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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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Zio.«
    Aha! Zio heißt » Onkel«. Also müssen Dino und Elisa verwandt sein. Das ist eine sehr gute Nachricht. Dann besteht nämlich Hoffnung, sie hier des Öfteren wiederzusehen, ohne ihr sofort einen Heiratsantrag machen zu müssen.
    » Ciao, Elisa«, sage ich, als sie an mir vorbei zur Tür geht. » Ciao!«, antwortet sie, lächelt mich an und runzelt mit Blick auf meinen Sahnecappuccino die Stirn.
    » Schmeckt fantastisch«, erkläre ich und zwinkere ihr zu.
    » Er sagt, dein Cappuccino schmeckt fantastisch, Onkel«, ruft Elisa und zwinkert mir ihrerseits zu.
    Wir grinsen. Dino strahlt.
    Elisa ist gerade eine Minute weg, da kommt der zweite Teil meiner Bestellung.
    » Cornetto?« Ich bekomme endlich mein Hörnchen. Das verschafft mir Luft im Kampf gegen das Kaffee-Sahne-Monster.
    Habe ich zumindest gehofft.
    Das Teil sieht allerdings aus, als hätte es den Nährwert eines mittleren Frühstücksbüfetts: Rundherum ist der hellbraun gebackene Teig mit Zuckerguss bezogen, auf den es zu allem Überfluss auch noch Dutzende stecknadelkopfgroßer Zuckerkörner geregnet hat. Und aus dem Innern des angeschnittenen Gebäcks quellen wie aus einer Wunde Unmengen von Vanillepudding. Hätte ich doch ein Tramezzino genommen!
    » Schmeckt gut! Probieren Sie ruhig!« Das Ehepaar, das mich als Deutscher anscheinend nicht akzeptieren will, schaut mir immer noch zu. Ich lächle unsicher: Selbst Sonntagnachmittags um 4 Uhr, zur Kaffee-und-Kuchen-Zeit, bekomme ich so etwas kaum herunter. Erst recht nicht um 10 Uhr morgens, dazu auf einen Magen, der schon mit einem halben Liter Kaffee und einem Becher Sahne zu kämpfen hat. Ich schließe die Augen, denke » Abrakadabra, Käsebrot«, doch als ich sie wieder öffne, ist nichts passiert.
    Außer dass das interessierte Ehepaar jetzt noch neugieriger schaut.
    » Everything alright?«, fragen sie mit ihrem merkwürdigen Akzent.
    » Si, si.« Alles klar.
    Ich nehme das Hörnchen in die Hand, bleibe dabei mit den Fingern daran kleben, als sei es mit Sekundenkleber bestrichen oder eine fleischfressende Pflanze, und öffne widerwillig meinen Mund. So langsam, wie sich die verrostete Zugbrücke einer mittelalterlichen Burg geöffnet haben dürfte. Dino, das Ehepaar und ein paar Cappuccinotrinker schauen fasziniert zu mir hin, als der vordere Teil der süßen Bombe zwischen meinen Zähnen verschwindet. Auch Elisa hat sich an der Tür noch einmal umgedreht.
    Ich mache den Mund zu.
    Sofort legt sich die Sekundenkleberoberfläche des Cornetto an den Gaumen, während gelbe Vanillecreme am Unterkiefer haftet und die Mitte der Mundhöhle von einem großen trockenen Stück Teig blockiert wird. Nichts geht mehr. Ich versuche zu kauen, ich versuche zu schlucken, doch vergeblich– die Masse an Cornetto ist zu groß.
    Panik!
    » Aqua!«, versuche ich zu rufen, Wasser.
    Ich reiße, so gut es geht, die Zähne auseinander und deute mit meinem verklebten Zeigefinger auf meine übervollen Backen.
    » Aqua!«
    Der an Nordmännern interessierte Mann fragt, ohne den Blick von mir zu wenden, verständnislos: » Papa?«
    Endlich gelingt es mir, die Zähne auseinanderzubringen. » Aqua!«, rufe ich mit letzter Kraft. Noch bin ich nicht gerettet und dem Tode nah.
    Dino begreift den Ernst der Lage als Erster. » Er hat aqua gesagt«, herrscht er das Mädchen an, das mir den Wahnsinn von einem Cornetto serviert hat, » gebt ihm endlich ein Glas Wasser!«
    Zitternd greife ich danach und schütte es mir in den Rachen und über die Hälfte des Gesichts. Endlich, der Kloß aus Teig, Pudding und Zucker rutscht nach unten! Gerettet, ich kann wieder frei atmen!
    Dankbar schaue ich zu Dino. » Grazie!«
    » Di che?«, sagt er nur– für was. Ganz wie ein Superheld, der mal eben im Vorbeigehen die Welt gerettet hat.
    Nie mehr, nehme ich mir vor, nie mehr werde ich ein Vanillepuddinghörnchen essen. Und nie mehr eines mit Zuckerglasur, die am Gaumen kleben bleibt. Ich werde Cornetti einfach generell meiden. Genau! Das ist einfach zu gefährlich. Lebensgefährlich.
    Nachdem mich Dino mit einem » Ciao, biondo!« verabschiedet hat, beschließe ich, ins Zentrum zu fahren. Ich muss mich nämlich beim italienischen Auslandspresseverband, der Stampa Estera in Italia anmelden.
    Nur: Wie komme ich jetzt in die Stadt? Auf meinem Stadtplan sehe ich zwei ganze U-Bahn-Linien: Eine Line A, eine Linie B.
    Ich muss lachen. Wie konnte ich nur so blöd sein und mit einem Uraltplan meiner Eltern von 1986 losziehen! Klar, damals gab es nicht mehr

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