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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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noch da?», raunte eine Stimme. Sie kam aus der Wand.
    Sofort rollte sich Lainey wieder zusammen und begann zu weinen. «Nein, nein, nein ...»
    «Warte! Hör zu! Fang nicht wieder zu singen an», flüsterte die Stimme in der Wand. «Rede lieber mit mir.» Lainey unterdrückte ein Schluchzen.
    «Rede mit mir. Alles in Ordnung. Alles wird gut.» Es war die Stimme eines Mädchens. «Nicht weinen. Du bist nicht al­lein.»
    «Was?», flüsterte Lainey zurück.
    «Rede einfach mit mir. Ich muss mit jemandem reden. Ich werde noch verrückt. Und dann hast du gesungen ...»
    «Wo bist du?», fragte Lainey und berührte die kalte Wand.
    «Ich weiß es nicht. In einem Keller, schätze ich. Einem Ver­schlag, wie du. Oder?»
    «Ja», sagte Lainey leise. Sie drückte das Gesicht gegen die Wand.
    «Wer bist du? Wie heißt du?», fragte das Mädchen.
    «Lainey. Ich bin Lainey. Ich heiße Lainey. Er hat mich ent­führt.» Plötzlich war sie von ihren Gefühlen überwältigt, und sie fing wieder zu weinen an.
    «Er hat uns alle entführt. Er ist böse. Er ist ein echt böser Mann.»
    «Uns?»
    «Ja. Es gibt noch mehr von uns. Irgendwo hier unten. Ich kann sie durch die Wände hören.»
    «Ich sehe nichts», heulte Lainey. «Er hat irgendwas mit mei­nen Augen gemacht. Ich glaube, ich bin blind!»
    «Das sind nur Pflaster. Pflaster und Klebeband. Du kannst sie abziehen, aber du siehst sowieso nichts. Hier unten gibt es kein Licht. Du reißt dir nur die Wimpern aus. Und wenn er dich er­wischt, klebt er dir die Augen mit Klebstoff zu.»
    Es lief ihr eiskalt über den Rücken. Immer, wenn sie dachte, es konnte nicht schlimmer kommen, wurde es noch schlimmer.
    «Aber das ist mir egal», sagte das andere Mädchen trotzig. «Ich habe das Pflaster abgerissen. Deshalb weiß ich, dass man sowieso nichts sieht.»
    «Aber du hast gesagt, dann würde er dir wehtun ...»
    «Ist mir egal. Soll er's versuchen. Wenigstens kann ich ihn sehen, wenn er kommt. Und sitze nicht einfach nur da, bis er ...» Doch sie sprach nicht weiter.
    «Wie viele von euch sind hier unten?», fragte Lainey.
    «Ich weiß es nicht. Ich kenne nur die Mädchen, die ich durch die Wand gehört habe, wie dich. Ich habe mit drei anderen ge­sprochen. Eva, Jackie, Adrianna.»
    «Wo sind sie?»
    Eine lange Pause entstand. Es hörte sich an, als bekäme das Mädchen keine Luft oder kämpfte gegen die Tränen. «Ich weiß es nicht. Ich habe seit einer Weile nichts von ihnen gehört. Was für ein Sternzeichen bist du?»
    «Was?»
    «Wann hast du Geburtstag?»
    «Ach so, im August. Am siebenundzwanzigsten August. Warum?»
    «Du bist Jungfrau. Ich hab's gewusst.» Lainey sagte nichts.
    «Diesmal ist er lange weg», fuhr das Mädchen fort. «Wenn er mich hier einsperrt, ist er immer eine Weile fort, aber diesmal dauert es wirklich lange.»
    «Ich habe Hunger», sagte Lainey.
    «In der Ecke muss eine Tüte mit Essen stehen. Hast du sie gefunden? Und Wasserflaschen. Du musst herumtasten.»
    «Was ist das? Es fühlt sich an wie das Zeug, das meine Mutter für Rosey kauft. Meinen Hund. Fühlt sich wie Hundefutter an.»
    «Es ist Hundefutter. Hast du die Flaschen gefunden?»
    Sie würde auf keinen Fall Hundefutter essen. Niemals. Sie tastete in der Dunkelheit herum. «Ja, hier sind sie. Ein ganzer Packen. Wie lange bist du schon hier?», fragte Lainey, während sie den Deckel einer Flasche abschraubte und daran roch. Es roch nach nichts.
    «Ich weiß nicht. Länger als die meisten, glaube ich.»
    Lainey trank einen großen Schluck. Es schmeckte so gut. Sie trank fast die ganze Flasche in einem Zug aus. Dann wurde ihr bewusst, wie hungrig sie war. Sie nahm ein Stück Trockenfutter und hielt es sich an die Nase. Eigentlich roch es gar nicht so schlecht. «Wer bist du?», fragte sie schließlich, als sie das Hundefutter mit der Zungenspitze berührte. «Ich meine, wie heißt du?»
    Eine lange Pause entstand. «Katy», antwortete das Mädchen leise. «Ich heiße Katy.»

 

40
     
    Jeder aus der Fernsehbranche behauptete, es gebe nichts Schlim­meres als die Fernsehbranche. So auch Mark Feiding. Die Po­litik. Die Intrigen. Die Überstunden. Die willkürlichen und zu rar gesäten Erfolgsstorys, die meistens nichts mit Talent zu tun hatten. Bei den Nachrichten war es nicht anders; längst ging es beim Fernsehjournalismus vor allem ums Showbiz, um Promis und natürlich um Quoten. Korrupte Lokalpolitiker bloßzustellen war auch nicht mehr ehrenhafter, als beim Disney Channel zu moderieren.

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