Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht
Er hatte lange nichts von den beiden gehört; genaugenommen seit Anns Tod nicht mehr.
Nun war Bel’ar verwirrt. „Du wusstest nichts davon?“ Sie schüttelte den Kopf. „Dann höre: Sie wollten mit der EIBREX IV nach Schottland fahren, doch Jenny konnte ihre Mitschuld am Tod ihrer Tochter nicht verwinden und sprang ins Wasser, um ihrem Leben ein Ende zu machen. Pieroo wollte sie retten – und tauchte ebenfalls nicht mehr auf. Die Besatzung, die sofort kehrtmachte und eine Suche einleitete, musste annehmen, wie wären ertrunken. Aber dem war nicht so. Eine Hydritenpatrouille wurde auf die beiden aufmerksam und rettete sie im letzten Augenblick. Sie waren für einige Zeit hier in Hykton, wo wir in Jenny den Lebenswillen wieder erwecken konnten. Sie sind jetzt wieder in ihrem Dorf in Irland.“
Matt nickte. „Freut mich zu hören, dass es wenigstens ihnen gut geht. Die anderen hatten vielleicht weniger Glück.“
Bel’ars Scheitelflossenkamm verfärbte sich ins Grünliche. „Welche anderen meinst du?“
„Die restliche Besatzung der Korvette. Also Rulfan und alle, die sich jetzt in Canduly Castle aufhalten …“ Matt erzählte ihr in knappen Sätzen, was in Mexiko geschehen war, und von dem mächtigen Gegner, der mit hoher Wahrscheinlichkeit Canduly Castle heimgesucht hatte. „Wer weiß, ob dort überhaupt noch jemand am Leben ist“, schloss er seinen Bericht. „Deswegen wollten Xij und ich auf dem schnellsten Wege nach Schottland. In Washington hätte man uns sicher einen Gleiter zur Verfügung gestellt, um über den Atlantik zu fliegen. Doch nun bin ich deinem Volk in die Hände gefallen. Man will sich für das Massaker in Rymaris rächen, das ich unter dem Einfluss eines fremden Geistes angerichtet habe …“
„Geht’s voran da drinnen?“ Es pochte laut es an der Tür. „Bist du endlich fertig?“
„Sofort!“, rief Matt in das Prasseln der Dusche hinein. „Eine Minute noch!“
„Beeile dich! Das Tribunal tritt bald zusammen!“
Matt fluchte leise. „Hör mir zu, Bel’ar“, flüsterte er dann. „Nur durch eine Geistverschmelzung kann ich meine Unschuld beweisen, das ist meine einzige Chance. Du musst sie dem Tribunal vorschlagen, wenn ich dazu keine Gelegenheit erhalten sollte. Einen anderen Weg zu meiner Rettung sehe ich nicht.“
„Mach dir keine Hoffnungen, Maddrax.“ Bel’ar blickte traurig zu Boden. „Der frühere Vorsitzende Kal’rag hätte sich bestimmt darauf eingelassen, doch der ist durch den Einfluss des Streiters wahnsinnig geworden. Und nun steht No’ris dem Rat vor. No’ris ist ein harter und unerbittlicher Hydrit und außerdem gerade erst von einem Attentat genesen. Ich bezweifle, dass er sich auf eine Geistverschmelzung einlassen wird.“
„Ein Attentat?“ Matt runzelte die Stirn. „Wer wollte den Ratsvorsitzenden denn umbringen?“
„Skorm’ak, der Oberste des verräterischen Gilam’esh-Bundes. Er ist ebenfalls ein Quan’rill und hatte für seine Tat Pieroos Körper übernommen. Glücklicherweise konnten wir ihn aufhalten und mit einem Trick gefangen nehmen.“ 6
Matt Drax schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und ließ sich das kalte Wasser ins Gesicht regnen. Das waren Interna der Hydriten, die ihn nicht zu interessieren hatten. Sein Bestreben musste es sein, Xij und sich selbst hier heil wieder rauszubringen. Er erkundigte sich nach dem Zustand seiner Gefährtin.
„Xij geht es den Umständen entsprechend“, sagte Bel’ar. „Sie wurde in eine Zelle gebracht, blieb aber bis auf ein paar Brandwunden unverletzt.“
„Sie wird doch gehen dürfen?“, fragte Matt besorgt. „Oder hat man ihr irgendwas vorzuwerfen?“
„Nein. Ich glaube auch, dass man sie bald freilassen wird. Nachdem sie ja bereits Kontakt mit den Hydriten hatte, besteht auch nicht die Notwendigkeit, sie aus Gründen der Geheimhaltung festzusetzen.“
Kontakt mit den Hydriten, dachte Matt amüsiert. Eine sehr vage Beschreibung dafür, dass Xijs neuer Körper eigentlich den Hydriten gehörte. Sie war an einer Vergiftung durch Kristallsplitter gestorben, und ihr Geist war in der legendären Unterwasserstadt Gilam’esh’gad in einen hydritischen Klonkörper transferiert worden, dem man dann in seinem weiteren Wachstum ein menschliches Aussehen verliehen hatte. 7
Bel’ar erhob sich. „Es wird Zeit, Maddrax. Verlass sich auf mich. Ich werde einen Weg suchen, dir zu helfen.“
„Danke.“
„Jetzt zieh den Tauchanzug an und geh mit den Wächtern.“ Bel’ar
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