Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden
wirken
Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es sehr komplex, was Kinder beim Erwachsenwerden alles lernen müssen. Nicht nur Fahrrad fahren oder Ballett, alles, was wir tun, müssen wir lernen. Wie man Geduld übt, wie man Anweisungen gibt, wie man sich mit dem Ehemann so freundlich auseinandersetzt, dass er kapiert, was man will, wie man mit Humor die Stimmung auch in stressigen Zeiten hochhält, wie man liebt â das alles sind Dinge, die man nicht aus Büchern lernen kann. Mensch zu sein lernen wir, indem wir anderen Menschen zusehen. Ohne Rollenvorbilder hätten wir keine Ahnung, und unser Leben wäre unvorstellbar hart. Leute, die keine guten Vorbilder hatten, enden oft in Schwierigkeiten oder im Gefängnis. (Sozialarbeiter, die sogenannte Risikomütter betreuen, stellen häufig fest, dass diese nie beobachtet haben, wie man ein Kind auf freundliche Weise diszipliniert. Sie kennen keine anderen Möglichkeiten als Zwicken, Schlagen, in den Schrank sperren.)
Kinderhirne sind aufs Zuschauen und Nachahmen programmiert. Netzwerke spezieller Nerven, sogenannte Spiegelneurone, verbinden unsere Augen und Muskeln, sodass wir das Verhalten anderer nachahmen, ohne es überhaupt zu merken. Wenn Sie bestimmte Ticks Ihrer Mutter oder Ihres Vaters übernommen haben, waren da Ihre Spiegelneurone am Werk. Deswegen werden Kinder so wie die Erwachsenen, mit denen sie aufwachsen. Musiker erzeugen Musiker, Gärtner oder Tierfreunde erzeugen eine neue Generation von Gärtnern und Tierfreunden. Wenn Ihr Kind Sie liebt, will es so werden wie Sie.
Also nehmen Sie sich zusammen, Sie wissen doch, wo das hinführt, oder? Ihre Tochter wird sich in Sie verwandeln. Plus aller zusätzlichen Vorbilder, die sie einbeziehen kann, um das »Basismodell« zu verbessern. Sie wird Sie in sich tragen. Wenn Sie als Mutter Ihr Bestes geben, bekommt Ihre Tochter den bestmöglichen Start ins Leben.
STIEFMÃTTER
Heute sind ein Drittel aller Mütter Stiefmütter. 56 Eine Tochter als Stiefmutter groÃzuziehen ist ein wunderbarer Akt der GroÃzügigkeit, denn Liebe und Nähe müssen aus dem Nichts heraus entstehen. Stiefmütter haben mir berichtet, dass das Geheimnis ist, sich der Stieftochter nicht aufzudrängen. Denn diese hat sich die Stiefmutter nicht ausgesucht, leidet unter dem Verlust der biologischen Mutter und bringt ihr noch starke Loyalität entgegen. Versuchen Sie nicht, die Mutter zu ersetzen, sondern daneben eine neue Beziehung aufzubauen. Vertrauen und Intimität brauchen Zeit â Ihr Stiefkind muss auf der emotionalen Ebene auf Sie zugehen. Wenn Sie ruhig und liebevoll agieren, kann Liebe zwischen Ihnen wachsen.
Im Laufe der Geschichte haben Millionen von Kindern zusätzliche und andere Mütter gefunden, als die, die sie geboren haben. Weniger braucht jedenfalls keiner. Mädchen brauchen viel Liebe, und je mehr Rollenvorbilder sie bekommen, desto besser.
Räumen Sie Ihr Leben auf
Machen wir uns ans Praktische. In welcher Weise könnten Sie Ihrer Tochter als Rollenvorbild nützen oder schaden? Unterziehen Sie Ihr Leben einem kurzen Check:
Kommen Sie mit Männern gut aus, oder ist das ein Problemfeld für Sie?
Wissen Sie, wie man Freundschaften schlieÃt und pflegt?
Können Sie sich entspannen?
Halten Sie Ihre Versprechen?
Wissen Sie, wie man auch schwierige Situationen durchsteht?
All das kann Ihre Tochter von Ihnen lernen.
Es gibt noch andere, alltägliche Dinge, die wir unseren Töchtern unbewusst beibringen. Der Umgang mit Stress ist dabei ein wichtiger Aspekt. In meinen Vorträgen und Büchern über Die Geheimnisse glücklicher Kinder gebe ich Eltern immer einen Hinweis, der sie erstaunt: Ihre Kinder können nicht entspannter sein, als Sie selbst es sind. Denn zumindest in den frühen Jahren steigt und fällt ihr Stresspegel mit dem ihrer Eltern und dem der Personen um sie herum. Sie sind wie ein Pegelstandsanzeiger für die Stressbelastung von Mutter und Vater. Selbst Neugeborene spüren das schon. Zu mir kam einmal eine Familie in die Therapie, die ihr Neugeborenes in der Tragetasche dabeihatte. Immer, wenn es um ein spezielles schwieriges Thema ging, musste sich das Baby übergeben. Der Rest der Stunde verging dann friedlich, aber in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit.
Man denkt, Stress sei schwer zu kontrollieren, aber mit Unterstützung kann man lernen, auch in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben.
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