagen, das dich sicher sehr erleichtern wird: Jenny und Pieroo sind am Leben!“
    „Was?“ Matt hob den Blick, war verwirrt. „Galten sie denn als tot?“

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