Mademoiselle singt den Blues - mein Leben
entgangen. Die anderen jedoch â¦
Manchmal stört es mich, wenn ich von einer Art Snobismus auf Distanz gehalten werde. Ich möchte ihn erschüttern. Weil ich viel Erfolg gehabt, viele Platten verkauft, in einigen Ländern die Herzen gewonnen habe, weil ich niemandem mehr etwas beweisen muss, suche ich nun vielleicht etwas anderes, wofür ich kämpfen kann. Ich stelle mich immer gröÃeren Herausforderungen.
Ich will diejenigen, die mir ausweichen, einfangen. Gleichgültigkeit
und Aufgeben ertrage ich schlecht, auch nicht, von anderen aufgegeben, im Stich gelassen zu werden.
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Ich habe Mutter und Vater verloren, und ich habe den Eindruck, dass ich meine Brüder und meine Schwester nicht bei mir zu halten weiÃ. Trotz meiner Bemühungen, trotz ihrer Zuneigung, die echt ist, wie ich weiÃ, sehen wir uns selten und sprechen nicht genug miteinander. Sie fehlen mir, wie einem nur die Familie fehlen kann. Die Vertrautheit, das zulässige Schweigen, die Komplizenschaft, das verständnisinnige Lächeln, das reflexartige Genervtsein, die gemeinsamen Unterschiede, all das sind konkrete Bindungen, solche, die wärmen und trösten und die, glaube ich, die Liebe ausmachen.
In solchen Augenblicken fehlt mir vor allem meine Schwester. Weil wir zu sehr in Anspruch genommen sind, sie durch ihre Angehörigen und ich durch meinen Beruf, hat sich die Bindung zwischen uns gelockert. Unsere Gespräche sind lang, aber selten. Dass sie als Frau für mich da ist, wenn auch aus der Ferne, ist mir, vielleicht auch, weil ich durch meinen Beruf ständig von Männern umgeben bin, sehr wichtig. Ich freue mich, wenn ich ihre Stimme am Telefon höre. Ich erzähle ihr von meinen Ãngsten und meinen Plänen, und sie berichtet mir von ihren Alltagsproblemen mit ihren Kindern, die nun schon Jugendliche sind. Vor allem meine Nichte neigt dazu, sich mehr Unabhängigkeit zu erstreiten. Wenn Carine dieses Thema anschneidet, versuche ich, ihr gut zuzureden, damit sie ihrer Tochter die Autonomie gewährt, die ich selbst nicht hatte.
Als wäre sie nicht meine Nichte, sondern meine Tochter, ermuntere ich sie zur Emanzipation. Dabei bin ich diejenige, die sich nie von ihrer Mutter gelöst hat, ich habe alles getan,
um ein kleines Mädchen zu bleiben. Je gröÃer ich wurde, je mehr meine Karriere sich entwickelte, desto mehr schmiegte ich mich in ihre Liebe und dann in den Kummer über ihren Verlust. Ich möchte, dass sie all die Ãngste, mit denen ich mich herumschlagen musste, nicht hat. Ich bin stolz auf sie. Einen Fehler jedenfalls hat sie schon vermieden: Sie hat Abitur gemacht.
Ich wäre so glücklich, wenn ich ihr etwas von mir mitgeben könnte. Wenigstens den Eindruck haben könnte, das, was ich im Leiden begriffen habe, und die Lehren, die ich aus dem Leben ziehen konnte, kämen irgendjemandem zugute. Ich versuche, meiner Nichte ein gewisses Selbstvertrauen zu geben. Ich möchte ihr zeigen, wie man Gelegenheiten ergreifen kann, ohne sich von seinen Komplexen beirren zu lassen. Auch die Beziehung zu meinen Neffen ist mir wichtig. Obwohl wir uns kaum sehen. Ich hätte gern mehr von ihrem Heranwachsen mitbekommen, von ihren Vorlieben, ihren Erwartungen und Ãngsten.
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Heute frage ich mich, wie mein Leben so vergehen konnte, ohne dass ich Kinder bekommen habe. Ich stamme aus einer Familie mit sieben Kindern, und ich habe unser fröhliches Familienleben so geliebt, mit all der Unordnung, dem Stimmengewirr, dem Lachen und Weinen. Ich habe die Weihnachtsabende geliebt und die Dorffeste, auf denen alle Kinder zusammen spielten. Aber ich habe mich nicht eingereiht. Ich habe das Schema der kinderreichen Familie durchbrochen. Alle Gelegenheiten, ein Kind zu bekommen, die sich von selbst ergaben, habe ich ausgeschlagen und meiner Karriere den Vorrang gegeben. So habe ich keine Familie gegründet.
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Zu früh für solche Worte
Jetzt weià ich es sicher: Ich kann es nicht mehr. Ich habe es gerade erfahren. Knapp über vierzig, und es ist vorbei. Viel zu früh für meinen Geschmack. Das Urteil ist gefallen, die Untersuchungsergebnisse sind eindeutig. Anfangs war es nur eine Hypothese, dieses Phänomen tritt gewöhnlich erst später auf, in den Fünfzigern. Ich versuchte, diese Eventualität nicht zu ernst zu nehmen, weil ich sie zu traurig, zu ungerecht und düster fand. Und dann musste es überprüft, in die eine oder die
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