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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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davonlaufen wollen. Sie würde mit Reue auf ihre wilde Jugendzeit zurückblicken und wie so viele andere ihren Lebens­lauf kreativ umschreiben. Doch jetzt war sie hier, nach Mitter­nacht an einem Montagabend, und die junge Shelley soff und feierte, trank aus den Gläsern ihrer halbseidenen Freunde, high auf irgendeiner Droge, und präsentierte ihre Tattoos, ohne dass es ihre Eltern mitbekamen. Er kannte die Sorte Mädchen, fand sie mit einem Blick in einem Chatroom, im Einkaufszentrum, in der Spielhalle. Es war fast, als könnte er sie riechen. Verletzliche Einzelgänger, sich selbst überlassen, die nach Freundschaft such­ten und sie von jedem annahmen, der sie ihnen anbot. Selbst von Monstern wie ihm.
    Er beobachtete sie, wie sie sich bückte, den Ball aufhob, la­chend und mit fliegender Mähne, dann legte sie verführerisch die Lippen an das Bier, das ihr der notgeile Barkeeper mit einem Lächeln rübergeschickt hatte. Er spürte, wie er steif wurde, und fragte sich, ob sie ihn aus ihrem kleinen Chat gestern Abend im World-of-Warcraft-Chatroom wiedererkennen würde. Er stellte sich vor, wie sie sich in seiner kleinen Sammlung machte. Ob sie hineinpasste? Und er stellte sich vor, wie er ihr volles Gesicht malte, wie er das Zittern ihres hässlichen Piercingrings auf die Leinwand bannte, wenn sie schrie.
    Heute Abend durfte er jedoch keinen Fehler machen oder aus einem Impuls heraus handeln. Er war hier, um sich um­zusehen, das war alles. Selbst das war ein Risiko. Um die Häu­ser zu ziehen war gefährlich geworden, jetzt, da er im Licht der Öffentlichkeit stand. Die Erektion verschwand. Genauso gingen die Besten ins Netz - durch Dummheit. Wahrscheinlich war er paranoid. Oder narzisstisch. Die bescheuerte Ansagerin war be­reits bei der schrecklichen Tragödie Numero quattro. Er trank einen Schluck und sah sich unauffällig um, in der Welt, die sich vor seiner Schranktür auftat. Niemand würdigte ihn eines Blickes. Niemand starrte ihn an, als würde er ihn kennen. Oder erkennen. Niemand musterte ihn, als wäre er berühmt oder be­rüchtigt. Niemand kam im Entferntesten auf den Gedanken, dass der Mann auf dem Barhocker neben ihnen, der ihnen zupros­tete, vielleicht ... nicht ganz richtig tickte. Dass er vielleicht ein psychopathischer Serienmörder war mit einer Schwäche für, nun, für hübsche junge Dinger. Niemand fragte sich, ob die Hand, die sie auf dem Weg zu den Erdnüssen zufällig berührten, die gleiche Hand war, die heute Abend für so «äußerst verstörende» Nachrichten gesorgt hatte.
    Er griff nach seiner Jacke und legte ein großzügiges Trinkgeld auf die Theke. Dann sah er sich ein letztes Mal um und stürzte seinen Drink mit einem Mund voll warmem, metallischem Blut herunter. Nein. Niemand sah ihn an. Niemand sah auch nur zum Fernseher.
    Er achtete darauf, nicht zu grinsen, als er sich durch die nach­mitternächtliche Menge und an den Skeeball-Bahnen vorbei­drängte. Seine Fingerspitzen strichen zärtlich über die warmen Flügel ihres leuchtenden Schmetterlings, als er sich an den jungen Körpern vorbei den Weg zum Ausgang bahnte. Er spürte, wie ihm der Strom durch den Arm schoss, als hätte er in eine Steck­dose gefasst. Leise murmelte er eine Entschuldigung, aber sie hat­te die Berührung nicht einmal bemerkt. Sie lachte immer noch.
    Niemand achtete auf ihn. Überhaupt niemand.
    Noch nicht.

 

39
     
    Lainey lag zusammengerollt auf dem Lehmboden und hielt sich die Ohren zu. Im Kopf spielte immer wieder ihr Lieblingslied. The Sweet Escape von Gwen Stefani. Ifl could escape.
    And recreate a place that's my own world. And I could be your favorite girl ...
    Sie wusste nicht, wie lange sie schon so dalag und dasselbe Lied sang, rauf und runter. Zeit hatte keine Bedeutung mehr. Minuten konnten Stunden sein. Oder Tage. Wochen vielleicht. Vielleicht war sie irgendwann eingeschlafen und träumte nur noch, dass sie sang.
    Langsam setzte sie sich auf und lauschte. Stille. Keine Schritte. Keine knarrenden Dielen. Das schreckliche Scharren hatte end­lich aufgehört. Und die Stimmen ... waren sie echt? Sie schüttelte den Kopf und tastete vorsichtig in der Dunkelheit herum. Um sicherzugehen, dass sie allein war. Sie hatte solchen Hunger. Und Durst. In einer Ecke stieß sie auf etwas. Etwas Glattes, Großes und Bauchiges. Es fühlte sich an wie eine volle Tüte. Sie fingerte daran herum, bis sie die Öffnung fand. Dann steckte sie die Hand hinein. Es waren kleine harte ... Steine?
    «Bist du

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