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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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war nur, dass er diesmal seinen Schlüsselbund in der Hand hatte und meine rechte Braue aufplatzte. Auch dies hätte mich nicht weiter gestört, hätte ich nicht endlich oben in seinem Haus gestanden und wäre ich nicht so neugierig gewesen, wie er wohnte. Trotz des Bluts in meinem Auge konnte ich Folgendes erkennen: Rechts eine offene Küche, die nach links in eine Art Wohnzimmer überging, dazwischen die Haustür mit einem Windfang. Vom Wohnzimmer konnte ich lediglich ein schwarzes Sofa sehen. Eins von diesen billigen Dingern, die tun, als ob sie aus Leder wären, am Schluss aber doch nur aus Plastik sind. (In unserer alten Wohnung hatte in der Bibliothek meines Vaters ein echter, antiker Ledersessel gestanden. Wie habe ich diesen Geruch als Kind geliebt!) Auf dem Küchentresen stapelte sich schmutziges Geschirr, überall standen aufgerissene Müsli- und Cornflakes-Schachteln herum, ein Tetrapack Milch, daneben eine riesige Staude Bananen. Der bloße Anblick ließ mich würgen. Ich habe Bananen noch nie gemocht. Und dann waren es ausgerechnet diese Früchte gewesen, die ich in meiner Gefangenschaft als einziges Essen bekommen hatte. Als ich einmal gewagt hatte, mich zu beschweren, hatte mein Peiniger gelacht und gesagt: »Was für Affen gut ist, kann für F... n nicht verkehrt sein.«
    Im Vorbeigehen brach er jetzt eine Banane ab, hielt sie mir hin und fragte: »Wegzehrung gefällig?«
    Ich erklärte ihm, wohin er sich diese Banane stecken könne. Erstaunlicherweise schlug er diesmal nicht zu, sondern versuchte bloß, mir das ungeschälte Obst in den Mund zu rammen. Ich hatte es kommen sehen und die Lippen fest aufeinandergepresst. Die Banane fiel zu Boden, er kickte sie zur Seite. Ich schmeckte ein wenig Blut. Er schulterte die Sporttasche, die vollgepackt im Windfang wartete, und zerrte mich zur Tür.
    Nie hätte ich geglaubt, dass frische Luft so köstlich sein kann. Ich blinzelte ein paarmal, bevor ich den Kopf in den Nacken legte, um in den Himmel zu schauen. Es war eine klare Nacht. Klarer als die, in der mich mein Peiniger entführt hatte. Ich sah die Sterne. Und ein Flugzeug, das vermutlich bald landen würde. Komischerweise bin ich sicher, dass ich damals sofort dachte: Ein Flugzeug, das auf dem Flughafen Köln-Bonn landen wird . Obwohl es doch genauso gut der Flughafen Düsseldorf oder sonst ein Flughafen hätte sein können. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt ja keine Ahnung, wohin ich verschleppt worden war. Vielleicht ist es ein Erbe aus jener Zeit, in der wir noch in den Wäldern lebten. Dass irgendein Instinkt uns immer verrät, wie weit wir von zu Hause entfernt sind. Denn obwohl ich nicht wusste, dass ich mich in Aachen-Brand befand, spürte ich, dass ich dieses Flugzeug, das ich da oben im Landeanflug sah, auch vom Balkon meiner Mutter in Köln-Deutz aus hätte sehen können. Mir traten ein paar Tränen in die Augen, für die ich aber keine Zeit hatte, denn mein Peiniger hatte die Haustür hinter sich ab- und seinen Porsche aufgeschlossen und fragte mich, ob ich ihm versprechen könne, eine brave »F…« zu sein. Dann dürfe ich nämlich vorn bei ihm sitzen. Andernfalls müsse er mich in den Kofferraum quetschen. Und dieser sei bei einem Porsche nicht sehr groß.
    Immer und immer wieder haben die Journalisten in diesem Punkt herumgebohrt - und ich bin sicher, Sie fragen sich jetzt auch: Warum habe ich in jenem Moment, in dem ich zum ersten Mal wieder im Freien war, draußen aus diesem Kellerloch, warum habe ich nicht versucht zu fliehen? Oder wenigstens um Hilfe gerufen? Das Nachbarhaus war doch keine fünf Meter entfernt! Warum bin ich stattdessen zu diesem Unmenschen ins Auto gestiegen?
    Glauben Sie mir, ich habe mir diese Frage tausend- und abertausendmal gestellt. Stets bin ich zur selben Antwort gekommen: Ich hatte keine Chance . Mein Peiniger hatte noch immer das Messer in der Hand. Und im Haus hatte er mir ja bereits demonstriert, was er mit diesem zu tun gedachte, sollte ich versuchen, um Hilfe zu schreien. Außerdem war es offensichtlich mitten in der Nacht, in den Häusern ringsum brannte nirgends mehr Licht. Wer weiß also, wie lange es gedauert hätte, bis Nachbarn überhaupt etwas gehört, geschweige denn, bis sie reagiert hätten. Das Viertel sah nicht so aus, als ob Menschen nachts neben den Telefonen sitzen und bloß darauf warten würden, die Polizei zu rufen, weil in der Nachbarschaft gerade mal wieder ein Gewaltverbrechen passierte. Der Gedanke an Flucht war noch abwegiger. Ich bin

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