Mademoiselle singt den Blues - mein Leben
am Tag erhalte ich extravagante BlumensträuÃe, der erste soll mir einen guten Morgen wünschen, der zweite mich durch den Tag begleiten und der letzte sanften Schlaf bringen. Seine kleinen Botschaften bringen mich zum Lächeln. Er hat immer neue Einfälle. Und dann passiert, was passieren musste: »Ich bin da.«
Ja, er ist da. Er ist die ganze Nacht gefahren in seinem neuen Sportwagen  â natürlich will er mir den gleichen schenken  â, und nun ist er da. Wir essen zusammen zu Abend, er ist unterhaltsam, witzig, verführerisch, voll Ãbermut. Ja, an diesem Abend falle ich ihm in die Arme. Fast hätte ich mich verliebt. Fast.
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Mein Geliebter wird zum täglichen Gefährten, verwöhnt mich mit Aufmerksamkeiten. Ich sehe nur seine langen Wimpern, die matte Haut und sein hinreiÃendes Lächeln. Er ist ein guter Liebhaber, und er hat mir so viel zu erzählen. Wir sind ständig zusammen.
Es ist Sommer, die Jahreszeit der Liebe. Er kehrt in sein Land zurück, um ein wenig zu arbeiten, doch das dämpft unser Verlangen nicht, ich habe mich ihm ganz und gar ergeben. Das heiÃt, nicht ganz, denn ich muss auf einer privaten Abendveranstaltung singen. Doch mein Geliebter möchte, dass ich nur noch für ihn singe. Ich bin verblüfft. Er macht Witze, denke ich. Keineswegs. Er will nicht, dass mich andere Männer sehen, dass mich andere Männer begehren können. Ich könnte mich womöglich in einen von ihnen verlieben â¦
Seine Jacht liegt im Hafen, er lädt mich ein, auf See ein Glas mit ihm zu trinken. Der Champagner flieÃt in Strömen. Ich stehe unter einem Bann. Ich träume. Er spricht von der Zukunft. Er spricht von uns. Von uns, die wir auf einer Insel leben werden. Ich glaube ihm aufs Wort, er ist ein ruhiger, umsichtiger Geschäftsmann, er hat mit brillanten innovativen Konzepten ein Vermögen gemacht, und er ist kein Junge mehr. Er weiÃ, was er macht. Er sagt mir, ich sei die Frau seines Lebens. Da ist er sich sicher.
Die Tage vergehen, die Wochen. Ich bin immer noch die Geliebte eines verheirateten Mannes. Unsere heimlichen Reisen führen nach London und Monaco, auch in Saint-Tropez werden wir mit offenen Armen aufgenommen. Doch ich fange an, das Ganze nicht mehr so lustig zu finden. In mir keimt der bittere Gedanke auf, ich sei vielleicht nur eine Trophäe. Ich bin berühmt, und er ist reich. Onassis und die Callas in der Ausgabe von 2010. Mit dem kleinen Unterschied, dass ich
nicht bereit bin, meine Karriere einem Mann zu opfern, und mit dem weiteren kleinen Unterschied, dass ich keinen Wert darauf lege, in eine Sammlung aufgenommen zu werden.
Meine Liebe hat Grenzen.
Mit dem Herbst kommt auch das Ende meiner Liebesgeschichte. Ich habe mich hereinlegen lassen. Er bleibt bei seiner Frau. Er schreibt nicht mehr. Ruft nicht mehr an. Was war ich doch für eine Idiotin! Aber eigentlich auch nicht. Nein! Man hat das Recht zu leben, zu träumen und sich zu irren. Ich bin enttäuscht, aber ich habe einen verrückten kleinen Wirbelsturm erlebt.
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Es gibt keine Märchen, auch keine Märchenprinzen. Diese Geschichte war zu schön, um wahr zu sein â¦
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Das Leben zieht mich zu neuen Horizonten: nach Kasachstan! Präsident Nursultan Nasarbajew hat mich eingeladen, an dem Bankett teilzunehmen, das zu seinen Ehren im Ãvreux-Palast an der Place Vendôme gegeben wird. Ich liebe die Kasachen, sie haben mich 1992 zur Ehrenprinzessin von Almaty gemacht. Ich sitze neben einem Mitglied des AuÃenministeriums. Er erzählt mir, dass er an einem Abend 1990, als er noch ein junger sowjetischer Soldat war, über die Mauer seiner Kaserne geklettert ist, um mich singen zu hören. Mein Nachbar zur Linken erweist sich als offizieller Ãbersetzer der kasachischen Delegation, er gesteht mir, meine Lieder hätten in ihm den Wunsch geweckt, Französisch zu lernen. Ich bin eitel genug, mich geschmeichelt zu fühlen. Tanguy, der mir gegenübersitzt, traut seinen Ohren nicht. Er schwebt ohnehin in den Wolken, denn er liebt diese offiziellen Empfänge, der gute Tanguy!
Postskriptum
Das vergangene Jahr war zwar sehr lang und aufreibend, konstruktiv und inspirierend, dass ich mich in der nächsten Zeit an das stärkste Projekt überhaupt machen werde. Ich habe mit meinen Verbündeten lange darüber gesprochen, ich fühle mich bereit, eine riesige Herausforderung
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