Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
Vom Netzwerk:
zum Busfahrer, » kannst du mir Bescheid geben, bevor du an der Piazza Navona hältst?«
    Nachdem ich alles haarklein erzählt habe, reicht mir mein Polizist die Anzeige und einen Zettel, auf dem drei Nummern stehen, die mir nichts sagen.
    » Biondino, das hier sind die anderenObschon-e um von deiner Wohnung in die Stadt zu kommen.«
    Ob… was? Ich überlege, dann kapiere ich: » Obschon-e« ➛ englisch option ➛ italienisch opzione. Mit anderen Worten: Es handelt sich um meine Wahlmöglichkeiten.
    Auf dem Zettel steht 40, 818, 98 und 64, wobei die letzte Zahl allerdings durchgestrichen ist.
    » Das hier«, sagt der Polizist und deutet auf die durchgestrichene 64, » ist keine Obschon-e mehr für dich. Das ist der gefährlichste Bus in Rom.«
    Ich verspreche ihm, nur noch mit dem 40er, dem 818er oder dem 98er zu fahren und alle anderen Obschon-es zu ignorieren.
    » Bravo«, sagt er und schlägt mir zum Abschied auf die Schulter: » Biondino, wenn dir noch mal was passiert, komm zu mir. Ich bin Gennaro. Und immer Attenschon-e!«
    Ich verlasse das Polizeirevier und setze Gennaros Rat, vorsichtig zu sein, sofort um. Zwangsweise. Busfahren kann ich ohnehin nicht, denn ich habe ja kein Geld. Gute 40 Minuten gehe ich zu Fuß durch das vor Hitze flimmernde Rom. Die anderen Fußgänger? Alles Touristen und bestimmt ebenfalls ohne Geldbeutel unterwegs.
    Ziemlich fertig von der Aufregung des Tages zappe ich mich zu Hause durchs Fernsehprogramm. Als besonders gelungen fällt mir dabei der Titel einer Sendung auf, die Superquark heißt. Gut, so viel weiß ich auch, dass » Quark« ein physikalischer Fachbegriff ist, aber » Superquark« klingt wirklich herrlich danach, als ginge es in der Sendung um Tipps für eine besonders raffinierte Verarbeitung von Milchprodukten: » Kochen mit Superquark– wie Käsekuchen noch besser gelingt.« Nachdem ich mich darüber ausreichend amüsiert habe, bleibe ich schließlich beim zweiten Staatssender Rai Due hängen. Dort läuft Isola dei Famosi (Insel der Berühmten), wohl eine Art Big Brother für Promis beziehungsweise eine nette Form des Dschungelcamps. Kakerlakensuppe scheint es hier nicht zu geben, stattdessen haben die braun gebrannten Schönheiten vor allem die Aufgabe, möglichst knapp bekleidet einige Wochen auf einer Karibikinsel herumzuliegen. Und alles, was dort (nicht) passiert, wird live mit heiligem Ernst in einem Fernsehstudio in Rom diskutiert.
    Staunend verfolge ich die hoch emotionale Diskussion um die mögliche amore zwischen einem gewissen » Marco« und einer » Eleonora«. Denn weil es C-Klasse-Promi Marco geschafft hat, ohne Hilfsmittel Feuer zu machen, wird er jetzt von den im Lager anwesenden Frauen angehimmelt. Vor allem Eleonora scheint sich um ihn zu bemühen.
    Welche Dramatik! Werden Eleonora und Marco jetzt ein Paar? Flirten die beiden?
    » È impossibile – unmöglich«, sagt ein tuntig angezogener Mann mit gewaltiger rosa Hornbrille, der im Studio als » Liebesexperte« offenbar jede Folge kommentiert: » Marco und Eleonora passen nicht zusammen.«
    Das Pubilkum pfeift ihn aus. Sie sind vom Gegenteil überzeugt: nämlich dass Marco und Eleonora sehr wohl flirten.

Che strano! Spitsch, Bacione und Ziuziuzizizizuuu
    Am nächsten Morgen, Tag drei in Rom, habe ich einen Termin mit meinem Vermieter. Und so viel steht nach wenigen Minuten fest: Luca findet es großartig, dass ich jetzt in seiner Wohnung wohne. Er findet es sogar so spitze, dass er nach jedem Satz, den ich sage, » benissimo«, » super« murmelt und dann noch einmal » benissimo, benissimo«, » super super«.
    Luca sieht eigentlich nicht aus wie jemand, den man mit Vornamen anspricht, eher schon mit Professore oder Dottore: Er ist um die 70 Jahre alt und rundherum grau: graue Haare, graues Gesicht, ein graubeiger Anzug und eine dunkelgraue Aktentasche. Doch Luca hat mich von der ersten Minute beim Vornamen genannt und geduzt, und so habe ich mich dem angeschlossen.
    Er ist begeistert, als ich ihm sage, dass ich gerne bereit sei, die Miete zu jedem Fünften des Monats zu überweisen. Per Dauerauftrag. So etwas, meint Luca, gebe es selten in Italien. Kaum jemand zahlt hier die Miete dermaßen früh im Monat, und folglich ist Luca vollauf zufrieden mit seinem neuen deutschen Mieter.
    » Ich bewundere Deutschland. Deutschland ist ein so korrektes Land«, erklärt er und zieht einen 20-seitigen Vertrag aus der Tasche, den er mir vorlegt. » Nichts Besonderes«, sagt er, » Standard.«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher