Madru
altchinesischen I Ging vergleichbar, benutzt werden: indem man sie durch eine zufallsbestimmte (aber nicht wahllose) Anordnung sich selber legt, die Konstellation betrachtet und beides, Einzelbilder und ihre Vernetzung, auf sich wirken läßt. Das ist spannender, aufschlußreicher, als man zunächst glauben mag.
Dieses geheimnisvolle Baumspiel ist in Norrland in mythischer Zeit entstanden; ursprünglich scheint es aus dem Baumalphabet des Brusinischen hervorgegangen zu sein, und zwar aus der »Wintersprache«. (Für Experten klar erkennbar sind die feinen Bedeutungsunterschiede zu den keltischen Baumalphabeten des Beth-Luis-Nion und Biobel-Loth.)
Wie aus dem alten »Buch der Chroniken« hervorgeht, hieß dieses Spiel in seinen Anfängen einfach nur »Bilderspiel«. Es diente wohl vor allem der Verherrlichung von Bäumen und war selbst Teil eines weit verbreiteten Baumkults. Später nahm man es gerne als Geschenk für Heranwachsende und besonders für jene Menschen, für die sich die Frage nach dem Sinn des Lebens stellte. Die Benennung der drei gangbaren Wege, wie sie dieses Buch beschreibt - Weg des Allwiss, Weg der Ritter, Weg des Waldes -zeigt bereits eine Institutionalisierung solcher Bedürfnisse an.
Die Bezeichnung Baum-Tarot ist dagegen modern; sie verweist auf Einflüsse, die das Bilderspiel im Lauf der Entwicklung aus dem klassischen Tarot in sich aufgenommen hat.
Denkbar ist eine neue Funktion, nämlich als Erinnerungs- und Hoffnungsspiel, wenn es einmal in Europa und anderswo keine Bäume mehr gibt. Dann würde dieses Spiel wieder zu einem Ritual, zur Beschwörung: endlich zu einem Bewußtseinszustand zu gelangen, der die Voraussetzung für Veränderungen schafft. In Konsequenz hieße das: die Menschen begriffen, daß sie die einzigen Lebewesen sind, die das natürliche Gleichgewicht des Kosmos zerstören können – und die deswegen zu besonderer Vorsicht und Rücksichtnahme verpflichtet sind. Gegenüber Bäumen, aber auch gegenüber Pflanzen, Tieren und Landschaften.
ERKLÄRUNG DER 22 KARTEN
Der folgende Schlüssel zu den Bedeutungen der einzelnen Karten gibt nur ein andeutungsweises Raster, das von jedem Spieler selbst weiter entwickelt werden kann. Ausgehend von der Kenntnis der Baumarten oder auch nach der Lektüre des jeweiligen Kapitels kann er es verändern und verfeinern.
0 DER NARR – BIRKE. Suche, Abenteuer, Gefährdung. Der Jugendaspekt des männlichen Heros (Gefährte der dreigestaltigen weiblichen Gottheit)
I DER MAGIER – BUCHE. Verstand, Wissen, Bewußtsein
II DIE GÖTTIN – ERLE. Anima, Bru, die Anderswelt
III DIE FÜRSTIN – LINDE. Mutter, Geborgenheit, Erde
IV DER FÜRST – TANNE. Vater, Autorität, Schwert, Herrschaft
V DER GOTT – PAPPEL. Bri, Animus, Wind, Weg des Waldes. Der Sommeraspekt des männlichen Heros
VI DIE LIEBENDEN – HECKENROSE. Vereinigung, Gemeinsamkeit, Harmonie der Liebe, Sicherheit
VII DER WAGENLENKER – HAINBUCHE. Ordnung, Disziplin, Moral, Konvention
VIII DIE GERECHTIGKEIT – EICHE. Kompromiß, Abwägen, Weg der Ritter
IX DER EINSIEDLER – HASELNUSS. Weisheit der Stille. Meditation, Weg des Allwiss
X DAS RAD DES LEBENS – WALNUSS. Schwelle, Grenze der Bewußtseinsbereiche und Zeiten, Schicksal, Doppelgesicht, Doppelaxt, Ambivalenz
XI DIE KRAFT – WACHOLDER. Widerstand, Fähigkeit zu überleben
XII DIE PRÜFUNG – LÄRCHE. Das Unbewußte, seine Kräfte, seine Macht, Balance zwischen Bewußtsein und Unbewußtsein. Erfahrung der Wildnis, der Traumzeit. Der Winteraspekt des männlichen Heros
XIII DER TOD – EFEU. Zerstörung, Erschütterung, Überwindung der Todesfurcht. Fähigkeit, sich aus einer Krise zu befreien
XIV DIE MÄSSIGUNG – KIEFER. Einfachheit, Bescheidenheit. Die Einsicht in die zum Leben tatsächlich notwendigen Dinge
XV DER DÄMON – EBERESCHE. Das Schreckliche, unbeherrschte Sexualität, Feuer, Aggression, Gier
XVI DER TURM – BIRNBAUM. Melancholie, Herbst, Abschied, Vergehen, die Angst in der Einsamkeit
XVII DIE STERNENFRAU – KIRSCHBAUM. Jungfräulichkeit, Reinheit, das Neue, Unentdeckte, Beltaine, Frühling, Baumblüte. Der Mädchenaspekt der weiblichen Dreigestalt
XVIII DIE MONDFRAU – HOLUNDER. Die Möndin, Brunnentiefe, Rätsel, All, Wächterin über die Fruchtbarkeit, Schicksalsgöttin
XIX DIE SONNENFRAU – GINSTER. Geburt, Reproduktion, Ernte. Der mütterliche Aspekt der weiblichen Trias
XX DAS GERICHT – WEISSDORN. Tod, Hexe, Samain, Winteranfang. Der Todesaspekt der weiblichen Trias
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