Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
beherrschten. Ove Sprogøe hatte eine innere Sicherheit im Spiel, die ihm Natürlichkeit und Wiedererkennbarkeit verlieh. Er ist einfach da. Als Rolle. Und als er selbst. Das verschaffte ihm extrem hohe Glaubwürdigkeit. Ove Sprogøe war seiner Zeit voraus.«
Wollte man Ove Sprogøe mit ausländischen Stars vergleichen, kämen im Laufe der Zeit mehrere Namen zusammen. James Cagney wegen seines Charmes, seiner Energie und seiner Statur. Alec Guinness, weil beide wie ganz gewöhnliche Menschen aussehen können. Und natürlich erinnert Ove Sprogøe mit seiner Volkstümlichkeit und seinen netten, charmanten Rollen an Heinz Rühmann. Beide haben oft den kleinen Mann aus dem Volk gespielt, »Den Hauptmann von Köpenick« beispielsweise, Rühmann im Film, Sprogøe am Theater.
In einer dänischen Bühnenfassung spielte er auch Felix Ungar aus der amerikanischen Fernsehserie »Männerwirtschaft« und damit die Rolle eines seiner größten Idole, Jack Lemmon.
Nach Oves Tod erklärte Erik Balling: »Es ist ganz schlimm, aber mir fällt partout nichts Negatives ein, das ich über Ove Sprogøe sagen könnte. Er war einer der besten Schauspielerkollegen, die ich je in meinem Leben hatte. Als anspruchsvoller Künstler und als Freund. Er wollte immer, dass die Dinge einen Sinn haben. Einfach mitmachen wollte er nie. In seiner Arbeit steckten immer Wille und Absicht.«
Ulrich Thomsen zollt Ove Sprogøe höchsten Respekt: »Wenn einer von 1946 bis in die Neunziger mit einer solchen Leichtigkeit von einer Rolle zur anderen wandert, sagt das etwas über die Größe seines Talents. Eine Figur wie Egon Olsen zu schaffen, die ein Stück Geschichte geworden ist. Einen Charakter zu schaffen, bei dem man fast vergisst, dass er fiktiv ist, gelingt nur wirklich großen Künstlern. Man kann das mit Marlon Brandos Don Corleone in ›Der Pate‹ vergleichen. Man muss sich tief verneigen.«
Nachbemerkung der Übersetzerin
Ich habe Ove Sprog ø e getroffen. Wofür ich unendlich dankbar bin.
1991 war ich in Kopenhagen, um ihn für den Deutschen Fernsehfunk zu interviewen.
Er stand mit seiner Frau Eva in der Tür und hieß unser kleines Team mit einem Glas Rotwein willkommen. Die beiden leuchteten. Eine Aura von Wärme hüllte uns ein. Ihr Haus, durch das sie uns führten, war eine Kunst-Oase. Aus jeder Ecke flüsterten uns Bilder und Skulpturen ihre Geschichten zu.
Ich verlor meine Scheu und ging vom anfänglichen »Sie« gegenüber dem berühmten Mann zum landesüblichen »Du« über. In Dänemark siezt man nur die Königin. Nach den Jahren meines Studiums und meiner gemeinsamen Arbeit mit Dänen waren für mich drei Eigenschaften typisch dänisch: hyggelig, afslappet, sort humor – gemütlich, entspannt, schwarz-humorig. Das alles war Ove und noch viel mehr – er war die Herzlichkeit selbst.
1998 drehte die Olsenbande ihren vierzehnten Film. Mein Sender, der MDR, war Co-Produzent und schickte mich zum Interview für eine große Olsenbanden-Show nach Kopenhagen.
Ove Sprogøe nahm nicht daran teil. Er hatte sich aus Altersgründen weitgehend zurückgezogen. Morten Grunwald war bedrückt, Poul Bundgaard von seiner Krankheit gezeichnet und ich in Trauer. Mein Mann Bob war kurz zuvor gestorben. Wir waren eine stille kleine Runde. Unser Gespräch in der Kantine vor dem Dreh war tief und ernst.
Wenig später ist Poul Bundgaard gestorben. Und nun ist auch Ove Sprogøe tot.
Aber was heißt: »tot«?
Sie leben.
Janine Strahl-Oesterreich, Januar 2012
Dank
Ein besonderer Dank gilt Henning, Jørgen und Sven Sprogøe sowie allen anderen, die sich zu Ove Sprogøe interviewen ließen.
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