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Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht

Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht

Titel: Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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gedachte.
    Sie rannte geduckt zum Brückengeländer.
    Fahrer und Beifahrer des Transporters waren ausgestiegen und schauten nach vorn. Aruula entsicherte die Handgranate, schleuderte sie an dem Beifahrer vorbei in die Fahrerkabine. Im nächsten Moment hatte sie das Brückengeländer erreicht und schwang sich darüber hinweg.
    Noch während sie dem Potomac entgegenstürzte, hörte sie den Detonationslärm, sah sie den Lichtblitz der Explosion. Dann tauchte sie in den Fluss ein.
    Unter Wasser drehte sie sich auf den Rücken und trieb mit dem Gesicht voran nach oben. Schon durch die Wellen hindurch sah sie den Rauch von der Brücke wehen. Zischend blies sich das Luftkissen, das sie um den Hals trug, auf. „ Ohne das würdest du untergehen wie ein Stein“, hatte der Archivar gesagt. „ Der Aufschlag auf die Wasseroberfläche wird es aufblasen. Nur dein Gesicht wird zu sehen sein. Aber keine Sorge: Wenn du den Wagen in die Luft gesprengt hast, werden die Soldaten Besseres zu tun haben, als nach dir Ausschau zu halten.“
    Genauso geschah es: Auf dem Rücken liegend trieb Aruula unbehelligt weg von der 14th Street Bridge. Auf der herrschte inzwischen helle Aufregung. Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln konnte die Köpfe und Helme der Soldaten sehen, die sich hinter dem Brückengeländer um den brennenden Panzerwagen versammelten und das Feuer zu löschen versuchten.
    Niemand achtete auf sie, während sie den Potomac River hinab und ihrem eigentlichen Ziel entgegen trieb.

    Die kleine trichterförmige Kiffette lag auf dem Tisch neben seiner Koje. Sergeant Simpson Kelly lag auf der Matratze, starrte sie an und spielte dabei mit dem Feuerzeug. Es war seine Vormittagsdosis. Normalerweise hätte er sie längst geraucht, doch er traute sich nicht – er hatte aufrecht gehende Fische gesehen.
    Seitdem lag er hier, fühlte sich schlecht und grübelte. Waren es denn wirklich Fische gewesen?
    Den Stoff, aus dem sich Kelly seine Kiffetten drehte, bezog er von einem Captain, der zweimal im Monat nach Waashton fuhr, um Nachschub an Proviant und Material zu holen. Der Captain wiederum bezog den Stoff von einem Außendienstler der WCA, der ziemlich weit herumkam. Und der kaufte das Zeug von Bauern tief im Süden und irgendwo jenseits des Mississippi.
    Bisher war Kelly immer mit der Qualität zufrieden gewesen. Noch nie hatte es Nebenwirkungen gegeben. Doch jetzt … diese Fische, anderthalb Meter groß. Mindestens zwei waren es gewesen, eher drei. Wenn sie aufrecht gingen, konnten es ja eigentlich keine Fische gewesen sein, überlegte er. Vielleicht sollte man eher von merkwürdigen Gestalten sprechen, die ihn an Fische erinnert hatten. Wegen der Schuppen. Und wegen der Flossen. Und wegen der Fischgesichter.
    Also doch Fische.
    Kelly raufte sich das rote Haar. „Mach dir nichts vor“, murmelte er. „Es gibt keine aufrecht gehenden Fische. Fische haben nämlich keine Beine. Der Stoff war schlecht und hat dir das nur vorgegaukelt.“
    Er starrte die trichterförmige Kiffette. Er hatte schon von Fällen gehört, in denen das Zeug Halluzinationen ausgelöst haben sollte. Weil Profitgeier irgendwelchen Mist mit hineingemischt hatten. Oder weil es in irgendeinem Labor hergestellt worden war, statt es nach bewährter Weise auf dem Feld zu ernten, wie Gott es geschaffen hatte.
    Wie gewöhnlich hatte er im ersten Morgengrauen am Fenster gestanden und sich seine Morgendosis angezündet. Dabei hatte er beobachtet, wie Colonel Bloom ein halbes Dutzend Kameraden für einen Einsatz eingeteilt hatte. Wenig später stürmten sie das Haus, in dem dieser Drax und seine Begleiterin schliefen.
    Dann brach große Hektik aus, Kameraden liefen durch die Gegend, schließlich knallte ein Schuss. Und später hatte er gesehen, wie sie die bewusstlosen Fremden in einen kleinen Transporter luden. Aber nicht nur das …
    Er hatte außerdem diese kleinen, aufrechtgehenden, fischigen Kerle gesehen, die mit Colonel Bloom in den Transporter stiegen und vom Gelände der Naval Amphibious Base fuhren.
    „Hast du das jetzt wirklich gesehen oder nicht?“ Sergeant Kelly griff nach der Kiffette und zündete sie an. „Ich habe das gesehen“, antwortete er sich selbst. „Und danach hab ich mich krankgemeldet.“ Tief sog er den Rauch in die Lungen.
    Eigentlich wusste Kelly genau, was er nun zu tun hatte: Meldung machen. Natürlich nicht beim Colonel, sondern in Waashton. Bei General Garrett. Oder noch besser: bei Präsidentin Cross. Aber das war gar nicht so

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