Maechtig, mutig und genial
Maler. Unmittelbar nach dem entscheidenden Sieg über die Spanier 1819 beauftragte der General und spätere Vizepräsident der Republik Großkolumbien, Francisco de Paula Santander, den kolumbianischen DramatikerJosé María Domínguez Roche, ein Theaterstück über La Pola zu verfassen. Bei der Uraufführung 1820 kam es zu Tumulten, da die Zuschauer die Schauspieler mit Eiern und Tomaten bewarfen, um La Polas »Exekution« zu verhindern. Ihr Ruhm wurde durch die Schilderungen von Offizieren und ehemaligen Weggefährtinnen weiter gesteigert, und 1890 erschien in Kolumbien die erste romanhafte Biographie über La Pola. Allerdings hoben die Biographen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts weniger ihre subversiven Tätigkeiten hervor als vielmehr ihre Schönheit und Tugend sowie die Entschlossenheit, ihr Leben dem Vaterland zu opfern.
Zu ihrem 100. Geburtstag errichtete man in Guaduas ein Denkmal zu ihren Ehren, wenig später ein weiteres in Bogotá. An ihrem 150. Todestag 1967 erklärte der kolumbianische Kongress den 14. November zum »Tag der kolumbianischen Frau«. Ihr Elternhaus ist heute ein Museum und ihr Bild ziert den 10.000-Peso-Schein sowie eine Münze. Und natürlich reklamieren auch Frauenrechtlerinnen in Kolumbien diese mutige und widerspenstige Figur für ihre Sache.
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum
Bicentenario
der Unabhängigkeit 2010 erschienen erneut mehrere, zum Teil literarisch anspruchsvolle, Romane über das Leben der »Märtyrerin«, und das kolumbianische Fernsehen lancierte eine Telenovela, die großen Anklang fand. Noch aus einem anderen Grunde ist sie in der Populärkultur fest verankert: Lange Zeit wurde in Kolumbien ein Bier namens La Pola gebraut, das noch heute sprichwörtlich ist.
Ausgewählte Literatur:
Beatriz Castro Carvajal: »Policarpa Salavarrieta«. In: Magdalena Velásquez Toro (Hrsg.):
Las mujeres en la historia de Colombia. Bd. 1: Mujeres, Historia y política
, Bogotá (Consejería Presidencial para la Política Social / Editorial Norma) 1995, S. 117–131.
Einer der besseren neuen Romane über La Pola ist von Pedro Baldrán:
La pasión de Policarpa
. Bogotá 2010.
MANUELA SÁENZ
ECUADOR, 1797–1856
Einer ihrer Biographen nennt sie die wichtigste Frau in der Geschichte Lateinamerikas, andere ziehen es vor, ihre Rolle innerhalb der Unabhängigkeitsbewegung Hispanoamerikas einfach zu ignorieren. Erst spät ist Manuela Sáenz, die langjährige Geliebte und Partnerin von Simón Bolívar, dem »Befreier« des nördlichen Südamerika, in das Blickfeld der Forschung und der Öffentlichkeit gerückt. Umstritten war sie allerdings schon zu ihren Lebzeiten. In ihrem Leben kommen die verschiedenen weiblichen Rollen der Unabhängigkeitsbewegung zusammen: Sie war die makellose Heldin, die als unterstützende und liebende Frau Bolívar mehrfach das Leben rettete. Zugleich war sie die Anti-Heldin, die Grenzen und Rollen missachtete, als »Amazone« mit dem Heer mitzog und sogar militärische Ehren erlangte. Sie war aber auch die politisch denkende und handelnde Partnerin, deren Taten nicht immer die Billigung Bolívars fanden.
Manuela Sáenz wurde wahrscheinlich 1797, vielleicht aber auch ein paar Jahre früher, 1795 oder 1792, in der heutigen ecuadorianischen Hauptstadt Quito geboren. Sie war das uneheliche Kind einer angesehenen Kreolin und eines aus Spanien eingewanderten Militärs und Stadtratsmitglieds. Manuelas Mutter María Joaquina Aizpuru war ledig, der Vater Simón Sáenz Vergara aber verheiratet. Vermutlich um den Skandal möglichst zu kaschieren, ließen die Eltern die Geburt nicht ordnungsgemäß registrieren und gaben Manuela zunächst alsPflegekind in ein Nonnenkloster. Später holte die Mutter Manuela in ihr Haus, wo auch ihr Vater sie besuchte und zeitweilig in seinen Haushalt mitnahm. Das junge Mädchen geriet schon früh in die politischen Auseinandersetzungen der Zeit, als es 1809 in Quito zu einem Aufstand gegen die spanische Herrschaft kam, bei der die Familie ihrer Mutter auf der Seite der Aufständischen, ihr Vater als Offizier aber auf der Seite der Krone stand. Das hielt Manuela nicht davon ab, sich einige Jahre später von einem spanischen Offizier verführen zu lassen, weshalb sie die Klosterschule verlassen musste.
Die Familie war daher froh, als 1817 James Thorne, ein wohlhabender englischer Kaufmann, um die Hand Manuelas anhielt. Manuela willigte in die Heirat mit dem doppelt so alten Thorne ein. 1819 zog das Ehepaar nach Lima, wo die junge Frau aus
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