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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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an der Spitze, hast das Sagen, kannst die wichtigsten Entscheidungen treffen. Plötzlich jubeln dir alle zu, suchen deinen Rat, zeigen dir, wie wichtig du bist. Mein Gott, die meisten Menschen sind so simpel gestrickt. Sie suchen ständig nach jemandem, zu dem sie aufblicken können. Egal, wer das letztlich ist. Der Verlierer von gestern kann zum Superstar von morgen mutieren.«
    Sie nahm die Flasche, schenkte sich den Rest ein und trank das Glas aus.
    »Die Frage ist, ob ich mich verändern soll«, fuhr sie fort. »Das habe ich eigentlich nicht vor. Aber ich muss mich natürlich anpassen. Das erfordern die Umstände. Ich muss genau darauf achten, wie ich mich ab jetzt verhalte. Nur, eines ist klar. Alle, die bis heute gegen mich waren, müssen über kurz oder lang entfernt werden. Das habe ich aus der Erfahrung mit Stotz gelernt. Gutmütigkeit ist in der Politik nicht gefragt. Dafür wird man bestenfalls in Nachrufen gelobt. Und ich habe vor, noch sehr lange zu leben.«
    Sie erhob sich.
    »Das Spiel hat funktioniert«, meinte Marina Lohner mit verführerischem Unterton. »Jetzt setzen wir es fort. Ich erwarte, dass du dazu bereit bist. Versagen wird von mir bestraft. Ich bin die Bürgermeisterin, ich darf das.«
    Der Mann, der ihr zugehört hatte, kam auf sie zu. Er griff nach ihren Brüsten und massierte sie. Danach zog er ihr die Unterwäsche vom Leib, das Einzige, was sie überhaupt trug.
    Mit großen Augen beobachtete sie sein Tun. Ihre Stimme war leise geworden. »Das war teuer, zerreiß das Scheißzeug. Sei leidenschaftlich. Und mach weiter, bis du mich im Bett hast.«
    Er tat, was sie ihm befohlen hatte.
    Plötzlich hielt sie seine Arme fest und drückte kurz ihre Zunge in seinen Mund, bevor sie hauchend weiterredete.
    »Die hätten nie gedacht, dass es zwischen uns eine Verbindung gibt«, sagte sie. »Und dass du mich über alles informierst. Wir haben diese Vollidioten ausmanövriert. Du und ich. Das feiern wir jetzt, bis wir blaue Ringe unter den Augen haben.«
    Marina Lohner streifte sich die Reste ihrer Unterwäsche von der Haut. Sie ergriff die Hand des Mannes und lotste ihn in ihr Schlafzimmer. Dort schlief Michael Schegula mit Marina Lohner, voller Begehren und Schuldbewusstsein wie schon seit einem Jahr.
    *
    Anfangs ging es um nichts Großes, eher um bloße Routine. Ein am Franz-Josefs-Kai logierender amerikanischer Opernsänger hatte sich beim Polizeinotruf beklagt, dass in Sichtweite seines Zuhauses gedealt werde. Weil man davon ausging, dass der an der Wiener Staatsoper auftretende, sich erregt gebende Sänger womöglich bei Vorgesetzten Beschwerde einlegen würde, handelte man prompt. Eine kleine Einheit der Drogenfahndung wurde zum Donaukanal abkommandiert.
    Gefasst wurde ein junger Österreicher, der es nicht mehr geschafft hatte, rechtzeitig in die Dunkelheit zu fliehen. Er hatte damit gerechnet, die üblichen Routinekontrollen in dieser Gegend zu unterlaufen. Gut frisiert und ordentlich gekleidet, unterschied ihn äußerlich nichts von vielen anderen Passanten. Von dem empörten amerikanischen Bariton, der um seine Familie bangte, hatte er noch nie in seinem Leben etwas gehört.
    Große Mengen an Rauschgift waren jedenfalls nicht im Spiel, den Nachschub hatte sich der Mann aus Verstecken im Umkreis besorgt, die nur mühsam aufzustöbern waren. Man hätte ihn observieren müssen, um die Drogenverstecke zu finden. Die dafür nötige Zeit hatte angesichts des nervösen Amerikaners jedoch gefehlt.
    Seitdem ihm Handschellen angelegt worden waren, gab sich der junge Wiener missmutig und wortkarg. Kaum war er in einen schmucklosen, von hässlichen Lampen kalt beleuchteten Büroraum des Polizeikommissariats Deutschmeisterplatz verfrachtet worden, änderte sich sein Verhalten jedoch schlagartig. Er grinste breit und nahm eine stolze Haltung ein.
    »Ich weiß etwas, das ihr auch gerne wissen würdet«, sagte er mit hämischer Arroganz zu den Beamten. »Aber ihr wollt mir ja nicht zuhören.«
    Die ignorierten das und bereiteten sich auf die Einvernahme vor.
    Doch der Mann ließ nicht locker. »Den kenne ich nämlich.«
    Dabei deutete er auf die Wand des Büros, in das man ihn gebracht hatte. Dort hing ein Blatt mit zwei Phantombildern. Sie zeigten einen hübschen, dunkelhaarigen Jüngling und ein blondes Mädchen. Im Begleittext wurde ersucht, allfällige Informationen bezüglich dieser zwei unbekannten Personen an die Gruppe Belonoz in der Kriminaldirektion weiterzuleiten.
    Die Drogenfahnder sahen

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