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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Vielleicht fand der Wandel schon seit langem statt, doch jetzt, da es mit der Wirtschaft offiziell bergab ging, wurden im renommierten Journalismus Karrieren abgewürgt, und es be­durfte großer Brüste und eines blendend weißen Lächelns, damit sich nach der Fernsehschule für eine neue Schicht billiger Ar­beitskräfte die Tore öffneten. Im reifen Alter von zweiundvierzig waren die Aussichten für einen «Oldtimer» wie Mark eher düster, und nach zwölf Jahren in der Branche, deren Niedergang er bei sechs verschiedenen Kanälen mitansehen konnte, wusste er, dass er den letzten Zug erwischen musste, sonst konnte er einpacken.
    Mark sah die Zeichen schon seit einer Weile: das dramatische Schrumpfen der Sendezeit für seine Geschichten; die Beschnei­dung des Recherchepersonals; das Anheuern selbständiger Jour­nalisten ohne Erfahrung. Die YouTubeisierung der Nachrichten im Allgemeinen: Erfahrene Profis und Nachrichtenagenturen wurden mehr und mehr durch Hinterwäldler mit Camcordern und Handykameras ersetzt. Mark musste immer härter arbeiten, um intelligente Storys zusammenzukriegen, und dann zusehen, wie ihm von grünen Mittzwanzigern drei Minuten kostbare Sen­dezeit geklaut wurden, in denen sie hirnlosen Schwachsinn über die Gefahren von Flusen im Wäschetrockner verbreiteten. Es war eine zutiefst deprimierende Situation, doch er hatte sich ge­schworen, nicht zu verbittern. Er würde rechtzeitig den Absprung schaffen, das hatte er fest vor. Das war sein Masterplan. Er würde den Absprung schaffen, bevor ihn jemand auf die Straße setzte.
    Doch es war wirklich komisch, wie sich das Schicksalsrad zu­weilen drehte. Noch letzte Woche hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich in die Ozarks zurückzuziehen und auf der Terrasse eines Blockhauses Krimireportagen zu schreiben, doch jetzt hatte sich sein Glück gewendet. Und jetzt stand er hier wie John Tra­volta - er war wieder im Spiel, und diesmal hatte er die Chance, ganz nach oben zu kommen ...
    Am Abend, nachdem Gale Sampsons Leiche im Regal Hotel gefunden worden war, schossen die Quoten der WTVJ-Nachrichten nach oben und schlugen sogar die Elf-Uhr-Sendungen von CBS4 und WSVN7. Eine große Sache in einer Branche, wo Quoten den Erfolg bestimmten. Und nach Meinung des Produzenten direkt der Tatsache geschuldet, dass sein jetziger Starreporter Mark Feiding eine Insiderverbindung zu dem «Pi­casso-Mörder» pflegte, wie er genannt wurde. Am Anfang hatte er sich Sorgen gemacht, dass es ein wenig opportunistisch wirken könnte, aus einer derartigen Tragödie persönlichen Gewinn zu schlagen, doch Mark setzte sich darüber hinweg. Schließlich war auch Bryan Norcross nur wegen Hurrikan Andrew vom unbe­kannten Wetteransager zum landesweit gefeierten Meteorologen aufgestiegen, während die meisten seiner damaligen Zuschauer in Miami immer noch unter blauen Zeltplanen ohne Strom oder fließend Wasser hausten - und das kreidete ihm auch keiner an.
    Marks Belohnung dafür, dass er dem Sender zur Quotenkro­ne verholfen hatte, war eine regelmäßige Spezialsendung, mon­tags und mittwochs drei Minuten mit dem Titel Fragen Sie Mark, ein Selbsthilfeprogramm zur Verbrechensprävention, das sein Produzent ursprünglich an einem dieser grünen Mittzwanziger hatte ausprobieren wollen. Es ging darum, wie man Sexualtäter erkannte, sich gegen Vergewaltiger verteidigte, Identitätsdiebstahl vorbeugte und so weiter. Keine große Moderation, aber ein re­gelmäßiger Auftritt. Die Chance, sich einen Namen zu machen. Und das war mehr, als Mark bisher je zuteilgeworden war.
    Er war gerade auf dem Weg in die Maske, als ihn jemand zu­rückrief.
    «Feiding! Hey, Mark!»
    Mark erkannte die Stimme hinter ihm, als er an der Nach­richtenredaktion vorbei über den Flur hetzte. Es war Terry Walsh von der Poststelle. Er ging ein paar Schritte rückwärts und rief zurück: «Hey, Terry! Ich hab's ein bisschen eilig ...»
    «Hier ist ein Päckchen für dich, das passt nicht in dein Post­fach», sagte Terry, der als Doppelgänger von Jerry Garcia durch­gehen konnte. Er schob einen grauen Postwagen und winkte mit einem übergroßen gelben Umschlag. «Soll ich's auf deinen Schreibtisch legen?»
    Mark blieb stehen. Er erwartete ein paar Videokassetten mit alten Ratgebersendungen aus dem Archiv. «Was ist es denn, Terry?»
    Terry hielt den Umschlag wieder hoch. «Ich weiß nicht, Mann. Kam heute rein. Muss jemand persönlich vorbeigebracht haben. Steht dein Name drauf, aber es passt nicht in

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