Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maechtiger Samstag

Maechtiger Samstag

Titel: Maechtiger Samstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
Krokodilring, der Blatt jedoch nicht entging.
    »Vielleicht irrt Scamandros sich ja mit der zauberischen Kontamination«, meinte sie. »Oder der Ring misst nicht besonders genau.«
    »Ist schon gut, Blatt«, entgegnete Arthur langsam. »Ich habe über all das sowieso nachgedacht. Weißt du, warum das Vermächtnis mich zum Rechtmäßigen Erben ausersehen hat und wie es Herrn Montag ausgetrickst hat? Ich war dabei zu sterben – aber der Ersten Schlüssel hat mich gerettet –«
    »Klar, weiß ich das«, sagte Blatt hastig. »Und jetzt werden wir alle sterben, wenn du nicht irgendwas unternimmst!«
    »Ich werde etwas unternehmen«, sagte Arthur. »Das will ich dir ja gerade erklären. Ich habe verstanden, dass ich ohnehin gestorben wäre und dass deshalb alles, was ich gemacht habe – alles, was ich von jetzt an tun werde-, sowieso eine Art Bonus ist. Selbst wenn ich mich in einen Bürger verwandle, werde ich immer noch am Leben sein und kann wenigstens anderen Menschen helfen –«
    »Arthur, ich hab’s kapiert!«, unterbrach Blatt ihn. »Unternimm einfach was, bitte! Unterhalten können wir uns anschließend!«
    »Okay«, stimmte Arthur ihr zu. Er ließ das Telefon los. Im Fallen zerstob es zu einem Funkenregen, der verblasste und verlosch, bevor er den Boden berührte.
    Arthur atmete tief durch, und einen Moment lang staunte er, wie tief er jetzt Luft holen konnte, jetzt, wo sein Asthma zusammen mit seinem früheren menschlichen Ich verschwunden war, wo alle irdische Gebrechlichkeit bei seiner Verwandlung in ein neues, unsterbliches Wesen hinter ihm zurückgeblieben war. Dann nahm er den Spiegel, der der Fünfte Schlüssel war, aus seiner Tasche und hielt ihn sich vors Gesicht. Ein gleißender Lichtkranz umstrahlte den Spiegel, aber Arthur blickte ohne Schwierigkeiten direkt hinein und sah nur sein eigenes, sich veränderndes Gesicht darin, seine geradere Nase, seine weißeren Zähne, sein seidigeres Haar.
    Blatt schirmte ihre Augen mit dem Arm ab, und sogar die Schläfer drehten den Kopf weg und kniffen die Augen fester zu.
    Ich hoffe wirklich, dass das funktioniert, dachte Arthur . Es muss funktionieren! Ich wünschte nur, ich hätte es vorher mit Doktor Scamandros besprechen können, denn ich weiß wirklich nicht, was …
    Arthur schnitt eine Grimasse, verscheuchte seine ängstliche innere Stimme und konzentrierte sich auf das, was er vom Fünften Schlüssel verlangen wollte. Weil es ihm leichter vorkam und es sich mehr danach anhörte, als würde es dann tatsächlich passieren, sprach er laut.
    »Fünfter Schlüssel der Architektin! Ich, Arthur Penhaligon, Rechtmäßiger Erbe der Architektin, äh … ich wünsche von dir, dass du diese Stadt mit einer Blase abschirmst, die sie von der Erde abgesondert hält, sodass die Stadt darin geschützt ist und keinem etwas passieren kann, und … tja … das wär’s … danke.«
    Der Spiegel blitzte auf, und diesmal musste Arthur die Augen zukneifen. Als er sie wieder öffnete, fühlte er sich kurz wacklig auf den Beinen und musste wie ein Seiltänzer die Arme ausstrecken, um das Gleichgewicht zu halten. In diesem Moment sah er, dass sich niemand mehr bewegte. Blatt und die Schläfer standen da wie schockgefrostet. Viele hatten mit einem Fuß keinen Bodenkontakt, was unter normalen Umständen niemand lange durchhalten konnte.
    Es war auch eigenartig still. Arthur konnte keine Hubschrauber, kein Gewehrfeuer oder irgendwelche anderen Geräusche hören. Er kam sich vor wie in einem Wachsfigurenkabinett außerhalb der Öffnungszeiten, umringt von Statuen in lebensechten Posen.
    Arthur ließ den Spiegel in die Tasche gleiten und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar – das inzwischen länger war, als ihm gefiel. Aber wenigstens fiel es ihm nicht ständig ins Gesicht.
    »Blatt?«, fragte er versuchsweise, ging zu seiner Freundin hinüber und tippte ihr auf die Schulter. »Blatt? Alles in Ordnung mit dir?«
    Blatt rührte sich nicht. Arthur sah sich ihr Gesicht an: Ihre Augen waren geöffnet, aber ihre Pupillen blieben starr, als er den Finger vor ihnen hin und her bewegte. Er konnte nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, ob sie atmete.
    Arthur spürte eine plötzliche Panik in sich aufsteigen.
    Ich habe sie alle umgebracht!, dachte er. Ich habe versucht, sie zu retten, und stattdessen habe ich sie umgebracht …
    Er berührte Blatt noch einmal an der Schulter, und obwohl ein schwacher roter Lichtschein um seine Finger aufflackerte, reagierte sie auf keine erkennbare

Weitere Kostenlose Bücher