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Maechtiger Samstag

Maechtiger Samstag

Titel: Maechtiger Samstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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zu sehen, wie weit die Transformation fortgeschritten war, und zählte dabei im Geiste mit. Eins, zwei, drei, vier, fünf …
    Dass das Gold diesen Abschnitt bereits erreicht hatte, wusste er. Er drehte weiter und musste feststellen, dass das Gold vom fünften Segment schon völlig Besitz ergriffen hatte und auch im sechsten nur noch ein schmaler Silberstreifen übrig war.
    Ich bin … ich werde ein Bürger sein.
    Schaudernd holte Arthur Luft und sah noch einmal hin, aber der Ring blieb unverändert: Er war zu sechs Teilen aus Gold. Arthur war zu sechzig Prozent unsterblich.
    »Jetzt gibt es kein Zurück mehr«, sagte Arthur in die rote Umgebung hinein. »Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen!«
    Er ließ die Hand sinken und zog den Fünften Schlüssel aus der Tasche. Er hielt ihn hoch. Dame Primus zufolge konnte der Spiegel Lady Freitags ihn an jeden Ort im Haus bringen, den er schon einmal gesehen hatte, sofern es dort eine reflektierende Oberfläche gab.
    Arthur stellte sich den Thronsaal im Unteren Haus vor, den großen Audienzraum, wo er sich mit Dame Primus und allen getroffen hatte, bevor er in die Armee der Architektin eingezogen wurde. Das war der Ort in Montags Tagraum, den er sich am leichtesten vorstellen konnte, weil darin nicht viel herumstand und er so protzig aufgemacht war – wozu auch ein Fußboden aus spiegelblankem Marmor gehörte.
    »Fünfter Schlüssel, bring mich zum Thronsaal in Montags Tagraum!«
    Der Fünfte Schlüssel erbebte, und ein weißer Lichtstrahl schoss daraus hervor, der das Rot vertrieb. Das Licht formte ein perfektes stehendes Rechteck wie eine Tür.
    Arthur ging in das Rechteck aus Licht und verschwand aus seiner Stadt und von der Erde, um vielleicht nie mehr zurückzukehren.

KAPITEL DREI

    D
    er Thronsaal war leer, aber sonst sah er genauso aus wie beim letzten Mal, als Arthur dort gewesen war: wie ein enormes, stinkvornehmes, schlecht durchdachtes Hotelbadezimmer. Er war ungefähr so groß wie ein Stadttheater. Wände, Boden und Decke waren mit goldgeädertem weißen Marmor verkleidet, der so auf Hochglanz poliert war, dass sich alles darin spiegelte.
    In der Mitte stand nach wie vor der mächtige, dunkelrote, gusseiserne Tisch und um ihn herum die einhundert weißen Stühle mit den hohen Rückenlehnen, auf der anderen Seite Arthurs goldglänzender Thron und daneben der Regenbogenstuhl von Dame Primus.
    »Hallo!«, rief Arthur. »Ist jemand da?«
    Seine Stimme hallte durch den leeren Raum, und ein Echo war die einzige Antwort. Arthur seufzte und ging zur Tür. Seine Schritte erzeugten auf dem glatten Marmorboden ein weiteres Echo, sodass es sich anhörte, als ob ihm viele kleine Gefährten dicht auf den Fersen folgten.
    Der Gang draußen war noch immer mit Papierbündeln vollgestopft, die alle mit roten Bändern zusammengeschnürt und wie Backsteine gestapelt waren. Aber jetzt standen keine Portiersfeldwebel in den Lücken zwischen den Stapeln stramm.
    »Hallo!«, rief Arthur noch einmal. Er lief den Korridor entlang und blieb mehrere Male stehen, um zu sehen, ob eine Tür hinausführte. Schließlich gelangte er ans Ende des Ganges, wo eine tatsächlich halb angelehnt war. Sie befand sich hinter den Papierstapeln und war ihm nur deshalb aufgefallen, weil einer der Stapel eingestürzt war.
    Noch immer waren nirgendwo Bürger zu sehen. Arthur zwängte sich durch den Türspalt und rannte einen weiteren leeren Korridor entlang. Er stieß die Türen auf, an denen er vorbeikam, ohne aber jemanden zu finden.
    »Hallo? Ist da jemand?«, rief er alle paar Meter, bekam aber keine Antwort.
    Schließlich erreichte er eine große Flügeltür aus dunkler Eiche. Sie war mit einem massiven Balken verriegelt, doch er hob ihn mühelos hoch – und nahm sich nicht einmal die Zeit, darüber zu staunen, dass er ein Stück Holz bewegen konnte, das mehrere Hundert Pfund wiegen musste. Sobald der Riegel oben war, ließ sich die Tür problemlos aufstoßen.
    Sie führte ins Freie. Arthur hatte erwartet, den See und den Rand des Kraters zu sehen, der den Tagraum umgab, und über sich die Decke des Unteren Hauses. Stattdessen sah er eine gewaltige Woge Nichts, die sich weit über ihn erhob und bereits alles bis auf die kleine Villa hinter ihm verschlungen hatte. Er kam sich vor wie auf einer Hügelkuppe, dem letzten Flecken trockenen Landes vor einem Tsunami – aber die Flutwelle kam, kletterte hoch, und bald würde sie herunterkrachen und selbst diesen letzten Zufluchtsort zerstören.
    Arthur machte

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