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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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dein Postfach. Und so richtig lässt es sich nicht falten.» Er drückte den Umschlag zu­sammen, um zu zeigen, was er meinte.
    «Nein! Nein!», rief Mark und lief mit ausgestreckten Armen den Flur zurück, als hätte Terry eine Bombe in der Hand und spielte mit den roten und blauen Drähten. «Nicht! Nicht anfas­sen!»
    Terry wich zurück. «Schon gut, Mann», antwortete er achsel­zuckend und händigte ihm die Sendung aus.
    Mark drehte den Umschlag um. Kein Absender. Nur ein sim­ples Computeretikett auf der Vorderseite, auf dem stand: «WTVJ 6 Mark Feiding». Sachte drückte er auf den Umschlag. Er war steif und voluminös. Stellenweise hubbelig. Und er roch nach Farbe.
    Mark warf einen Blick auf die Uhr und griff nach dem Tele­fon. Mit zitternder Stimme rief er den Produzenten an, als er zurück in sein Büro ging. «Paul, hier ist Mark», sagte er, als sich der Anrufbeantworter einschaltete. Er versuchte, die Aufregung in seiner Stimme zu bezwingen, wahrscheinlich ohne Erfolg. «Ich fürchte, ich schaffe es heute nicht zur Aufnahme. Mir ist was da­zwischengekommen. Etwas Großes, glaube ich.»

 

41
     
    Die beiden Mädchen saßen einander gegenüber auf dem Boden, in einer seltsamen Umklammerung, ihre Handgelenke aneinandergekettet, die verunstalteten Gesichter dem Künstler zuge­wandt. Schwarze Höhlen anstelle der Augen. Über ihre Wangen rannen rote Tränen zu den verzerrten, aufgerissenen Mündern, mit breiten Pinselstrichen für immer zum markerschütternden Schrei erstarrt.
    Das makabere Gemälde der zwei schreienden blonden Mäd­chen war abfotografiert und vergrößert worden und hing nun an einer neuen Pinnwand, die den Raum der Crimes-Against-Children-Mannschaft dominierte. Daneben hing das Foto des Gale-Sampson-Gemäldes, das vergangene Woche gekommen war. Darunter waren die Tatortfotos aus dem Regal Hotel zu sehen. Zwei MEPIC-Steckbriefe waren mit Reißnägeln unter die schreienden Mädchen geheftet, doch Tatortfotos gab es keine. Noch nicht. Es war zehn Uhr am Freitagmorgen, und alles, was sie hatten, war ein weiteres brutales Porträt.
    «Das Bild ist im Labor», sagte Bobby zu den Männern am Konferenztisch, der in dem Großraumbüro aufgebaut worden war: Zo, Frank Veso und die CAC-Agenten Ciro Acevedo und Larry Vastine. Für den Fall, dass das jüngste grausige Kunstwerk sich ebenfalls als Darstellung eines Tatorts erwies, musste Bobby als Erstes eine Sonderkommission zusammenstellen. Doch auch ohne Leichen wusste er, dass er genau das vor sich sah: einen Tatort. Und so hatte er beschlossen, schon jetzt die besten Köp­fe für die Ermittlung zu versammeln. Zu diesem Zweck hatte er Vastine und Acevedo einberufen und bei der Staatsanwalt­schaft von Miami-Dade juristische Unterstützung angefordert. Die stellvertretende Staatsanwältin Stephanie Gravano unter­stützte diese baldigst einzurichtende Sonderkommission nun offiziell mit einem gewissen Stundenkontingent und war für Gerichtsbeschlüsse, Vorladungen und Ähnliches verantwortlich. Falls weitere Leichen außerhalb des Bezirks City of Miami auf­tauchten, in dem Gale Sampson gefunden wurde, würden auch Mitglieder der betreffenden Departments hinzugerufen werden sowie Beamte aus den Bezirken, wo die Opfer verschwunden waren.
    «Hoffentlich brauchen wir keine größere Pinnwand», be­merkte Zo. «Ich sehe, du hast eine Vermutung, wer die Opfer sind», sagte er dann mit einem Blick auf die Steckbriefe unter den schreienden Mädchen.
    «Wir warten noch auf die DNA des leiblichen Vaters in Day­ton, Ohio, aber es sieht aus, als handelte es sich um Roseanne und Rosalie Boganes, achtzehn und siebzehn, aus Florida City. Zwei Schwestern, die letzten April aus dem Haus ihrer Tante verschwunden sind, nachdem ihre Mutter an einer Überdosis Heroin gestorben war. Der Vater gibt gerade eine Speichelprobe ab. Wenn beziehungsweise falls wir eine Leiche - oder zwei - finden, haben wir schon mal ein Muster für den genetischen Ver­gleich.»
    Zo schüttelte den Kopf. «Schwestern? Ich habe nicht mal gehört, dass ein Geschwisterpaar vermisst wird. Wieso landen verschwundene Schwestern nicht in den Nachrichten?»
    «Es passiert nicht selten, dass Geschwister gemeinsam aus­reißen. Missbrauch zu Hause betrifft meistens mehr als nur ein Kind. Oder die Eltern haben Drogen- oder Alkoholprobleme, und die Kids suchen nach einem Ausweg und haben Angst, im Pflegeheim getrennt zu werden», erwiderte Bobby.
    «Kinder glauben, zu mehreren sind sie sicher -

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