Maechtig, mutig und genial
gewesen sein.
Inés kam es daher vermutlich gerade recht, dass ihr Mann 1551 damit betraut wurde, alle Nachkommen von Pizarro nach Spanien zu begleiten. Diese Maßnahme sollte der Befriedung des Landes dienen. Allerdings war auch Francisca Pizarro, die Tochter von Inés, davon betroffen. Sie wurde begleitet von Francisco, der aus der Beziehung von Francisco Pizarro und Angelina Ocllo stammte. Ampuero nahm die gemeinsame Tochter Ysabel ebenfalls mit nach Spanien, wo sie erzogen und verheiratet werden sollte. Für Inés war die Mission also ein zweischneidiges Schwert, doch konnte sie sich damit trösten, dass ihre beiden überlebenden Söhne mit Ampuero bei ihr in Lima blieben. Sie war offensichtlich sowohl in der spanischen als auch in der adligen indigenen Gesellschaft Limas so gut verankert, dass sie allein gut zurechtkam. Auch ihre Verwandten aus Cuzco machten bei ihr Station, wenn sie in Lima waren. Inés Yupanqui verwendete sich in den folgenden Jahren mehrfach für verschiedene Personen sowohl indigener als auch spanischer Herkunft bei der Krone. Dass Frauen und erst recht indigene als Fürsprecherinnen fungierten, war ungewöhnlich, es zeigt uns den außerordentlichen Respekt und die herausgehobene Rolle von Inés auch nach der mehr oder weniger offenen Trennung von ihrem Mann. Ob sie noch mit Ampuero unter einem Dach wohnte, wenn dieser in Lima war, wissen wir nicht. Vermutlich eher nicht, denn die ehelichen Probleme hatten sich nicht verbessert.
Inés fuhr fort, um das mütterliche Erbe und die Anerkennung der Verdienste ihrer Familie zu erkämpfen, formell gemeinsam mit ihrem Mann, de facto aber hauptsächlich mit derUnterstützung ihres ältesten Sohnes. Der Prozess um die
encomienda
in Guaylas, die Francisca Pizarro zugesprochen worden war, wurde nach umfänglichen Befragungen zugunsten von Inés (nicht ihrem Ehemann) entschieden. Allerdings gab es noch ein paar Details, die in Spanien verhandelt werden mussten, und hierzu sollte der älteste Sohn Martín nach Spanien reisen. Aus den Dokumenten, die in diesem Zusammenhang erstellt wurden, geht hervor, dass Inés gleichzeitig einen Prozess gegen ihren Ehemann anstrengte, in dem sie ihn beschuldigte, ihr Vermögen zu verschleudern und ohne ihre Zustimmung ihre Besitzungen verkauft zu haben. Zwei Jahre später verurteilte ein Gericht Ampuero zur Rückgabe der umstrittenen Güter, doch es scheint, als habe er sich geweigert, dem Urteil nachzukommen.
Über die letzten Lebensjahre von Inés, die immerhin älter als 50 Jahre wurde, ein für die damalige Zeit durchaus langes Leben, haben wir keine Informationen mehr. Sie starb vermutlich im Mai 1575, ihr Mann drei Jahre später. Die Kinder von Inés wurden Teil der spanischen Elite diesseits und jenseits des Atlantik. Martín erbte die
encomienda
und wurde in den spanischen Militärorden aufgenommen, was eine große Auszeichnung darstellte. Francisco erhielt hohe Verwaltungsämter in Peru, während Francisca, die Tochter mit Francisco Pizarro, in Spanien blieb. Sie wurde im Hause ihres Onkels Hernando untergebracht, der sie umgehend ehelichte. Als er 1578 nach mehr als 20 Jahren Ehe starb, heiratete sie wenig später erneut einen spanischen Adligen. Sie kehrte nie wieder nach Peru zurück.
Ausgewählte Literatur:
Neben einigen verstreuten Hinweisen in Darstellungen zur Eroberung Perus existiert nur eine wissenschaftlich fundierte Darstellung von Kerstin Nowack:
Lebensformen im Umbruch. Ynés Yupangui zwischen Inkareich und spanischer Kolonialherrschaft in Peru
. Aachen 2007.
POLICARPA SALAVARRIETA
KOLUMBIEN, 1795–1817
Am 14. November 1817 schritt in Bogotá eine blutjunge, hübsche Frau zur Hinrichtung. Doch anstatt von den zwei Priestern, die sie begleiteten, Vergebung für sich und ihre Henker zu erbitten, stieß sie Flüche gegen die Spanier aus und rief ihre Landsleute auf, weiter gegen diese zu kämpfen. Damit wurde Policarpa Salavarrieta, genannt »La Pola«, stellvertretend für die vielen Frauen, die sich an der Unabhängigkeitsbewegung Neu-Granadas (heute Kolumbien) beteiligt hatten, zum Symbol des Widerstandes gegen die spanische Herrschaft im nördlichen Südamerika. Ihre Verehrung als kolumbianische Nationalheldin ist bis heute ungebrochen.
Policarpa Salavarrieta, die auch Polonia oder Gregoria Apolinaria oder kurz »La Pola« genannt wurde, kam vermutlich in Guaduas, einem Ort in der Nähe von Bogotá, zur Welt. Als Geburtsjahr wird im Allgemeinen 1795 angenommen. Die Familie zog bald darauf
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