Maedchenmoerder Ein Liebesroman
hartnäckig, vor mir bereits vier weitere Mädchen entführt, missbraucht und getötet zu haben. Natürlich ist es möglich, dass er sich nur wichtig machen und mir noch mehr Angst einjagen wollte. Andererseits kann ich bezeugen, dass in der Kiste mit der Unterwäsche mindestens acht oder gar zehn Teile lagen. Keinesfalls sind es bloß zwei Slips und zwei BHs gewesen. Und woher sollten die restlichen Teile stammen, wenn nicht von Mädchen, die vor mir Ähnliches erleiden mussten? Theoretisch ist denkbar, dass der Unmensch die Wäsche in irgendeinem Laden gekauft hat, bevor er anfing, Mädchen zu entführen. Doch irgendwie scheint mir dieses Verhalten nicht zu seinem Charakter zu passen. Ich kann es nicht besser erklären: Ich bin einfach sicher , dass er seine Trophäenkiste nicht mit ganz banal gekauften Wäschestücken »entweiht« hätte.
Die Ermittlungen der Polizei in dieser Angelegenheit sind leider äußerst unklar. Selbstverständlich wäre es zu viel verlangt, dass sie jedes Waldstück zwischen Aachen, Charleroi und Luxemburg - denn dies scheint das Revier meines Peinigers in seiner ersten Phase gewesen zu sein -, dass sie eine solch riesige Fläche gründlich durchkämmen. Allerdings gibt es in der Gegend zwischen Köln und Lüttich eine ganze Reihe von Mädchen, die seit Monaten vermisst werden und die in das Beuteschema - die Polizei würde sagen: in das »Opferprofil« - meines Peinigers passen. Mädchen zwischen sechzehn und höchstens fünfundzwanzig Jahren, fast alle mit langen Haaren und jedenfalls nicht ganz unattraktiv. Auf Vermisstenplakaten würden diese Mädchen außerdem als »schlank« bezeichnet. (Wobei ich selbst mich zum Zeitpunkt meiner Entführung nicht als »schlank« bezeichnet hätte. Im Sommer wog ich bei einer Körpergröße von einem Meter vierundsechzig immerhin dreiundfünfzig Kilo. In meinen Augen ist das fett. Und ich fühle mich jetzt, wo ich fünf Kilo abgenommen habe, deutlich besser. Auch wenn meine Mutter und meine Therapeutin da anderer Ansicht sind!)
Das Problem ist nur, dass kein Mensch bei der Polizei es wirklich ernst nimmt, wenn ein Mädchen, das fast erwachsen ist oder als »junge Erwachsene« gilt, verschwindet. Alarm wird nur geschlagen, wenn es um Mädchen geht, die noch richtige Kinder sind. Oder Millionärstöchter. Ist es aber ein »ganz normales« Mädchen, das eines Nachts plötzlich nicht mehr nach Hause kommt, fragt ein gelangweilter Polizeibeamter die Eltern bloß, ob sie wirklich alle Leute kennen würden, mit denen ihre Tochter herumhängt. Und bestimmt habe es in letzter Zeit zu Hause Krach gegeben. (Ich frage Sie: Gibt es irgendeinen Haushalt, in dem es nicht regelmäßig kracht?) Die Eltern sollten heimgehen und abwarten. Erst wenn es von der Tochter in einer oder zwei Wochen immer noch kein Lebenszeichen gäbe, könne man anfangen, ein wenig zu ermitteln.
Wenn Sie glauben, dass ich übertreibe: Fragen Sie meine Mutter! Sie muss beinahe wahnsinnig geworden sein in den Tagen nach meinem Verschwinden, als kein einziger Beamter bereit war, ihre Sorgen ernst zu nehmen. Und es stattdessen überall nur hieß: »Pfff, ein Mädchen in der Pubertät! Ich bitt’ Sie! Wenn wir da jedes Mal, wenn eine abhaut, unseren ganzen Apparat anwerfen würden, hätten wir sonst nix mehr zu tun.«
Aber ich will der Polizei keine Vorwürfe machen. Immerhin ist sie dem Hinweis, dass Janina Berger zuletzt lebend gesehen wurde, als sie an der Autobahnraststätte Frechen am 3. Juni 2006 in einen zitronengelben Porsche mit deutschem Kennzeichen einstieg - an mehr konnte sich der Zeuge leider nicht erinnern -, immerhin ist die Polizei diesem Hinweis nachgegangen. Als Erstes schauten sie in ihren Computern, wie viele zitronengelbe Porsches zu diesem Zeitpunkt in Deutschland zugelassen waren. (Streng genommen ist es wohl falsch, von einem zitronen gelben Porsche zu sprechen. Irgendwann später klärte mich mein Peiniger darüber auf, dass es sich um einen limonen gelben Porsche handelte...)
Da die Polizei keine weiteren Hinweise hatte, fing sie an, alle Besitzer eines zitronen-/limonengelben Porsches zu überprüfen. Bei meinem Peiniger klingelten sie nur deshalb, weil er im weiteren Umkreis der Autobahnraststätte Frechen wohnte. Weitere Anhaltspunkte dafür, dass mit dem Mann irgendetwas nicht stimmte, der ihnen am frühen Abend des 5. September die Tür seines Hauses in Aachen-Brand öffnete, hatte die Polizei nicht. Ein einziges Mal tauchte sein Name in ihren
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